Die besten Entscheidungen des Lebens sind diejenigen, die man aus Liebe trifft. Dabei kann einem aber leider keiner sagen, ob alles gut gehen wird.


Ich habs getan!

Du kannst 450 Kilometer mit 3 Monaten vorheriger Planung hinter dich bringen und mit einem 0:3 die lange quälende Heimreise antreten, doch du kannst auch Wochen damit zubringen, dich aus Vernunftsgründen zu weigern, zu einem Spiel zu fahren und dann fährst du doch spontan – und fährst mit einem Sieg von 4:0 glücklich wieder nach Hause. Keiner kann dir das vorher sagen.


AWD-Arena Hannover

Dementsprechend groß ist die Freude über die letztendlich richtig getroffene Entscheidung, nach Hannover zum Spiel Deutschland gegen Zypern zu fahren, welches am vergangenen Samstag stattfand.

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Eigentlich wollte ich ja gar nicht nach Hannover fahren. Ich hatte es ursprünglich vor, bis ein Forenbekannter von meinem Fußballforum tooor.de mich darauf aufmerksam machte, das das Spiel in München wohl besser wird, stimmungstechnisch und wichtiger für unsere Qualifikation würde es auch sein. Also fuhr ich nach München, erlebte dort schöne Tage, habe viel gesehen, darunter auch ein schlechtes Spiel. Ich hab das mittlerweile unter “Passiert ist passiert” abgehakt. Nach Hannover wollte ich demnach nicht, 3 Länderspiele 2007 sollten reichen, ich hatte mir ja eigentlich nur eines gewünscht.

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Die Mannschaftsaufstellung

Die Tage vor dem Spiel wurden jedoch zur Qual, denn in mir keimte dann doch langsam der Wunsch, das Spiel nun doch zu sehen. Grund dafür war nicht etwa der “attraktive Gegner” Zypern, die “tropischen Temperaturen” von etwa um den Nullpunkt, sondern eher die Teilnehmerliste des Tooor-Fantreffens, auf der viele bereits bekannte Leute standen, die ich schon auf Köln und/oder München kannte.


Diesmal nicht mittendrin: die Choreographie

Da war es natürlich sehr praktisch, das Sabine, eine mittlerweile gute Forenbekannte aus München (war mit ihr in Köln aufm Dom und habe in München eine Nacht bei ihr genächtigt) mir eine Karte anbieten konnte für den Brecherpreis von 24 Euro. Die Mitfahrgelegenheit organisierte ich mir ebenfalls kurzfristig bei einem Forenbekannten, der in Leipzig studiert. So stand es knappe 2 Tage vorher fest: Ich fahre nach Hannover.

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Als es am frühen Samstag Nachmittag mit dem Auto losging, wollte ich noch nicht wirklich glauben, das ich das tatsächlich mache. Doch was tut man nicht alles für die eigene Mannschaft, das Wir-Gefühl im Stadion und die netten Leute vom Fantreffen.

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Fahnenkinder

In knappen 3 Stunden waren wir auch schon da, Hannover ist ja “nur” 260 Kilometer entfernt, relativ nah im Vergleich zu Hamburg (400 km), München (450 km) und Köln (500 km). Das Wetter war trüb und die Sonne wollte sich partout nicht zeigen. Egal, sei es drum. In einen Stau gerieten wir auch nicht, so kamen wir dann etwa 17 Uhr in Hannover an und gingen gleich zum Treffpunkt, dem schon jetzt prall gefüllten Brauhaus Ernst August. Dort traf ich auch schon die ersten bekannten Gesichter, unter anderem Frank, den ich unbedingt überraschen wollte und sogar angeflunkert hab, in dem ich noch einen Tag vorher sagte, ich komme auf keinem Fall. Sorry Frank für die Schwindelei!

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Das Fantreffen war wie schon in Köln und München richtig super, wie gesagt viele bekannte Gesichter, aber weit über die Hälfte kannte ich dann eben noch nicht. Das Fotografieren gestaltete sich schwierig, denn mein Respekt vor den vielen “fremden Leuten” war dann größer als der Wunsch, später mit vielen Fantreffen-Fotos wieder heim zu fahren. Ein anderer Forenbekannter, der nicht mit dabei war, sagte mir später folgendes, was auch zutrifft: “Selbst fotografiert werden will wohl niemand, aber die, die nicht dabei waren, brüllen als erstes nach Fotos”. Recht hat er. Sabine schaffte es nach ihrer Hannover-Weihnachts-Shoppping-Tour dann auch noch zum Treffen, wenn auch nur kurz.

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Deutsche Nationalhymne

Die Stimmung im Brauhaus war schon sehr gut, überall lächelnde Menschen, sowohl Männlein als auch Weiblein, alle guter Hoffnung für den heutigen Abend. Nebenbei lief Fußball im Fernsehen und auf der Leinwand, wir alle waren gespannt auf das Spiel Schottland gegen England. Würden die Schotten gewinnen, müssten wir bei der EM nicht mit den unangenehmen Italienern spielen, es war sozusagen ein Schicksalsspiel – nur wer gewinnt, ist dabei. Bei der Hymne der Italiener hallten gellende Pfiffe und Buuuh-Rufe durchs Brauhaus Ernst August. Ich sehe schon, den 4. Juli 2006 hat niemand vergessen.

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Viel zeit blieb nicht fürs Fantreffen, Sabine wollte rechtzeitig am Stadion sein, um das Aufwärmen der Mannschaft mit anzusehen. So zwängten wir uns in eine schon relativ volle U-Bahn. Es war nicht einmal Platz zum Festhalten, was eigentlich nicht schlimm war, denn die Bahn war so voll, das man zumindet nicht umkippen konnte. Ich war trotzdem froh, als wir wieder aussteigen konnten und ich mal wieder frische Luft schnuppern konnte.


Ganz nah dran in Reihe 2!

Wenn ich mich an Hamburg und München erinnere, war der Weg von der Bahnhaltestelle bis zum Stadion spürbar ewig. In Köln quartierten wir uns ja bereits direkt am Stadion ein, und auch dieses Mal in Hannover war der Weg mit ein paar Minuten zu Fuß noch recht kurz. So kamen wir schnell zum Stadion, relativ zügig durch die Kontrollen und schon waren wir im Stadion.

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Ein geiles Tor der verschwommenen Art

Diesmal leider keine Choreographie – schade, das brach mir beinahe das Herz. Was mich auf der entgegengesetzten Kurve erwarten würde? Ich war gespannt. Reihe 2 stand auf meinem Ticket drauf, demnach wahnsinnig nah am Spielfeldrand – interessante Sache, ich würde kaum etwas erkennen, soviel war klar.

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Und wer wars? Clemens Fritz!

Es war kalt, eiskalt. Ich entschied mich aber vor Reiseantritt doch dazu, das Trikot unten drunter anzuziehen anstatt 4 Lagen Pullover und das Trikot drüber – was gelinde gesagt beschissen aussah. So saß ich mit Sabine in meinem dicken Mantel eingemummelt in Reihe 2 des Blocks S3, auf der anderen Seite der Kurve (aber immernoch auf der selben Tribüne) fand man die Zyprer. Und nein, es heißt wirklich nicht (mehr) „Zyprioten“ – das war einmal.

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Zum ersten Mal konnte ich sehen, wie toll das aussieht, wenn sich die Choreographie aufbaut und wie überall die Blitzlichter auf den Rängen aufflammen. Eine schöne Choreographie wars, wenn auch bei weitem nicht so schön wie die in München. Von weitem konnte ich sehen, wie die Papierfetzen von den Rängen und Reihen flogen. Hinterher habe ich im Forum gelesen, dabei sollen von den Ordnern angeblich ein paar Leute wegen “Papier schmeißens” rausgezogen worden sein. Sachen gibt’s.

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Und schon wieder klingelts!

Die Hymne kam, ich sang wieder voller Inbrunst mit, die Kamera hoch in die kalte Hannover-Abendluft gehalten. Durchschnittliches Lautstärkeempfinden in der AWD Arena meines Erachtens nach, dennoch kam es im Fernsehen wahnsinnig leise rüber. Das Spiel begann und was machen die Leute um mich herum? Sie setzten sich wieder hin.

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Ich glaubte das einfach nicht. Aber okay, es war eben keine Singing Area, so setzte ich mich widerwillig auch wieder hin, fummelte aber bereits mit meiner Kamera herum, noch hatte sie nicht die richtige Scharfstellung – was in dem Moment aber eigentlich egal war, denn kaum hatte ich die Kamera eingeschalten, jubelte schon die ganze Nordtribüne und mit klitzekleiner Verzögerung jubelte dann auch die Südtribüne. Alles war unscharf, aber ich hatte das Tor drauf. Unbezahlbar.

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Diesmal wars der Miro!

Schon bald schwappte die Laola-Welle durchs Stadion und dieses eine Mal saß ich genau dort, wo sie gestartet wurden. Die zugegeben unfähigen Trommler des DFB-Fanclubs engagierten sich zwar, aber für meinen geschmack zu sehr, denn wer möchte alle paar Minuten eine Laola-Welle machen? Ich mag Laola-Wellen, aber das war auch mir zu viel. Aber die machten weiter, bis zum Ende des Spiels, während Sabine rechts neben mir immer aggressiver wurde, und sie kenne ich ja nun wirklich als die Ruhe in Person.

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Lange dauerte es nicht nach dem ersten Tor von Clemens Fritz durch eine Vorlage von Poldi nach nur 75 Sekunden, in der 20. Minute buchsierte Miroslav Klose den Ball nach einer tollen Kombination über Poldi, Philipp Lahm, Mario Gomez und Clemens Fritz ins Tor. Noch wollte ich nichts beschreien, aber das sah nach einer klaren Sache aus. Beide Tore fielen auf der entgegengesetzten Seite des Stadions und selbst verständlich hoffe ich, das ich in der 2. Halbzeit auf meiner Seite auch noch das eine oder andere Tor sehen würde.

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Da kommt die Laola-Welle!

Die Halbzeitpause ging schnell vorbei, ich plauschte derweil kurz mit 2 Forenbekannten, die ich Mitte der 1. Halbzeit einige Reihen hinter mir erspäht habe, und machte ein paar Fotos. Dann stieg ich auch schon wieder hinunter über die Sitzreihen, in der Hoffnung, nicht auf die Fresse zu fliegen und mir sämtliche Knochen zu brechen.

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Ich wünschte mir noch ein Tor auf meiner Seite, und ich sollte auch nicht enttäuscht werden. Nur wenige Minuten nach Wiederanpfiff klingelte es erneut im Kasten der Zyprer, und das haben wir dem besten Mann des Abends zu verdanken: Lukas “Poldi” Podolski, der an dem ganzen Abend abging wie ein Schnitzel. Eine neue Position (linkes Mittelfeld statt Sturm), neue Leistungsoffenbarungen und neues Selbstvertrauen. Ich hielt die ganze Zeit die Kamera drauf, freute mich tierisch, ich hätte alles drauf. Dann die Ernüchterung: Ich hatte wohl den Aufnahmeknopf nicht ganz erwischt, so nützte es mir gar nix, das ich draufgehalten hatte, denn es war NICHTS drauf. Tierisch schade. Aber ich habs mit eignen Augen gesehen, was ja wohl das wichtigste war.


Da is aber jemand happy!

Die AWD-Arena Hannover wurde zum Tollhaus, auch das relativ ernüchternde Sitzpublikum der Südtribüne war bester Laune – nun, von den zyprischen Fans mal abgesehen, die glücklicherweise weit genug weg von mir saßen. Clemens Fritz, Miroslav Klose und Lukas Podolski selbst hatten getroffen – selbstverständlich wünschte ich mir zum Anschluss eines tollen Spiels noch ein Tor von Mario Gomez. Das ich ihm besonders zugetan bin, ist ja kein Geheimnis mehr.

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Nur noch ein paar Minuten, dann ist der Abend perfekt, aber noch war noch ein bisschen Zeit, es konnte ja durchaus noch etwas passieren. Dass ich manchmal bestimmte Vorahnungen habe und meine Kamera in den letzten Spielen jedes Mal rechtzeitig aufs Tor gehalten habe, ist mir ja ebenfalls bewusst. Doch ich weiß es vorher natürlich nicht genau. So dachte ich mir dann nur „Bitte mach ihn rein!“ als Poldi mit einer Wahnsinnsgeschwindigkeit sich gegen 2 Zyprer im Sechzehner behauptete und die Pille quer ins Feld schlug. Da stand goldrichtig Thomas Hitzslperger, der nur noch die Pille einzuschieben brauchte. Mein lautes “Jaaaaaaaa!!!”-Gekreische war das letzte, was das Video aufzeichnete, bevor die Speicherkarte voll war.

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Aaaaaaah, Ooooooooh!

Alles kein Problem, als Vielfotografiererin habe ich stets viel Extrasaft und Speicher mit dabei, einfach die neue Speicherkarte rein und weiter geht’s. Es war die 84. Minute, ich hatte 4 Tore gesehen, sehr viel mehr als ich erwartet hatte, nachdem wir uns im Hinspiel vor einem Jahr im zyprischen Nikosia merklich schwer getan hatten. Die letzten Minuten vergingen ereignislos, leider kein Tor von Mario, aber trotzdem so glücklich und hochzufrieden, das ich die Misere von München bereits vergessen hatte. Die Jungs haben hervorragende Wiedergutmachung geleistet.

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Nach dem Abpfiff blieben wir noch ein wenig sitzen, um die meisten Menschenmassen aus dem Stadion rauszulassen. Während wir noch warteten, wurde die Ansage gemacht, wie denn Schottland gegen England gespielt hat. Während es beim Fantreffen noch 1:1 stand, als wir aufbrechen mussten, hatte Italien nun doch gewonnen, wenige Sekunden vor Schluss. Ein kollektives Raunen ging durch die Massen. Das Stadion leerte sich zügig, es war wahnsinnig kalt und die Leute wollten schnell nach Hause. Diesmal dachte ich sogar noch rechtzeitig daran, mich im Stadion fotografieren zu lassen und da Sabine nicht mit aufs Bild wollte, hatte sie die Aufgabe mich zu knipsen: mit der AWD-Arena im Hintergrund, dick eingepackt in meinen Mantel und zufrieden den Tooor-Schal hochhaltend.

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Das gibts ja nicht! Hitzlsperger mit dem 4:0!

Dann gings auch schon wieder zurück, in die überfüllte U-Bahn zurück zum Brauhaus, wo mich Forenbekannter Marc, mein Fahrer, abholen wollte. Dort übergab ich Sabine erst einmal die 25 Euro für das Ticket und wir warteten noch ein paar Minuten auf meinen Fahrer, der sich dann auch bald einfand.

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Ich verabschiedete mich von meiner heutigen Stadionbegleiterin und ging mit Marc zurück zum Auto, das uns erneut in knapp 3 Stunden nach Leipzig zurückbrachte. Entspannt kuschelte ich mich in den Autositz, rollte meinen schönen neuen Tooor-Schal (ein Forenbekannter organisierte 100 Stück für je 7, 50 Euro) als Kissen zusammen und schaute in die Nacht hinaus.

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Niemand kann dir sagen, ob es gut gehen wird. Diesmal ging alles gut, ich war froh über meine Entscheidung, doch noch live dabei zu sein. Ich hätte ebenso zu Hause sitzen können und mich ärgern können, das ich nicht dabei war.

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Ein wirklich erfolgreicher Jahresabschluss für meine Stadiontour 2007. Was ich dieses Jahr alles erlebt habe, lasse ich demnächst noch einmal kurz Revue passieren.

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[youtube uYAfU1VUEns]
Das Spiel in der Zusammenfassung
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