Tage wie diese bleiben einem bis in alle Ewigkeit im Gedächtnis haften. Dafür Worte zu finden ist schwer, aber ich möchte es versuchen! Ich war dabei, beim 3:2-Sieg der deutschen Nationalmannschaft im Viertelfinale der EM 2008 gegen Portugal. Und was soll ich sagen? Ganz großes Kino!


St.-Jakob-Park in Basel

Inhalt:

  • 2733 Kilometer in 6 Tagen
  • Warum trauen sich die Mädels nicht?
  • Die Welt ist ein Dorf. Und der Ticket-Point sowieso.
  • “Iss deinen Teller auf!” – Is(s)t da vielleicht doch was dran?
  • Das tooor.de-Fantreffen
  • Organisation vorm Stadion? Durchgefallen!
  • Ein Spiel, ein Traum, eine einzige Party.
  • Glücklich und zufrieden
  • Erschöpfung zwischen Gut und Böse


Mit dem Bus nach Basel

2733 Kilometer in 6 Tagen

Ehrlich gesagt hätte ich nach dem Spiel gegen Österreich (von der Pleite gegen Kroatien mal ganz zu schweigen) nicht daran gedacht, dass unsere Jungs tatsächlich die 500% Leistungssteigerung zeigen, die man für eine Mannschaft wie Portugal braucht, um diese schlagen zu können.

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Aber gemach, gemach. Wo, wie, wann? Das Viertelfinalticket war das erste, was ich sicher hatte, dank des Fanclub Nationalmannschaft. Da es sich nur um eine Option handelte, musste das deutsche Team gegen Österreich gewinnen oder ein Unentschieden holen und schon stünde meiner Reise ins schweizerische Basel nichts mehr im Weg. Deutschland gewann mit 1:0 in Wien und ebnete meinen Weg zum Viertelfinale in Basel.

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Mannschaftsaufstellung

An für sich wäre es leichter gewesen, von Wien direkt nach Basel zu fahren, leider ging das nicht ohne weiteres. Im Viertelfinalticket war eine Busfahrt mit drin, welche auch schon bezahlt war. Hieß also: Von Leipzig nach Wien, von Wien nach Leipzig, von Leipzig nach Basel und von Basel wieder zurück nach Leipzig. 2733 Kilometer in 6 Tagen – das klingt nicht nur anstrengend, das WAR auch anstrengend! Man muss es sich vorstellen: Durchquert man Deutschland in der Vertikale, also vom nördlichsten Punkt bis zum südlichsten Punkt, das ist trotzdem gerade mal die Hälfte der Strecke, die ich insgesamt zurückgelegt habe.

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Wie schon die Reise nach Wien begann die Reise nicht direkt in Leipzig sondern dieses Mal in Zwickau, wo es am Abend zuvor noch ein leckeres All-You-Can-Eat-Barbecue gab und gemeinsam das letzte Gruppenspiel zwischen Russland und Schweden geschaut wurde. Ein Busshuttle brachte uns dorthin, zum Ärgernis der ca. 10 Leipziger im Bus, die nicht nachvollziehen konnten, warum wir nicht über die Autobahn sondern über Landstraßen nach Zwickau gefahren sind. Dennoch sind wir dann noch angekommen. Nach dem leckren Abendessen gings dann um Mitternacht endlich los, im Luxusreisebus, der sich dennoch im Laufe der Fahrt(en) als höchst unbequem herausstellen sollte.

Keine anderthalb Stunden hat es gedauert und ich nickte das erste Mal weg, wie noch einige Male in der Nacht. Ich erinnere mich nur noch, das ich etliche Male wieder aufgewacht bin weil es so unbequem war zum Schlafen, meinem Sitznachbarn war das scheinbar völlig gleichgültig. Mitten in der Nacht gabs nochmal ne halbe Stunde Pause, irgendwo unten in Bayern, ich weiß nicht genau, wo wir da gerade waren.

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Etwa um 8 Uhr in der Frühe wachte ich wieder einmal auf, als der Bus zum Stehen kam. Der deutsch-schweizerische Grenzübergang. Endlich waren wir schon fast da. Ich ging von einer Kontrolle aus, Rico, unser zuständiger Fanbetreuer vom Fanclub Nationalmannschaft, kündigte ja bereits an, wir sollen unsere Personalausweise bereit halten. Aber da wurde nichts kontrolliert.

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Hymne

Kaum waren wir durch den Grenze durch, hielten wir an und stiegen aus. Lecker Frühstück mit Toast, Würstchen, Kuchen und Kaffee. Na wenn das mal nichts ist? Ich ging aber erstmal duschen, darauf freute ich mich am meisten. Für 3,30 Euro inkl. 1 gratis Kaffee vom Mövenpick Restaurant war ich dabei.

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Warum trauen sich die Mädels nicht?

Um 10 Uhr sollte erst der Ticket-Point auf der Messe in Basel aufmachen, wo die Voucher zu tauschen sind, aber was machen wir bis dahin? Es hatte sich bereits angekündigt: Torwandschießen. Ein paar der Jungs bauten eine zerlegbare Torwand auf und man versammelte sich daraufhin auf dem kleinen Parkplatz hinter der deutsch-schweizerischen Grenze. Ich ließ die Jungs erstmal machen, manche waren erschreckend schlecht, manche richtig gut.


Die Fünf vom Fanclub:
Markus, Marie, Ende, Mike & Ich

Weil sich kein Mädel traute, habe ich das Eis gebrochen und bin angetreten. Gott, ist das lange her, das ich das letzte Mal gegen einen Fußball getreten habe. Zwei Mal unten, zwei Mal oben. Die ersten beiden Schüsse waren nix, obwohl es unten doch leichter sein müsste als oben, dachte ich. Der 3. Schuss saß, ins obere linke Loch geschossen, das war jetzt schon mehr als so mancher Kerl getroffen hat. Der 4. Schuss ging wieder knapp daneben – was solls. Einmal getroffen ist besser als kein Mal getroffen. Ich dachte, ein paar der Mädels, etwa ein halbes Dutzend, versuchen sich auch mal, leider sollte ich die Einzige bleiben.

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Der Gewinner wurde per Stechen zwischen 2 Kerlen ermittelt, von denen der eine, Mario, barfuß mit offenen Sandalen spielte. Wie er auch nur einen versenken konnte, werde ich wohl nie verstehen können, so oft ich mir die Bilder auch anschaue. Letztenendes gewann der mit dem festeren Schuhwerk, dessen Name ich leider nicht kenne und bekam als Belohnung ein riesiges Bierglas für Erdinger Weißbräu, eines, wie es der Deutscher Meister bei der Übergabe der Schale gereicht bekommt. Glückwunsch dem Sieger!

Die Welt ist ein Dorf. Und der Ticket-Point sowieso.

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Nach dem Torwandschießen gings zur Messe in Basel, wo der Ticket-Point zu finden war. Wir hatten ja nur die Voucher, die Berechtigungskarten für ein Viertelfinale der jeweiligen Mannschaft, in unserem Falle war das eben Deutschland. Dort angekommen, eine Viertelstunde zu früh, ging dann erstmal die große Warterei los. Ziellos schweifte mein Blick über die Menge an Leuten, die schon vor Ort waren. Plötzlich blieb mein Blick an jemanden mit einem Tooor.de-Schal haften, wer das wohl sein mag? Ich und meine schlechten Augen.

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Torjubel, der Erste

Nach etwa 10 Minuten des angestrengten Schauens entdeckte er mich endlich. Schnell stellte sich heraus, das es sich um meinen Kumpel Frank handelte, der mit dem mir ebenfalls bekannten Micha seine Voucher tauschen wollte. Da wurde sich erstmal begrüßt und geherzt, das tat gut. Ihm verdankte ich ja immerhin die Karte für Deutschland-Österreich, ich habe ihn ja am Montag schon beim Fantreffen gesehen. Die Welt ist eben dann doch irgendwie ein Dorf.


Gleich gehts los

Rico hatte es bereits angekündigt, wir parken mit unserem riesen Bus nicht in Stadionnähe sondern in gut 2 Kilometern Entfernung auf einem speziellen Busparkplatz, wo sich nach dem Spiel noch weitere Fanclub-Busse versammeln sollten, von denen wir die ersten waren. Leichter Unmut machte sich bei mir breit, bei einem absolut desaströsen, oder vielmehr quasi nicht vorhandenen Orienterungssinn befürchtete ich zu Recht, den Busparkplatz nach dem Spiel möglicherweise nicht wieder zu finden.

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Kollektiver Jubel

“Iss deinen Teller auf!” – Is(s)t da vielleicht doch was dran?

Auf dem Weg in die Innenstadt schloss ich mich zufällig an eine Gruppe von Fanclub-Mitgliedern an, Marie, Markus, Ende und Mike, alles sehr nette Leute. Wir verbrachten die Zeit bis zum Nachmittag in der Baseler Innenstadt und gingen zum Mittagessen in die Innenstadt. Wenn ich gewusst hätte, das zu meinem Mittagsgericht, was ohnehin eine große Portion war, ein köstlicher Salat zuvor serviert wird, hätte ich das anders gemacht. Ich war so pappsatt, bevor der Teller leer war. “Wenn du nicht aufisst und wir verlieren, dann ist das deine Schuld!” bekam ich mit einem Schmunzeln zu Hören. Das wollte ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen und aß brav meinen Teller auf. Danach bummelten wir durch einen riesigen offiziellen Fanshop, dessen Preise jenseits von Gut und Böse waren.

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Torjubel, der Zweite

Ich hatte nicht auf die Uhr gesehen, es müsste halb 3 gewesen sein, als ich meine Jungs von tooor.de in der Innenstadt wiedertraf. Beide Parteien lenkten ihre Aufmerksamkeit nur auf eine Sache: der große Partybus, der durch die Stadt fuhr, frei von jeglichen Sponsorenkennzeichnungen, mit lauter Musik und offen auf dem Dach, so dass man hochsteigen konnte. Kurz davor traf ich die Jungs, von den Fanclub-Leuten verabschiedete ich mich vorerst, man sollte sich ja sowies im Stadion wiedersehen. Mit meinen Leuten stieg ich dann hinauf auf den Bus, was auch überaus amüsant war, unten fotografierten die Tooorler, die unten geblieben sind.

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Das tooor.de-Fantreffen

Endlich, ja ENDLICH wars dann auch soweit, das Fantreffen mit meinen Leuten von tooor.de! Da ich meine Jungs schon dabei hatte, die mich dahin führen, wurde es hinfällig, das ich mir unzählige Anfahrtsspläne ausgedruckt habe. Gut gelaunt gings zum vereinbarten Treffpunkt. Überall lächelnde, freundliche und viele bekannte Gesichter, endlich gehts wieder los.


Wieder mitten in der Choreographie!

Nach und nach trudelten immer mehr Tooorler ein, von denen ich sehr viele bereits getroffen habe, egal ob Anfang der Woche im schönen Wien oder auch schon vorher bei den anderen Länderspielen, bei denen ich war. Mehr als sonst hatte ich dieses Mal die Knipse in der Hand, fotografierte alle die mir vor die Linse kamen, es hat wirklich sehr viel Spaß gemacht.

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Abschied nehmen war an diesem Tag besonders schwer, mit dem Wissen, nach dem Spiel nicht mehr zum Nachtreffen kommen zu können. So viele nette Leute waren da, ich habe keine weiteren Tickets für ein EM-Spiel, manche würde ich vielleicht eine Zeit lang erstmal nicht sehen. Die Verabschiedung geriet zur Herausforderung: Habe ich jemanden vergessen? Dann konnte es endlich losgehen. Mit einem kleinen Bisschen Trauer, Abschied nehmen tut eben doch weh.

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So gehn die Deutschen!

An einem Tag wie diesen stimmte nicht nur das Spiel – das Fantreffen sowieso, aber das Fußballspielen auf dem Weg zur Straßenbahnhaltestelle war durchaus amüsant. Einer hatte einen kleinen Mini-Fußball von einem Gewinnspiel dabei, den wir uns gegenseitig unter fleißiger Mithilfe von anderen Fans, die auch auf dem Weg zum Stadion waren, zukickten. Überaus lustig wars. Als es allerdings Überhand nahm, nahm ich den Ball in meine Obhut und trug ihn zum Stadion. Ein Fehler, wie sich noch herausstellen sollte.

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Organisation vorm Stadion? Durchgefallen!

Selten habe ich einen so unkoordinierten Haufen gesehen wie vor dem St.-Jakob-Park in Basel. Kaum ausgeschildert, ganze Straßenbahnlinien ausgesetzt, PKW-Verkehr gesperrt. Gott sei Dank hatten wir unseren Reiseleiter, Username Minkes, Realname? Keine Ahnung, hehe. Er führte uns schnell zum Stadion, kannte die Abkürzungen und wusste auch so bestens Bescheid.

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Torjubel, der Dritte!

Wie bereits geschrieben hatte ich den kleinen Ball noch im Rucksack. Der wurde mir entgegen den Aussagen der ortsansässigen Experten an der Einlasskontrolle abgenommen. Schade, aber nachvollziehbar. Ich machte ja bereits in Wolfsburg eine unnötige Erfahrung mit der Security, von wegen Batterien als Wurfgeschosse. Postwendend wurde ich zum Fundbüro geführt, wo ich eine Nummer bekam und der Ball verschwand hinter der Theke des Fundbüros.

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Schnell wieder zu den anderen, sofern ich sie noch finde. Jene waren ganz erschrocken, auf einmal war ich weg. Glücklicherweise fand ich sie wieder, schon konnte es weitergehen. Das Anstehen in der Schlange am Eingang wurde zur krassen Belastungsprobe für meine angekratzten Nerven. Alle paar Minuten fragte ich: “Wie spät?”, ich möchte mich an der Stelle bei Tina entschuldigen, die das ganze so geduldig ertragen hat.


Riesen Torjubel mit Riesentrikot

Drinnen ging kaum etwas voran, es nervte mich ungemein. Schon bald sollte sich zeigen, was der Grund für den quasi nicht vorhandenen Fluss der Leute ins Stadion war: 2 große Wagen mit Altflaschen, die ausgerechnet jetzt durch die Menge gezogen werden mussten. Fantastisch!

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Auch von letzten Begleitern musste ich mich verabschieden, unter anderem auch von einem, mit dem ich in Sachen Vereinsfußball eher keine Worte wechsele: Ein Karlsruhe-Fan und ein Stuttgart-Fan haben sich naturgemäß nicht besonders viel zu sagen, doch an diesem Tag waren wie Verbündete: Keine Vereinsmeierei, nur unsre, die deutsche Nationalmannschaft! Alles, was zählt.

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So gehn die Portugiesen…

Ein Spiel, ein Traum, eine einzige Party.

Lange habe ich jetzt um den heißen Brei herumgeredet. Bald sollte es losgehen mit dem Spiel, nur noch wenige Minuten. Mein Sitzplatz stellte sich als ein wenig sichtbehindert heraus, was mich zunächst ein wenig störte, aber im Laufe des Abends noch völlig zur Nebensache werden sollte.

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Viel zum Spiel bleibt nicht zu sagen, außer, das es ein absoluter Traum war, den ich genossen habe, wie kaum ein anderes Spiel jemals zuvor. Alle Hoffnungen, die ich in diesen Tag gesetzt hatte, wurden über alle Maßen übererfüllt, auf eine Weise, die ich zu beschreiben kaum im Stande bin.

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Jeder Ballkontakt Szenenapplaus

Wer im Stadion war, musste sich die Augen reiben: war das wirklich die Nationalmannschaft, die wir gegen Kroatien und Österreich gesehen haben? Einfache Antwort: Körperlich ja. Aber mit einem unglaublichen Feuer und einem Teamgeist, den wir in den letzten Spielen haben vermissen lassen. Als geschlossene Mannschaftsleistung verdiente sich das deutsche Team dem sensationellen 3:2-Erfolg gegen die favorisierten Portugiesen.

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Und weils so schön ist, gleich nochmal

Schon in den ersten Minuten legten unsere Jungs los wie die Feuer, eine Abwehr wie ein Bollwerk, ein pfeilschnelles Mittelfeld und (Flügel)Stürmer in bester Laune. Weiter so, Jungs, dann wird die Nummer hier gut enden. Und wie sie enden sollte! In der 22. Minute, ich hantierte permanent mit meiner Kamera herum, traf Schweini mit einem schnellen und traumhaften Tor zum 1:0, wie üblich, muss ich fast schon sagen, lief die Videoaufnahme der Kamera. Es geht doch nichts über einen Torriecher, gell Schweini?

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Bei einer gegnerischen Mannschaft dieser Klasse hätte ich normalerweise an Panik und Nervosität zerbrechen müssen, aber dem war nicht so. Der portugiesische Superstar Cristiano Ronaldo hatte kaum sehenswerte Aktionen, stattdessen immer wieder die Deutschen! Und ich dachte vor dem Spiel, es würde genau anders herum laufen. Das Beste gehofft, das Schlimmste erwartet. Ich wurde aufs Positivste überrascht von einer wahnsinnig käpferischen Mannschaft, wie ich sie in den letzten 2 Jahren kennen und ja, wirklich lieben gelernt habe.


Jungs, das habt ihr gut gemacht!

Nur wenige Minuten später erhob sich der deutsche Block, schon die ganze Zeit “Heimspiel in Basel, wir haben ein Heimspiel in Basel” singend, erneut von den Sitzen: Miroslav Klose schenkte uns das 2:0! Der Großteil der Zuschauer, überwiegend deutsche Fans wurde zu einem weiß-schwarz-rot-goldenem Jubelhaufen, wo jeder Jeden umarmte, herzte und nach Belieben knuddelte. Völlig egal, aus welcher Ecke man kommt, Hamburger feierten mit Bremern, Stuttgarter mit Karlsruhern, Dortmunder mit Gelsenkirchenern, die Freude kannte keine Grenzen.

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Im weiteren Spielverlauf das gewohnte Bild wie schon in den ersten Minuten: Portugal unterirdisch, Deutschland am Drücker, unentwegte Jubelgesänge von den Rängen, und ich mittendrin, sichtbehindert oder nicht war nun egal geworden. Der Schiri pfiff zur Halbzeitpause, jetzt muss ich mich erstmal kurz setzen. Keine 2 Minuten später sprang ich auf und tippelte ein paar Treppenstufen nach unten und suchte Reiseleiter “Ich weiß wie es zum Stadion geht, folgt mir!” Minkes und zeigte ihm begeistert zu allererst die Videos der beiden Tore. Ja, auch das zweite hatte ich zufällig aufgenommen. Und nein, ich lass die Digitalkamera nicht komplett durchlaufen. Portugal hatte mittlerweile den 2:1-Anschlusstreffer erzielt, aber wen interessierte das bei der Leistung des deutschen Teams? Ich war noch entspannt.

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Ihr könnt nach Hause fahrn!

In der 2. Halbzeit gings wieder ordentlich los, in der 60. Minute wurde der alte Torabstand wiederhergestellt. Da die Deutschen in der 2. Halbzeit auf das Tor auf meiner Seite spielten, sah ich natürlich richtig gut. Freistöße gehören neuerdings zu unserer Spezialität (ich sag nur Serbien und Österreich), die Kamera lief wieder mit, man kann ja nie wissen. Ich sah gerade noch, wie der Ball das Netz ausbeulte, sehr viel habe ich danach nicht mitbekommen. Überall Jubel, wie in einem Märchen. Ich sah noch gerade so, dass Michael Ballack, der nach dem Freistoß von Schweini per Kopfball zum 3:1 traf, an die Bande kam und uns mit offenen Armen seine Siegerfaust zeigte. Neben mir wurde im deutschen Block erneut das Riesentrikot ausgerollt.

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Das sollte uns keiner mehr nehmen – oder etwa doch? Kurz vor Schluss gelang den Portugiesen doch noch der Anschlusstreffer zum 3:2, die pure Freude, die sich über das ganze Spiel kontinuierlich gesteigert hatte, schlug in den letzten Minuten in Nervosität um. Den Deutschen trieb es jedenfalls jegliche Farbe aus dem Gesicht. Gelänge Portugal noch ein Tor, ginge es in die Verlängerung, was anhand des ständigen Powerplays unserer Jungs möglicherweise gefährlich geworden wäre. Kommt schon, Jungs, jetzt müsst ihr aufpassen.

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So geht der Ronaldo…
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So gehn die Deutschen!

Der 4. Offizielle machte uns das Leben auch nicht unbedingt leichter – 4 Minuten Nachspielzeit, diese ohne ein weiteres Gegentor überstehen, dann war der Weg frei in die deutsche Glückseligkeit an jenem Donnerstag Abend. Innerlich zählte ich die Zeit herunter, über mir hing ein kleiner Fernseher, auf den ich gute Sicht hatte (im Vergleich zur richtigen Stadionleinwand, wenn man gerade ordnungsgemäß steht und ordentlich supportet). Komm schon, Schiri, pfeif endlich ab. Gebete auf beiden Seite.

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Die letzte Minute

Er wurde von einem tosenden Jubelgeschrei von sämtlichen Seiten erstickt, der Schlusspfiff des Schiedsrichters. Alle Anspannung der letzten 10 Minuten entlud sich in einem kollektiven Jubel, wohin man auch schaute, überall sah man glückliche Menschen, dankbar für das, was sie nun gesehen haben, voller Hoffnung und vor allem brennender Zuversicht, mit so einer Leistung auf alle Fälle Europameister werden zu können. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

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Ordnungsgemäß wurde die Mannschaft mit mehreren Wellen verabschiedet, ein Humba Humba Tätärätätätääää durfte natürlich auch nicht fehlen. Poldi, der nicht nur das 1:0 durch Schweini traumhaft vorbereitet hat, sondern eine sensationelle Leistung an diesem Abend ablieferte, machte den Showmaster vorm begeisterten Publikum. Gebt mir ein H – wie Helden. Gebt mir ein U – wie Unglaublich. Gebt mir ein M – wie Meisterlich. Gebt mir ein B – wie Begeisternd. Und gebt mir ein A – wie Alles ist möglich, der Funke sprang allerspätestens jetzt zwischen Mannschaft und Fans über.

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Eine tolle Begegnung der verschwommenen Art

Glücklich und zufrieden

Viel Zeit blieb nicht, zum Nachtreffen der Tooorler hätte ich es ohnehin nicht mehr geschafft, ich schaffte es letztenendes noch nicht einmal zurück zum Fundbüro, wo ich den kleinen Mini-Fußball abgeben musste. Marie und Markus vom Fanclub sah ich ja im Stadion wieder, sie hatten Tickets in der Reihe vor mir. Gemeinsam gingen wir wieder nach draußen, wo sich ein unglaubliches Bild von feiernden und begeisterten Fans bot, schnell zum Bus zurück war die klare Aussage unseres Fanbetreuers Rico.

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Meine Befürchtung, alleine nicht zum Bus zurück zu finden, wurde nun hinfällig, ich schloss mich erneut meinen neuen Bekanntschaften an. Nach 2 “Wie müssen wir nochmal fahren/laufen”-Telefonaten waren wir auf dem richtigen Weg und fanden den Bus, zu dem sich noch etliche andere Busse gesellt hatten, wieder. Es war ja nicht so, als hätte ich Rico nicht vorgewarnt. “Ich habe keinen Orientierungssinn” ignorierte er gekonnt mit einem charmanten Lächeln. Ich hatte es ihm gesagt.

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Humba, Humba, Tätärääää!

Erschöpfung zwischen Gut und Böse

Die lange Woche mit 2 Spielen, 2 Nachtfahrten und vielen absolvierten Kilometern forderte nun ihren Tribut. Keine halbe Stunde, nachdem wir mit dem Bus gen Heimat aufgebrochen sind, nickte ich weg. Erst über 2 Stunden später wachte ich wieder auf, mit einem steifen Nacken und einem schmerzenden Rücken, dass es echt nicht mehr feierlich war. Den Rest der Fahrt ging es so weiter: Schlafen, Aufwachen, Schmerzen, Schlafen, Aufwachen, Schmerzen und so weiter, die ganze Nacht lang bis in die frühen Morgenstunden.

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Früh morgens kamen wir am Hermsdorfer Kreuz an, wo ich in den Shuttlebus nach Leipzig, zusammen mit dem Rest der Leipziger Connection, umsteigen musste. Schnell wurden noch Nummern getauscht zwischen der überaus freundlichen Marie und mir, man wolle natürlich in Kontakt bleiben. Gern hätte ich mich insbesondere von Rico verabschiedet, ohne den ich vermutlich nicht dieses einmalige Spiel erlebt hätte, doch man hatte es eilig und so begab man sich im Minibus auf den Weg nach Leipzig. Wieder mit Busfahrerin Marion, die uns auf der Hinfahrt höchst eigenwillig über Landstraßen nach Zwickau kutschierte.

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Das Beste nochmal zum Schluss

In Leipzig angekommen verabschiedete man sich mehr oder weniger umfangreich, ich machte es kurz, im Gegensatz zu den anderen kannte man sich ja untereinander (noch) nicht wirklich. Wieder daheim, mit hunderten Fotos und Videos im Gepäck, war ich dankbar für die erste Dusche und freute mich auf mein Bett, welches allerdings noch warten sollte. Zuerst die Bilder und Videos von den 3 Speicherkarten übertragen, die ich verbraten habe, erst dann wird geschlafen. Wenn auch nicht für lange. 2 Stunden – dann gings los mit dem ersten Blogartikel zum Spiel gegen Österreich.

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Es wird wohl einige Zeit dauern, bis ich wieder so eine anstrengende Tour unternehme. Was übrig bleibt: Alles. Alles wird hängen bleiben, die Stimmung, die Leute vom Fantreffen und vom Fanclub und selbstredend die Gewissheit, das man großes Kino erlebt hat.

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