Der Kater des Siegesrauschs war ausgeschlafen – ich rede nicht von meinem eigenen, sonderm vom allgemeine Kater, hervorgerufen durch die “Ja, wir fahren definitiv zur WM 2010!”-Euphorie, die am Wochenende zuvor nach dem Spiel gegen Russland die Bundesrepublik Deutschland fest im Griff hatte. Ein Fußballfest war angekündigt gegen Finnland, um den Zuschauern, die einiges in den verpatzten Testspielen verkraften mussten, etwas zurückzugeben. Und natürlich ist die Vorstellung eines Fußballfestes eine ganz andere als diese traurigen 90 Minuten.

Die hier gewählte Überschrift trügt nicht: es war wirklich wieder der selbe Augenkrebs wie schon viel zu oft in den letzten Monaten. Als unbeteiligter Außenstehender kann man das kam glauben, schließlich sind wir souverän in der Qualifikationsgruppe durchmarschiert mit einem Start-Ziel-Sieg und sind nun definitiv im Sommer 2010 in Südafrika dabei. Es sind die Testspiele und die Qualifikationsspiele im Schongang, die die Hoffnungen für 2010 trüben.

An sich bin ich froh, dass dieses Spiel schon einige Tage zurückliegt, daher will ich die Erinnerung daran nicht allzu sehr wieder heraufbeschwören. Es war ein einfach unansehnliches Spiel, keine Ideen, keine Lust. Nur 11 Minuten reichten aus, um die Euphorie, die nach dem Russland-Spiel blieb, wieder zunichte zu machen. Das 0:1 schockierte selbstverständlich. Mehr gibt es zum ersten Durchgang auch nicht zu sagen. Mit Pfiffen wurde die Mannschaft nach 45 Minuten in die Kabinen des Hamburger Stadions verabschiedet.

Erst im zweiten Durchgang erhöhten die Deutschen die Schlagzahl und ließen die Zuschauer im Stadion und vorm Fernseher spüren, dass sie hier doch noch den einen oder anderen Treffer erzielen wollten. Man tastete sich langsam heran mit zarten Schüsschen, die immer weniger weit am Tor vorbeigingen. Die Zeit lief gegen uns.

Erst gegen Ende der Partie kam er dann, der Retter des Hinspiels und der Retter der perfekt gemacht WM-Qualifikation gegen Russland: Miroslav Klose wurde jubelnd begrüßt, möge er doch bitte wieder die Kohlen aus dem Feuer holen. Auch, wenn er am Ende nicht als der Ausgleichs-Torschütze gefeiert werden sollte, war er doch maßgeblich daran beteiligt: ein schlampig geklärter Schussversuch von Westermann landet bei Klose, der in den Strafraum zurückgibt und Lukas Podolski bedient, der das Ding mit dem rechten Fuß und mehr Glück als Verstand schon irgendwie über die Linie schob – und dabei ist er Linksfüßer.

Gerade noch so gerettet vor der Blamage, ein Glück. Was bleibt von diesem Spiel? Sich über einen glücklichen Punkt freuen und lieber ganz, ganz, ganz schnell vergessen. Und liebe keinen Gedanken daran verschwenden, was gewesen wäre, wenn wir in Russland gepatzt hätten und dieses Spiel die Entscheidungsschlacht gewesen wäre.

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