…sondern der Moment, in dem du auf dem Boden aufschlägst. Das wussten schon die Caesars. Und es ist jedes Mal aufs Neue schmerzhaft und erniedrigend, es am eigenen Leib zu spüren. Ob es Absicht war, so viel Zeit seit diesem Spiel ins Lande gehen zu lassen, kann ich nicht einmal sagen, zu schnell wollte ich vergessen, was während des Bundesliga-Heimspiels gegen den 1. FC Köln passiert ist.

Der Ort, der mich ein zweites Mal geboren hat, zusammen mit den Menschen, die mich geboren haben: nachdem ich meine Eltern bereits im vergangenen Dezember beim Auswärtserfolg in Cottbus dabei hatte, traten sie nun gemeinsam mit mir und meinem Stammfahrer Reinhart die 500-Kilometer-Strecke nach Stuttgart an. Und ich wünschte bei Leibe, man hätte sich ein anderes Spiel ausgesucht.

Doch wie es nunmal so ist, du weßt nie was passiert und du glaubst selber immer nur das, was du glauben willst. Du glaubst daran, dass sich Bilanzen und Statistiken bewahrheiten und vertraust auf das, was immer passiert – oder du kennst die Bilanzen und Statistiken und hoffst, es kommt anders. Und das jeden Spieltag aufs Neue, auch dann noch, wenn jede Statistik schon längst wieder gebrochen wurde.

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Als die Temperaturen noch mild und erträglich waren, am 19. September des laufenden Jahres, machten wir uns auf den Weg, um das zu glauben, was wir glauben wollten, nämlich dass den Kölnern es nicht 2 aufeinander folgenden Saisons schaffen würden, uns daheim in Stuttgart zu düpieren. Doch dann kam alles doch ganz anders. Und am Ende reichte es nicht zu mehr als einem “Warum habe ich nur der Statistik nicht geglaubt?”.

Nicht vergessen werde ich zumindest nicht den Gesichtsausdruck meiner Mutter, als wir die Treppenstufen zu unserem Block 37c hinaufstiegen und sich vor ihr zum ersten Mal die Mercedes-Benz Arena öffnete, unser geliebtes Stadion, unsere Heimspielstätte, Schauplatz grandioser Spiele und so manchen bitteren Enttäuschungen, unsere Baustelle und dennoch für jeden von uns ein Zuhause. “Beeindruckt” beschreibt jenen Gesichtsausdruck wohl am besten. Und auch ich erinnere mich natürlich gern an jenes “erste Mal“.

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Zum Spiel möchte ich nicht viele Worte verlieren, das war es eben einfach nicht wert, wirklich nicht. Während unsere Jungs von einem Fehlpass zum Nächsten stolperten, machte sich das kollektive Raunen relativ schnell breit und ließ die Unzufriedenheit wie ein kalter Schatten über uns kommen. Nach dem verlorenen Spiel eine Woche zuvor in Hamburg brauchten wir nun wieder dringend einen Sieg – doch kassierten dafür nach nicht einmal einer halben Stunde den Rückstand.

Kopfschüttelnd kauerte ich auf der roten Sitzschale, meiner Sitzschale, die mit der Plakette “6” versehen ist. Auch meinen Erzeugern fiel dazu nicht mehr wirklich viel ein. Der Gästeblock mit den mitgereisten Kölnern war bester Laune, was man ihnen noch nicht einmal verübeln konnte. Und durch die Nähe meines Sitzplatzes zum Gästeblock ist eben jener streckenweise um einiges lauter zu hören als der eigentliche Support-Block auf der anderen Seite der Cannstatter Kurve. Auch in der zweiten Halbzeit machte sich kaum Besserung breit, weder in der Kurve, noch auf dem Spielfeld. Es war beängstigend und frustrierend zugleich.

Jeder kennt das Gefühl, wenn einem zu einer Situation wirklich nichts mehr einfällt, nicht wahr? So, wie die Mannschaft spielte, sehnte man sich nichts mehr herbei als den Abpfiff, doch auch diese simple Tat war uns an diesem Tag ohne die komplette Blamage nicht erspart geblieben. Wenige Momente noch bis zum Schluss, als sich unser sonst eigentlich konzentrierte Keeper Jens Lehmann zu einem spontanen Ausflug aus seinem Revier entschloss, um in einen Zweikampf mit Sanou zu gehen. Das Ende vom Tanz weit vorm Strafraum: ein langer Ball, viele bange Blicke und ein anschließend jubelnder Gästeblock.

Ich glaube, das Geräusch von einem 39.000-fachen “PLATSCH” vernommen zu haben, der Momemt, als wir auf dem Boden aufschlugen und zu einer faden, breiigen Masse zerflossen. Schlimmer als das konnte es eigentlich schon gar nicht mehr werden – das war das, was ich ab dem Ende dieses Spiels denken wollte. Doch auch hier musste ich mich natürlich irren – auch das Pech kommt in der Ketschupflasche. Erst gar nicht (Rückrunde 2008/2009) und nun alles auf einmal.

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Den Heimweg traten wir nach dem Spiel wieder gemeinsam an, begleitet von der Portion Frust und Unverständnis, die vor dem Spiel nicht zu erwarten war, aber auch nach dem Spiel nicht einfach vergessen werden konnte. In Mark und Bein ging diese bittere Niederlage. Und ob die Spieler ebenso darunter nachhaltig leiden würden wie ich zum Beispiel, das möge ich doch stark anzweifeln. Es war für unsere Mannschaft nur ein Spiel mehr, nach dem sie mit einem gellenden Pfeifkonzert von der Kurve weg gescheucht wurden.

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