Einfach vergessen. Gar nichts schreiben. Alles schwärzen. Über die Erfolge der U17 und U19 berichten. Ein Waffel-Rezept veröffentlichen. Auswandern. Die Alternativen, die mir im Laufe des Wochenendes offeriert wurden, waren vielfältig. Und dennoch entschied ich mich für das Schmerzhafteste von allem: über das zu schreiben, was am Samstagmittag passiert ist. Auch wenn ich es nicht will. Auch wenn mir tausend andere Beschäftigungen lieber wären als diese. Auch wenn es so unendlich weh tut, neu gewonnene Hoffnungen wieder davon schweben zu sehen. Auch deswegen. Und vielleicht sogar auch genau deswegen.

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Wir lieben diese Momente wie beim Heimspiel gegen Fürth, in denen für diesen einen Augenblick unsere Fußballwelt in allerbester Ordnung ist und wir keinen Zweifel daran haben, dass eines Tages alles gut wird. Sie lassen uns vergessen, was hinter uns liegt und versperren uns den Blick auf all die Hürden, die uns noch bevor stehen. Für einen Moment ist man unbesiegbar – bis man auf dem harten Boden der Tatsachen aufschlägt.

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Umso mehr hassen wir diese Momente, in denen wir am liebsten alles hinschmeißen wollen, weil uns der ganze Zirkus es nicht wert ist, so viel Zeit, Geld und Nerven zu opfern. Wir sind verbittert, ärgern uns maßlos über das erlebte und fragen uns, warum genau das ausgerechnet uns wiederfahren musste. “Macht euren Scheiß doch alleine, ich bin raus” möchte man sagen und stapfend davon poltern. Doch wir können es eben nicht. Weil uns die Liebe zum Verein immer wieder neue Opfer bringen lässt.

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(K)Ein Alptraum

Schniefend und mit einem kratzigen Hals wachte ich auf, die Krähen vor dem Fenster haben mich geweckt. Ich lag in einem fremden Zimmer, schaute mich um und realisierte, dass es kein Alptraum der übelsten Sorte war. Wie soll ich das nur verarbeiten? Eine Frage, die ich nicht beantworten konnte, als ich auf die fremde Zimmerdecke starrte. Hier war ich nun, in Dresden-Pesterwitz, im Elternhaus meines Kumpels Rouven, wo ich dankenswerterweise übernachten durfte.

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Der Tag des Grauens war Geschichte, doch das Härteste stand mir bereits bevor. Während die Pein von Dresden nur 90 Minuten dauerte, würde es mich wesentlich mehr Zeit kosten, das alles aufzuarbeiten. Viele Stunden, um die Bilder zu sichten, zu bearbeiten und zu veröffentlichen. Und noch viele weitere Stunden, über etwas zu schreiben, über das man nicht schreiben will. “Dann tu es doch einfach nicht!” ist oft die einfachste und zugleich naivste Antwort, die man mir geben kann.

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Wer diese Zeilen nicht lesen will, weil er Dresden schnell verdrängen möchte, der soll dies bitte nicht tun. Aber ihr könnt nicht von mir erwarten, dass ich es sein lasse. Dafür liebe ich es viel zu sehr, euch an dem teilhaben zu lassen, wie ich ein jedes VfB-Spiel durch meine eigenen Augen gesehen habe. Nicht immer macht es Spaß und heute ist wieder einer dieser Tage. Alles stehen und liegen lassen und sich anderen schönen Dingen widmen. Und doch sitze ich hier. Weil ich es nicht lassen kann. Und weil ich in dieser schweren Stunde vielleicht einen kleinen Trost spenden will.

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Ein verzweifelter Versuch des Trostes

Wie soll das aber gehen, dieses Trost spenden? Ich kann mich doch noch nicht einmal selber trösten. Sie haben uns ausgelacht, uns gedemütigt, uns vorgeführt. Uns, den VfB Stuttgart! Wie konnte das passieren? Ich kann nicht sagen, was genau passiert ist und was in den Köpfen der Spieler vorgegangen war. Aber ich kann versuchen, einen kleinen Einblick zu geben in das, was in meinem Kopf vorgeht. Doch seid bitte gewarnt: wer am Ende dieser 16.620 Zeichen lesen möchte, wie ich weiterhin felsenfest davon überzeugt bin, am Ende der Saison aufzusteigen, der ist hier fehl am Platz.

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Zwei einhalb Tage sind mittlerweile ins Land gegangen, seit wir in der sächsischen Landeshauptstadt auf bitterste Art und Weise vorgeführt wurden. Gestern, am Tag danach, fehlte es mir zuerst an Möglichkeiten, dann an Zeit, dann an der notwendigen Muße, diese Zeilen niederzuschreiben. Wird es mir dennoch irgendjemand verübeln, wenn ich mich versuche, kurz zu fassen? Geht das überhaupt, oder werde ich wie sonst auch nach der fünften Seite feststellen, dass es ein weiteres Mal nicht hatte sollen sein mit dem „kurz fassen“.

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Ich kann ehrlich gesagt nicht einschätzen, wieviele Leser sich das hier antun werden. Ich kann auch nicht einschätzen, wieviel Kraft mich das hier noch kosten wird. Ich weiß nur, dass ich mich durchbeißen muss – denn genau das erwarte ich nicht minder von meiner Mannschaft und dem Trainerteam, dass sie sich durchbeißen und sich von Tagen wie diesen nicht aus der Spur bringen lassen. Aber welche Spur ist das eigentlich genau?

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Mein ungutes Bauchgefühl und ich

Es gibt da diese Stimme in mir, die gibt niemals Ruhe. Völlig ungeachtet dessen, auf welchem Tabellenplatz sich der VfB befindet, ob die Tendenz nach unten oder nach oben geht, egal in welcher Liga: ich habe grundsätzlich immer ein schlechtes Gefühl. Das kann von „Irgendwie hab ich da kein sonderlich gutes Bauchgefühl“ bis hin zu „Das Spiel gewinnen wir doch niemals!“ reichen, und wenn ich mal vorsichtig optimistisch bin, versaut es der VfB meist ohnehin. Sind das diese selbsterfüllenden Prophezeiungen, von denen man immer liest und hört?

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Zu dritt hatten wir uns gegen elf Uhr vormittags auf den Weg gemacht, mein Kumpel Rouven, sein Papa und ich. Anzumerken war uns nichts, kein Schal, kein Trikot, eine gute Idee, wie sich mehrfach bestätigen sollte. Einige Schwarz-Gelbe säumten unseren Weg, der sächsische Dialekt drang in meine Ohren und ich stellte fest, wie wenig ich diesen doch vermisst hatte. Als wir die Eingangskontrollen hinter uns hatten, fühlte ich mich nicht nur um das Gefühl der potenziellen Gefahr erleichtert, auch meine kleine, unschuldige und überhaupt ungefährliche Handtasche wurde einkassiert. Alles in die Jackentaschen zu stopfen war gewiss nicht das, was ich vorhatte.

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Nur langsam füllte sich der Block, schließlich waren wir früh dran, andere wiederum sehr spät: bei einem der Busse, mit denen der aktive Kern angereist war, war der Keilriemen gerissen und die Ankunft noch vor dem Anpfiff damit in weite Ferne gerückt. Als es die Runde machte, der Bus wäre im Eimer, fühlte ich mich sogleich erinnert an jene legendäre Tour mit RWS Berkheim nach Braunschweig vor über drei Jahren. Erst wenige Minuten vor dem Anpfiff erreichten sie den Gästeblock und komplettierten die gut 3.000 angereisten VfBler, von denen die allermeisten mitten in der Nacht aufgebrochen waren.

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Eine halbe Stunde reicht nicht aus

Ich würde gerne sagen, dass ich mich nicht mehr an viel erinnern kann, doch entspräche das bedauerlicherweise nicht einmal annähernd der Wahrheit. Ich erinnere mich und wünschte so sehr, es wäre nicht so. Wer bis hierher gelesen hat und auch vorhat, noch bis zum Ende durchzuhalten, den will ich jedoch nicht vergraulen. Den meisten von uns, die die Schande von Dresden miterleben mussten, wird es ähnlich ergangen sein wie mir. Nach einer netten Choreographie der Dresdner begann ein Spiel, das offen war, gar mit Vorteilen für den VfB inklusive der Riesenchance von Carlos Mané. Doch was danach geschah, vermag niemand zu erklären. Die Mannschaft nicht. Hannes Wolf nicht. Ich nicht.

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Obwohl wir alle wissen, dass es nicht den geringsten Mehrwert bietet, so fragen wir uns insgeheim dennoch ein jedes Mal, wenn wir enttäuscht, frustriert und verzweifelt zurückbleiben: „Was wäre gewesen, wenn…?“ Nicht viele Zentimeter hatten gefehlt und ich erinnere mich an ein einziges Foto beim Sichten der Bilder am Samstagnachmittag, das den Gästeblock vor mir mit unzähligen über den Köpfen zusammengeschlagenen Händen zeigte.

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In diesem Moment hob ich meine Kamera so weit hoch, wie ich nur konnte, und rechnete damit, in einigen Sekunden ein Zeugnis des Jubels auf die 32-GigaByte-Speicherkarte zu schreiben, die in der geliehenen Kamera eingelegt war. Ich wurde enttäuscht und hatte dabei noch nicht einmal die geringste Ahnung davon, wie hart es uns an jenem wolkenverhangenen Samstag im Oktober noch treffen würde.

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Der Anfang vom Ende

33 Minuten waren da gespielt. Die Stimmung war gut, alle machten mit, der Gästeblock hüpfte und war frohen Mutes, das fünfte Spiel ohne Niederlage sein eigen zu nennen und mit idealerweise drei Punkten wieder die lange Heimreise ins Ländle anzutreten. War dies schon zu viel verlangt, zu überheblich, zu stolz? Dynamo sei schlagbar, zumal deren Tendenz nach unten und unsere nach oben zeigte. War dies die Wurzel allen Übels? Und wieder ist der Gedanke präsent: Aufbaugegner Nummer Eins.

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Was danach passierte, kann ich mit kaum mehr als einem frustrierten Kopfschütteln kommentieren. Vielleicht haben sich sogar auch einige Dynamo-Fans zu meinen diesmaligen Lesern gesellt, die durch Zufall hier gelandet sind und sich an unserem Unheil erfreuen wollen, wo es doch etwas ist, was sie so sehr feierten wie den Aufstieg in die zweite Liga. Nicht, dass ich so etwas nicht auch tun würde, beinahe nichts fühlt sich schöner an, als auf der Seite der Sieger zu stehen, dieses erhabene Gefühl, die stolz geschwellte Brust, auch wir kennen das. Und wir hassen das, wenn alles anders kommt, als man selbst gedacht hatte.

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Sechs verdammte Minuten. Sie reichten den Dresdnern, um uns bereits den Todesstoß zu versetzen. Was einem Gegentor der Marke „Kann vorkommen“ begann, entwickelte sich innerhalb weniger Minuten zu einem Debakel desaströser Ausmaße. Es tut so weh, mir das nochmal anschauen zu müssen, als sei es im Block S des 32.066 Zuschauer fassenden Rudolf-Harbig-Stadions nicht schon ernüchternd genug gewesen.

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Sechs verdammte Minuten

Was war passiert, das zu diesem kolossalen Missverständnis zwischen Mitch Langerak und Matthias Zimmermann führte? Getreu dem Motto „Nimm du ihn, ich hab ihn sicher“ ließen sie sich dermaßen schuljungenmäßig überrumpeln, dass das zweite Gegentor fiel, dicht gefolgt vom dritten. Ich habe dafür schlichtweg keine Worte. Das war absolut indiskutabel, unaussprechlich und entbehrte jeglicher Logik. Wie konnte das gehen? War Dresden so viel besser als wir? Das mag man differenziert sehen, aber in einem waren sie an diesem Tag unbeschreiblich besser: gnadenlose Effektivität, wie man da so schön sagt. Etwas, was man beim VfB meist vergeblich sucht.

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Nach sechs Minuten war das Spiel bereits gegessen, drei schnelle Tore kurz vor der Halbzeitpause waren mehr, als das noch im Aufbau befindliche Team von Hannes Wolf je hätte verkraften können. Die Dresdner machten das clever, stellten die Räume zu und waren schnell bei Kontern zur Stelle. Dass sich der VfB vielleicht dachte, die halbe Kraft würde schon reichen, um Dynamo im Schach zu halten, zeigte sich schnell. Und als man das feststellte und ansprechen konnte, war es bereits zu spät.

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Lange Gesichter im Block, die Vorschreier auf gänzlich verlorenem Posten. Wie soll man da noch jemanden zum Mitsingen, Klatschen und Hüpfen animieren? Das war zu viel für uns, zu viel für die Mannschaft, zu viel für Hannes Wolf, für den es mir wirklich leid tut. Und wieder holte mich ein ähnlicher Gedanke ein, wie beim Heimspiel gegen Fürth. Lagen wir da zur Pause mit 3:0 in Front, fürchtete ich mich vor der Wiederholung des Spiels in Kaiserslautern, das 3:3 endete. Nun dachte ich ans Spiel gegen Leverkusen, als man zur Pause mit 0:3 zurücklag und am Ende noch 3:3 spielte.

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Vergebliches Warten auf das Aufbäumen

Entweder steht uns die beste zweite Halbzeit aller Zeiten bevor, oder… und genau dieser Gedanke machte mir große Angst. Was wäre, wenn Hannes Wolf nicht die Köpfe freibekommt und die Gastgeber uns noch weitere Tore einschenken? Wieviel von der guten Stimmung des vergangenen Sieges wäre dann damit augenblicklich dahin? Eine mehr als unangenehme Situation, doch da musste ich durch. 514 Kilometer von zuhause entfernt hatte ich keine andere Möglichkeit, als tapfer zu sein. Wir haben schon Schlimmeres gemeinsam durchgestanden. Oder…?

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Vielleicht geht ja doch noch etwas, zumindest redete ein ganz kleiner Teil von mir sich selbst ein. Man stelle sich nur vor, was hier los wäre, wenn man doch noch zumindest einen Punkt mitnimmt? Welch romantische und naive Vorstellung, dass sich der VfB dessen klar geworden sei. Nichts war ihnen klar. Auch nicht, dass sie alles hätten in die Waagschale werfen müssen, um zumindest noch den Hauch einer Chance darauf zu haben, das Spiel nochmal ein bisschen spannend zu machen. Was wir zu sehen bekamen, waren Lethargie, Lustlosigkeit und Müdigkeit. Sprich: alles, was man nicht braucht, um erfolgreich Fußball zu spielen.

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Was war das Spiel gegen Fürth schön, was haben wir nicht alle wieder von besseren Zeiten geträumt, zu denen sich unsere Mannschaft nun aufschwingt. Der Boden der Tatsachen ist schmerzhaft, und wann immer ich den Gedanken schon beinahe vergessen hatte, passiert es wieder. Nach einem offeneren Spiel sah es nicht aus, doch die Befürchtung, Dynamo wäre nicht einmal müde, bestätigte sich dafür nur umso mehr. Sie waren noch nicht fertig mit uns, fast so, als hätten sie es darauf angelegt, den mitgereisten Fans größtmögliche Schmerzen zu bereiten.

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Bitte lass es endlich vorbei sein!

Der größte Teil der Stimmung war zwischen dem 2:0 und 3:0 vollständig versackt, mit dem 4:0 und 5:0 binnen von drei Minuten war dann schließlich auch dem verklärtesten Optimisten klar, dass es aus und vorbei war. Dieses Gefühl kennen wir sonst nur von so manchem großen Gegner, wären es die Bayern gewesen, es hätte mich nur wenig verwundert, aber dass es ausgerechnet Dynamo sein musste, ist ein Treppenwitz der Geschichte. Immer wieder ging mein Blick zur Uhr, hoffend, betend, so möge diese Pein doch endlich ein Ende haben. Doch die Minuten krochen nur langsam dahin. Eeeeelendig langsam.

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Felix hatte mich noch ausgelacht, als ich ihm sagte, der VfB habe ohne seine Anwesenheit bereits zwei Mal hoch gegen Augsburg und Dortmund verloren, mit einem Grinsen im Gesicht sagte er mir noch am Freitagabend „Ach komm, als würde der VfB in Dresden mit 0:4 verlieren?!“ – Stimmt, denn er verlor mit 0:5. Das Beängstigende dabei: seine Verweigerung der Teilnahme am Derby in Karlsruhe hatte er bereits frühzeitig in der Saison kundgetan. Mir schwant Böses, ganz ganz Böses. Nichts Neues, werden sich jetzt manche sicherlich denken, und das nicht ganz zu Unrecht.

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Die einzigen beiden Dinge, die mich nunmehr interessiert waren: wie würde der mitgereiste Anhang nach Abpfiff auf die Mannschaft reagieren, und ob ich wohl sicher wieder ins Haus von Rouvens Eltern komme? Die erste Frage war schneller beantwortet, als mir lieb gewesen war. Wir kennen solche gebrauchten Nachmittage, einst verlor der VfB mit 1:6 in Dortmund und wurde vom Gästeblock besungen mit „Always look on the bright side of life“. Die Pfiffe gellten so dermaßen laut in deren Richtung, dass sie gleich auf dem Absatz kehrt machten. Ist dies das vorzeitige Ende eines neuerlichen Aufbruchs oder nur die berechtigte Reaktion auf eine indiskutable Darbietung?

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Hinfort vom Ort der Pein

Für viel mehr hatten wir keine Zeit und auch keinen Nerv und so machten wir uns rasch auf den Weg nach draußen. Eine für mich ungewöhnliche Situation, verlasse ich ja sonst als eine der letzten den Block, wenn der Rausschmeißer-Trupp vorbei schaut. Dicht gedrängt standen die Leute bereits auf den rutschigen und versifften Betonstufen, ein paar bekannte Gesichter erkannte ich ihm vorbeilaufen, wohin ich auch schaute, es war Kopfschütteln und der Gesichtsausdruck der Ernüchterung.

Die Schlange der Frauen, die ihre Taschen abgeben mussten, war lang, doch war diese Hürde geschafft, stand uns die nächste noch bevor: unbemerkt nach draußen gelangen und sicher zuhause ankommen. Leichter gesagt als getan, tat doch die Dresdner Polizei alles dafür, die aus dem Gästeblock kommenden Personen so herauszuleiten, dass deren Zugehörigkeit unverkennbar war. An dieser Stelle gehen Grüße an den jungen Mann, der mich an der Ampel ansprach. Ja, ich bin die mit dem VfB-Blog. Ja, ich stehe auch für gewöhnlich dazu. Vielleicht nur nicht inmitten vieler Dynamo-Fans, deren Gesinnung mir nicht klar ist und ich nicht weiß, ob dies noch hätte Ärger geben können.

Und so stieg ich ins Auto, setzte mich auf den Beifahrersitz, seufzte laut und mummelte mein Gesicht tief in mein umschlungenes Halstuch. Jeder Fußballfan kennt diese Tage. Hinfallen ist erlaubt, wenn man wieder aufsteht. Doch das mit dem Aufstehen ist so eine Sache. Ich will glauben, dass diese bittere Niederlage nicht alles wieder kaputt gemacht hat, doch kann ich es nicht, nicht in diesem Augenblick. Am Freitag wartet das Heimspiel gegen 1860 München. Die könnten einen Aufbaugegner gebrauche. Und ich vielleicht einen starken Schnaps.

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