Bin ich die Einzige, die sich fragt, wo nur die ganze Zeit hin ist? Viel ist passiert in diesem Jahr und ehe wir uns versahen, ist es nun schon wieder vorbei. Heute Abend verabschieden wir uns vom Jahr 2016, das für die meisten meiner Stammleserschaft nur unter einem Stichwort zu verbuchen ist: vorbei ist jenes Jahr, in dem der VfB abgestiegen war. Uns alle hat das viel Kraft und Nerven gekostet, doch haben wir nun auch an Zuversicht und neuer Hoffnung gewonnen. Für mich persönlich gab es allerdings noch mehr: ich bin Tante geworden und habe im Alter von 30 Jahren noch meinen Führerschein gemacht.

jahreszahl_2016

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JANUAR

Silvester war schon für mich irgendwie schon immer eine Familientradition, da machte auch dieses Jahr keine Ausnahme. Felix und ich feierten wieder im Kreise der Familie, mit Fondue und jeder Menge Feuerwerk. Ein wenig Nebel machte uns zu schaffen, was ein paar netten Fotos samt Stativ mitten auf der Straße keinen Abbruch tat. Traditionell kam Felix’ Tante mit dazu und noch in der Kälte der Nacht wurde mit Sekt angestoßen. Möge dieses Jahr viel Gutes für uns bereithalten. Und in weiter Ferne lachte höhnisch der Fußballgott.

2016_01_05_juniorcupAuch in diesem Jahr besuchten Felix und ich den Mercedes-Benz Junior Cup im Sindelfinger Glaspalast, erneut auf Einladung der Organisatoren, ausgestattet mit einem Pressebändchen und Zugang zu allen Bereichen bis hin zum Innenraum zum Fotografieren. Neben spannenden Spielen und tollen Toren erwies sich die eine oder andere Begegnung mit alten Freunden und Bekannten als besonderes Highlight des Turniers.

2016_01_17_babyshooting_louisaDer Januar begann für unsere nette Familie mit einer freudigen Botschaft: ich wurde Tante. Meine Schwägerin brachte unser aller Sonnenschein Louisa zur Welt, die schon bald ihren ersten Geburtstag feiern wird. Wenige Tage später folgte mein erstes Babyshooting und ich muss zugeben, dass ich Gefallen daran gefunden habe. Mittlerweile ist mein „Mobiles Home-Studio“ weiter gewachsen: Lampen, Reflektoren, Hintergründe, Felle und etliche weitere Accessoires nenne ich seit diesem Jahr mein eigen.

2016_01_23_koeln-vfbEin mehr als durchwachsenes Jahr 2015 lag hinter dem VfB und trotz dreier Trainerwechsel beendete der VfB das Kalenderjahr über dem Strich. Als erstes Spiel des neuen Jahres stand die Auswärtspartie in Köln an, eines meiner liebsten Auswärtsspiele und der Beginn einer für mich persönlich unheimlich tollen Zeit, die noch weitere Wochen anhalten sollte. Ein wenig unerwartet kam der doch recht deutliche Sieg dann aber schon, macht nichts, dachten wir uns und feierten, als ob es kein Morgen gäbe. Als ob wir geahnt hätten, dass wir es genießen müssen, solange es andauert.
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Kurz vor Weihnachten bin ich den schweren Gang in die Fahrschule angetreten, habe die 200 Euro Anmeldegebühr auf den Tresen gelegt, meinen Vertrag ausgefüllt und unterschrieben und konnte nun mit der theoretischen Ausbildung beginnen. Die erste Stunde besuchte ich allerdings erst Ende Januar, früher war ich aufgrund der geschäftlichen Situation in der Agentur nicht dazu gekommen. Ein seltsames Gefühl, wieder die Schulbank zu drücken, aber in Anbetracht meiner fast 30 Jahre wurde es doch wirklich langsam Zeit.
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2016_01_30_vfb-hamburgNoch glaubte ich an eine Art Zufall, wie sonst konnte ich mir denn erklären, dass der VfB schon sein drittes Spiel in Folge gewann? Lange neutralisierte sich das Geschehen auf dem Feld, bis schließlich über eine Stunde absolviert war. Einige gute Chancen hatte unsere Mannschaft bereits gehabt, ohne sie in ein Tor umzumünzen. Selbstredend glaubte ich, das würde sich irgendwann rächen, so wie es das nun einmal häufig tat. Als Artem Kravets mit der besten Aktion, die er in einem halben Jahr beim VfB kurz vor Schluss den Siegtreffer schoss, kannte die Freude kein Halten, nicht einmal beim etwas ungestümen Torschützen des 1:0, Daniel Didavi, der bereits ausgewechselt prompt Jürgen Kramny umrannte und ihm die Hose ruinierte. Momente des Glücks waren selten geworden, doch wenn sie kommen, sind sie umso schöner.
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FEBRUAR

2016_02_06_frankfurt-vfbFünf Minuten länger hätte das Spiel nicht gehen dürfen, anderenfalls wäre ich dann doch noch sehr, sehr, sehr nervös geworden. Als hätte es mir nicht schon gereicht, wie die Gegebenheiten vor Ort ausgesehen hatten, als wir uns auf den Weg zum Auswärtsspiel nach Frankfurt gemacht hatten. Als ich den Gästeblock betreten hatte, erblickte ich zuerst den leeren Bereich der Frankfurter Fankurve, das war im Vorfeld bereits bekannt geworden. Lange rätselten wir, wo sich jene, die dort ihre Dauerkarten haben, wohl aufhalten würden. Schnell war die Frage mit einem Blick nach oben beantwortet: im Oberrang, ein komplett schwarzer Mob, unweit des Gästeblocks. „Das kann ja heiter werden“ dachte ich mir, und behielt amüsanterweise sogar Recht. Eine gute Viertelstunde vor Schluss führte der VfB mit 4:1, von den Frankfurtern war außer Pöbeleien nichts mehr zu hören und zu sehen, daran konnte auch der Anschluss zum 4:2 nichts mehr ändern.
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2016_02_09_vfb-dortmundHin und wieder gibt es sie eben, diese Spiele, von denen du schon weißt, dass du keine Chance hast. Da gehörte das undankbare Pokallos gegen Borussia Dortmund natürlich mit dazu. Um sich auch nur irgendwelche Chancen ausrechnen zu können, bedarf es eines richtig guten Tages des VfB und eines richtig schlechten Tag des Gegners – bekommen haben wir keines von beidem. Hängen geblieben ist vor allem, wie der Gästeblock zunächst aus Protest leer geblieben war, bevor hunderte Tennisbälle aufs Spielfeld gepfeffert wurden. Über das Spiel selbst legte man lieber den Mantel des Schweigens, das Geschehen in der Bundesliga und der Kampf um den Klassenerhalt war uns ohnehin so viel wichtiger als der DFB-Pokal.
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2016_02_13_vfb-berlinSchweig, mein dummes Herz! Dies war eines dieser Spiele, an die ich denken muss, wenn ich darüber sinniere, was beim Abstieg 2015 alles schief gelaufen ist. So sehr ich die Monate Januar und Februar zu genießen vermochte, so gut erinnere ich mich noch das Heimspiel gegen die Hertha, oder vielmehr daran, wie die Tabelle aussah. Für eine Nacht verließen wir die zweite Tabellenhälfte und übernachteten auf Platz Neun. Die wenigsten wollten es wirklich aussprechen, doch war man sich relativ sicher, dem Abstiegskampf „Adé“ gesagt zu haben, es waren fortan noch weit weniger Punkte zur Europa League als bis zum Relegationsplatz. Vielleicht hatten wir uns schon zu früh gefreut.
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2016_02_21_schalke-vfbWas wurde ich nicht angefeindet, als ich sagte, das selbst ein Remis auf Schalke – das ich in den vergangenen beiden Saisons liebend gern mitgenommen hätte – zu wenig wäre. Noch immer sei man immerhin ungeschlagen und hätte Grund genug, sich über die noch immer gute Serie zu freuen. Ich jedoch vertrat schon immer die Meinung, aus gutem Grund frustriert zu sein, wann immer der VfB Punkte liegen lässt, denn wir alle wissen, wie schmerzhaft es sein kann, wenn diese am Ende fehlen. Und wie sehr es noch schmerzen würde, würden wir keine drei Monate später auf bitterste Art und Weise erfahren müssen.
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Seit gut einem Monat besuchte ich jede Woche die Fahrschule und absolvierte die Theoriestunden, ich wollte ein paar Stunden abwarten, bevor ich mich das erste Mal ins Auto setzen wollte. Der Tag war Ende Februar gekommen, wir trafen uns am Cannstatter Bahnhof und für mich begann so richtig eine unheimlich spannende und aufregende Zeit. Das Anfahren klappte schon ganz gut, Grund genug für meinen Fahrlehrer, mich direkt schon in den Stuttgarter Verkehr zu schicken. Nach den Doppelstunden war ich meist so fertig, dass ich daraus eine Tradition machte: für jede absolvierte Doppelstunde gönnte ich mir auf dem Weg ins Geschäft am Hauptbahnhof einen Obstbecher, bevor ich kurz nach zehn Uhr endlich im Büro aufschlug.
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2016_02_27_vfb-hannoverNoch immer wage ich ja zu behaupten, dass wir weder in Wolfsburg, noch zuhause gegen Mainz abgestiegen sind, sondern dass die eigentliche Ursache bereits Ende Februar vor heimischer Kulisse entstanden war. In den zurückliegenden Wochen haben wir so viele Punkte gesammelt, so dass doch absurd ist, trotzdem abzusteigen. 28 Punkte hatten wir zu diesem Zeitpunkt, die Hälfte davon hatte der Gegner aus Hannover auf der Haben-Seite. Mit breiter Brust ging man in diese Partie, frohen Mutes, den nächsten Dreier zu holen. Man hatte aufgehört zu zählen, wie oft der VfB aufs Tor geschossen hatte, nur einen Schuss brachte man im Tor unter. Wer weiß, wie es hätte laufen können, wenn Timo Werner einst das Tor getroffen hatte. Felix war auf dem Oberrang unterwegs und fotografierte eben jene Szene als Sinnbild des nahenden Untergangs. Timo Werner lag im Tor, der Ball jedoch nicht. Hannover gewann überraschenderweise, ein Knacks, von dem sich der VfB nachweislich nicht mehr wirklich erholen konnte.
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MÄRZ

2016_03_02_gladbach-vfbZugegeben, der Frust war groß und die Hoffnung, sich in Gladbach zu rehabilitieren und doch noch die richtige Kurve zu bekommen, war gering. Dass ich mit meiner Befürchtung, Hannover hätte uns einen nachhaltigen Knacks versetzt, noch Recht behalten sollte, hatte ich so ja auch nicht wirklich gewollt. Noch unter der Woche wenige Tage später mussten wir bei der Borussia ran, kassierten ein Gegentor nach dem anderen, sahen uns dem Hohn des Publikums ausgesetzt und mussten schließlich gar noch ein Eigentor von dem sonst so fleißigen und kämpferischen Kevin Großkreutz hinnehmen. Ein Abend zum vergessen, aber zumindest das Gefährt war nett: wer fährt schon nicht gerne mit einem Mercedes C63 AMG zum Auswärtsspiel?
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2016_03_05_vfb-hoffenheimFür einen kurzen Augenblick glaubten wir, die Kurve noch zu bekommen. Für einen kurzen Moment dachten wir, am Ende erwischt es uns nicht so schlimm. Für ein kurzes Spiel hofften wir, die richtige Antwort gefunden zu haben. Was für eine absurde Woche, zuerst verlierst zu so dermaßen dämlich gegen Hannover, bist dann absolut chancenlos in Gladbach und gewinnst dann gegen Hoffenheim mit 5:1? Was macht unser Verein da? Für diesen Abend war es uns egal, wir wähnten uns trotz allem auf dem richtigen Weg. Selbst die Fotos ließ ich an jenem Abend warten und gang mit Felix und ein paar Freunden etwas trinken, was ich sonst nie mache. Als ob ich geahnt hätte, dass wir an diesem Tag den letzten Saisonsieg des VfB feierten.
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2016_03_12_ingolstadt-vfbIrgendwie war es ja schon geil, ein lange verloren geglaubtes Spiel noch mit einem Punkt zu beenden, besiegelt durch den verwandelten Elfmeter von Daniel Didavi kurz vor dem Abpfiff. Bei genauerer Betrachtung aber darf man durchaus ein paar Fragen stellen: ist das alles, was der VfB in Sachen Abstiegskampf zu bieten hat, wenn er nicht einmal der Tretertruppe von Ingolstadt Einhalt gebieten kann? Was im ersten Moment als „kann passieren“ eingestuft wurde, entwickelte sich schon bald zu einem sehr ernsthaften Problem, das erst spät bei den allermeisten durchsickerte, während mich das ungute Gefühl schon seit der Niederlage gegen Hannover beschäftigte.
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2016_03_20_vfb-leverkusenSpätestens im Heimspiel gegen Leverkusen war den letzten klar geworden, dass wir uns schon viel zu früh in Sicherheit gewähnt haben und nun wieder vollständig drin waren im Abstiegskampf. Nur noch fünf Punkte trennten uns vom Relegationsplatz, in Anbetracht der sportlichen Tendenz und der noch ausstehenden sieben Spiele eine mehr als beunruhigende Situation. Das Erschreckende: man hatte den schwachen Leverkusenern nicht Geringste entgegenzusetzen. Keine Motivation, keine Leistung, kein Aufbäumen, keine Tore, keine Punkte.
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APRIL

2016_04_02_darmstadt-vfbSelber gehört habe ich es nicht, wie Martin Harnik nach Abpfiff gesagt haben soll „Was wollt ihr denn, die anderen haben doch auch verloren“. So sehr man sich auf das nostalgische Stadion am Böllenfalltor freute, so enttäuscht blieb man am Ende zurück. Mehr als ein Unentschieden war nicht drin, wenngleich man die Möglichkeiten hatte, so viel mehr Kapital daraus zu schlagen. Noch immer schien der Verantwortlichen nicht klar zu sein, in welchem Dilemma man sich befindet und schleunigst punkten muss, nicht dass man wieder am Ende auf drei dümmere Vereine hoffen muss, die es bisher schon immer irgendwie für uns gerichtet haben. Es sollte der letzte Punktgewinn der Saison sein, hätte man dies gewusst, das Donnerwetter wäre sehr viel lauter geworden.
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2016_04_09_vfb-bayernDas Ärgerlichste an den zurückliegenden enttäuschenden Spielen waren nicht die Niederlagen an sich, sondern vielmehr das Wissen, was im Saisonendspurt noch auf einen warten würde. Nicht nur die Bayern und Dortmund würden uns noch einige Gegentore einschenken, auch die unliebsamen Gegner Augsburg und Wolfsburg warteten auswärts noch. Es kam, wie es kommen musste, man verlor natürlich gegen Bayern, so wie man es die letzten Jahre nahezu ohne jede Gegenwehr getan hatte. Hängen geblieben ist von dieser Partie aber vor allem das kuriose Sitz-Lupf-Tor von Daniel Didavi, von dem man bereits wusste, dass er jegliche Angebote zur Vertragsverlängerung in den Wind geschossen hatte und sich den Wolfsburgern anschließen wird. Was machte eigentlich Robin Dutt? Der lehnte sich zurück und sagte „Der Druck liegt bei den anderen“.
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2016_04_16_augsburg-vfbEs konnte um nichts anderes mehr gehen als das nackte Überleben, dazu musste man nicht einmal ein Prophet sein, um das vor dem Auswärtsspiel in Augsburg sagen zu können. Standen wir davor noch auf Platz zwölf der Tabelle, ging in Augsburg ein weiteres Mal alles schief, was nur schief gehen konnte. Ein einziges Tor des Gegners reichte für eine weitere Niederlage bei dem bedrohlichen Absturz Richtung Tabellenkeller, doch damit alleine nicht genug: von den sechs Vereinen, die zu diesem Zeitpunkt hinter uns standen, gewannen gleich fünf und reichten uns um ganze drei Plätze nach hinten. Nur noch zwei Punkte Abstand auf den Relegationsplatz und ich sah meine schlimmsten Befürchtungen langsam Wirklichkeit werden.
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2016_04_23_vfb-dortmundNicht einmal eine Leistungssteigerung im Vergleich zu den zurückliegenden Wochen hatte ausgereicht. Auch im Heimspiel gegen Dortmund kassierte man drei Gegentore und stand nun mit dem Rücken zur Wand. Gegen Dortmund zu verlieren, nun, das ahnte man vielleicht bereits schon, ein einkalkulierbares Risiko, umso mehr ärgerten mich die Punktverluste bei den Aufsteigern in Ingolstadt und Darmstadt, man hätte sich anderenfalls den größten Kummer vom Hals halten können. Der nächste Nackenschlag, und besser wurde es einfach nicht.
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MAI

2016_05_01_protest_montagsspieleViele Wochen im Voraus hatte die aktive VfB-Fanszene eine mehr als schmerzliche Entscheidung treffen müssen: wir müssten unsere Mannschaft beim wohl wichtigsten Spiel des Abstiegskampfes alleine lassen. Was sich überheblich und egoistisch anhört, hatte dabei einen ernsten Hintergrund: anlässlich des ersten Mai bat die Polizei die DFL, dein Spiel an jenem Sonntag anzusetzen, doch statt die Spiele auf Freitag und Samstag zu verteilen, entschied man sich, einen Probelauf für die 2017/2018 eingeführten Montagsspiele in der Bundesliga zu machen. Die Leidtragenden waren nicht etwa Augsburg gegen Köln, Leverkusen gegen Berlin, Hoffenheim gegen Ingolstadt oder gar die 20 Kilometer entfernte Partie Darmstadt gegen Frankfurt, nein, man entschied sich für die weiteste mögliche Entfernung zweier Gegner: Bremen gegen Stuttgart. Am Tag zuvor besuchte die Fanszene das Abschlusstraining, schwor sich gemeinsam darauf ein und ich erinnere mich noch, wie ich noch sagte „Wenn das hier nichts bringt, dann bringts gar nichts mehr“. Und wieder sollte ich Recht behalten.
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2016_05_07_vfb-mainzEs war die allerletzte Chance, sich noch ans rettende Ufer zu hieven. Kläglich vergeben, von einer Mannschaft, die sich nicht von einer markerschütternd heftigen Stimmung und dem frenetisch gefeierten Führungstreffer beflügeln ließ und die am Ende so wie wir alle den Tatsachen ins Auge blicken mussten. Gut zehn Minuten vor dem Abpfiff räumten die Ordner und Presseleute vor der Cannstatter Kurve das Feld, als ob sie es schon irgendwie geahnt haben. Kurz nach dem Abpfiff sah ich die ersten Zuschauer aus der Kurve auf das Feld laufen, ihnen folgten hunderte andere. Gut eine Stunde später war das Spielfeld noch immer voll, ebenso wie die Zuschauerränge. Der VfB hatte die letzte Chance zur direkten Rettung vergeben, doch das wirklich frustrierende waren jene, die sich einen Spaß daraus machten, aufs Feld zu laufen und fröhlich ihre Selfies zu machen, teilweise mit kleinen Kindern. Diese Stunden waren vielleicht sogar noch schmerzhafter als eine Woche später.
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2016_05_14_wolfsburg-vfbNoch immer schmerzt es ziemlich, nun am Ende des Jahres noch einmal auf das zurückzublicken, was am 14. Mai geschehen war. Irgendwie habe ich es doch immer schon vorher wissen wollen, was aber nicht bedeutet, ich hätte mir keinen anderen, positiven Ausgang gewünscht. Nur mit einem Sieg konnte der VfB den Relegationsplatz noch erreichen, doch jene vage Hoffnung fehlte mir, nach all den frustrierenden Erlebnissen in Wolfsburg, die mich noch nie mit einem einzigen Punkt wieder nach Hause zurückkehren ließen. Warum sollte das also beim letzten Saisonspiel anders sein? Auch diese Partie reihte sich ein in die enttäuschenden Wochen nach Ostern. Kaum jemand erinnert sich noch, dass der erste direkt verwandelte Freistoß in dieser Partie gefallen war, ausgerechnet zum ohnehin dorthin abwandernden Daniel Didavi. Wohl aber erinnert man sich daran, wie gestandene Männer weinten und ihrem Ärger Luft machten. Der letzte Vorhang war gefallen. Der VfB ist soeben abgestiegen. Zu meiner Überraschung brach ich nicht an Ort und Stelle zusammen, noch vor den Toren des Stadions sagte ich: „Wer weiß, vielleicht sagen wir uns in zwei, drei Jahren, dass der Abstieg dringend notwendig war“. Ein halbes Jahr später habe ich eine vage Vorstellung davon, was ich damit sagen eigentlich sagen wollte.
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JUNI

2016_06_18_geburtstagsessen_im_1893Zugegeben, der Gedanke an meinen anstehenden 30. Geburtstag ließ mich nicht unbedingt jubeln. Der Inbegriff dessen, langsam alt zu werden, gebunden als die unvermeidliche und von allen Seiten kommende Frage, wann ich denn endlich gedenke, eine Familie zu gründen. Mit einem müden Lächeln beantwortete ich diese Fragen schnell und erhob wenige Tage nach meinem 30. Geburtstag mit Freunden das Glas im Clubrestaurant 1893 und feierte einen entspannten Abend. Bis in die Nachtstunden saßen wir noch da, schauten noch zwei EM-Spiele und harrten aus bis zur Auslosung der ersten DFB-Pokal-Runde. Einige „Kacklose“ waren im Topf und als alle vermeintlich besseren Wunschlose vergeben waren, zog die Losfee für uns den FC 08 Homburg. Immernoch besser als Dresden, Rostock oder Karlsruhe. Später zeigte sich, dass es genau richtig war. Das Kacklos folgte dann eine Runde später.

Der Juni diesen Jahres stand weitgehend unter dem Motto der Prüfungsvorbereitung in der Fahrschule. Nachdem ich alle Theoriestunden besucht hatte, galt es nun, mich akribisch auf die Theorieprüfung vorzubereiten. Stundenlang ging ich jeden Abend sämtliche Themen aus dem Fragenkatalog durch, teilweise alleine, teilweise mit Felix zusammen, teilweise bei Bier und Fußball. Gefühlt kannte ich dann jede einzelne Frage einzeln, die Nervosität kam dann aber trotzdem Ende Juni mit dazu, als ich mich zur Führerscheinstelle aufmachte und in dem Raum mit vielen anderen saß. Sechs Fehlerpunkte, doch wer fragt da schon später noch danach?
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2016_06_22_trainingsauftaktNoch am selben Nachmittag, nachdem ich die Theorieprüfung der Fahrschule bestanden hatte, machte ich mich auf den Weg zum traditionellen Trainingsauftakt im Robert-Schlienz-Stadion. Wieder war es ziemlich heiß, wieder lag ein dezenter Hauch Aufbruchsstimmung in der Luft. Trauen wollte ich diesem Schein in diesem Jahr nicht, denn ich weiß noch, wie ich vor genau einem Jahr sagte „Ich hatte noch nie so ein gutes Gefühl wie in dieser Saison“, als Alexander Zorniger mit seiner forschen Art gut ankam und alle hofften, es würde von Erfolg gekrönt sein. Diesem Braten traue ich nicht mehr. Nicht ohne Grund, wie sich herausstellen sollte.

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JULI

2016_07_02_grillenIm Juni und Juli genossen wir es, uns nicht über den VfB aufregen zu müssen und schauten uns ganz entspannt die Euroapmeisterschaft in Frankreich an. Weit weniger emotional, dafür aber nicht uninteressiert verfolgten wir das Geschehen, wenngleich das Aus im Halbfinale gegen Frankreich mit einem dezenten Schulterzucken und dem Wort „Schade“ zur Kenntnis genommen wurde. Viel emotionaler ging es beim Viertelfinale gegen Italien zu, das wir gemeinsam bei unseren Freunden Heinz und Tatjana in Stuttgart-Münster anschauten. Zuerst wurde gegrillt, dann wurde im Schuppen der Fernseher aufgebaut. Schlafen wollte der knapp einjährige Sohn nicht, als es zum Elfmeterschießen kam, trotz aller Mühen gelang es uns aber nicht, beim entscheidenden Elfmeter von Jonas Hector so still zu sein. Der Kleine schrie, wir auch, aber wir taten es aus Freude. Armes Butzi.

2016_07_03_grossaspach-vfbKnapp anderthalb Monate zuvor war der VfB in seiner wohl bittersten Stunde der letzten Jahre abgestiegen und ließ seine Anhängerschaft mit den Zweifeln zurück, wie es nun werden würde in der zweiten Liga, wie sich der VfB dort schlagen würde und es ihm gelingen würde, direkt wieder aufzusteigen – oder ob uns nicht gar ein ähnliches Schicksal droht wie einst Kaiserslautern und 1860 München. Eine erste Vorstellung davon, wie sich Zweitklassigkeit anfühlen kann, bekamen wir im 10.001 Zuschauer fassenden Stadion in Großaspach, wo der VfB gegen die hiesige SG Sonnenhof ein Testspiel bestritt. Noch hofften wir, Jos Luhukay würde das alles schon in geregelte Bahnen lenken, knapp zwei Monate später nahm er seinen Hut.
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2016_07_30_vfb-fuerth„Jesses, isch das a Bollahitz hier!“ schnaufte ich und schüttelte die verschwitzte Hand von Stadionsprecher Holger Laser, der neben mir im Innenraum des Benzach-Stadions in Weinstadt stand. Hinter uns lag ein kräftezehrender Nachmittag, der in erster Linie der Hitze geschuldet war, die uns im Remstal zu erdrücken drohte. Der VfB absolvierte dort ein Testspiel gegen den Liga-Konkurrenten aus Fürth, eine insgesamt sehr entspannte Atmosphäre. Das viele Einschmieren mit Sonnencreme nützte trotzdem nichts, am Abend blickte ich ein krebsrotes Spiegelbild an.
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AUGUST

2016_08_08_vfb-stpauliWas hatten wir nicht alle befürchtet in Verbindung mit der Zweitklassigkeit: leere Stadien, schlechte Stimmung, miese Spiele auf einem niedrigen Niveau. Für den VfB begann die Zweitligasaison bereits Anfang August, drei Wochen vor dem Start der Bundesliga. Traditionell starteten wir mit der Karawane Cannstatt, so farbenfroh und laut wie wir es kennen, dennoch mit weit weniger Zulauf als in den vergangenen Jahren. Dass es sich hierbei um einen Montagabend handelte, der erste von vielen, tat da sicherlich einiges dazu. Der Stimmung im Stadion tat das dennoch keinen Abbruch: ausverkauftes Haus und ein Heimsieg zum Auftakt. Daran könnte man sich beinahe gewöhnen.
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2016_08_10_fuehrerscheinAngespannt umklammerte ich noch das Lenkrad, obwohl der Motor schon längst ausgeschalten war. Eiskalter Angstschweiß lief mir den Rücken hinunter und mein Blick ging angespannt durch den Rückspiegel auf den Rücksitz. Dort saß der Fahrprüfer vom TÜV Süd, der mich schließlich anlächelte und sagte „Herzlichen Glückwünsch, Sie haben bestanden!“. Ich wollte schreien, doch alles, was ich konnte, war aufs Lenkrad zu sinken. Trotz einiger hakliger Momente und ungeachtet der Tatsache, dass im Gegensatz zu allen Fahrstunden ausgerechnet das Parken nicht so gut geklappt hatte, bestand ich meine Fahrprüfung auf Anhieb und war stolz wie Oskar. Pünktlich zum 30. Geburtstag hatte es leider nicht mehr geklappt, aber was solls. Ohne jeden Zweifel der positive Gegenpol zum Abstieg des VfB.
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2016_08_12_duesseldorf-vfbManchmal ist es einfach unfair, das haben wir selbst schon viel zu oft erlebt. Gerade erst hatte die Saison begonnen und schon haderten wir mit unserem Schicksal. Ein Elfmeter, der durch eine überaus harte Entscheidung zustande kam, verwandelten die Gastgeber aus Düsseldorf prompt, aber als kurz vor Schluss eine nahezu identische Situation auf der Gegenseite ohne einen Elfmeter geahndet wurde, ja, da hadert man schon und ist zurecht frustriert. Tausende hatten sich auf den Weg nach Düsseldorf gemacht, belohnt wurden unsere Mühen nicht. Aber meine Laune ließ ich mir dank meines frisch erworbenen Führerscheins dennoch nicht nehmen.
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2016_08_20_homburg-vfbKennt ihr auch diese Tage, an denen einfach alles passt? Das erste Pokalspiel war so ein solcher Tag, an dem nicht nur das Wetter passte und die Sonne pünktlich zum Spiel herauskam, ein altes geiles Stadion, ein Sieg zur ersten Pokalrunde und das Mekka für einen jeden Fanfotografen. Alles, was ein dubioser polnischer Online-Shop im Angebot hat, fand irgendwie den Weg ins Waldstadion in Homburg. Rauchtöpfe, Bengalos, Blinker, mitsamt einer tollen Stimmung und vor allem mit einer derart entspannten Stimmung bei den örtlichen Feuerwehr- und Polizeikräften, das man sich wirklich die Frage stellt, warum es nicht immer so sein kann.
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2016_08_26_sandhausen-vfbTobias Werner, unser Neuzugang aus Augsburg sagte später zum Spiel in Sandhausen, er hatte noch nie erlebt, dass er bei einem Auswärtsspiel eine Ehrenrunde durchs komplette Stadion dreht, und damit war er auch nicht der einzige. Nur 15.300 Zuschauer fasst das Hardtwaldstadion in Sandhausen, 111 Kilometer von Stuttgart entfernt. Gefühlt bestand weit mehr als die Hälfte der 13.083 Zuschauer aus VfB-Fans, die sich über fast zwei komplette Tribünen verteilt hatten und es zum Heimspiel machten. Kein anderes Spiel versprüht so sehr den Flair der Zweitklassigkeit wie eine Partie gegen den SV Sandhausen, doch unter drückender Schwüle an einem Freitag Nachmittag machten wir zumindest das Beste draus, und das mit Erfolg.
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SEPTEMBER

2016_09_09_vfb-heidenheimImmer wieder der gleiche Mist mit unserem Verein. Hat uns denn der VfB in diesem Jahr noch nicht genug angetan? Muss er uns jetzt immer wieder eine reinwürgen? Tut das wirklich not? Eine Antwort auf diese Fragen habe ich nie bekommen, dabei hätten sie mir vielleicht bei der Verarbeitung geholfen. „Beschämend und beängstigend“ titelte ich meinen Spielbericht zur Heimniederlage gegen Heidenheim, denn nichts anderes war es gewesen. Gegen frech aufspielende Heidenheimer fand die Mannschaft kein Gegenmittel, auch Jos Luhukay fand es nicht und zog einige Tage später seine Konsequenzen daraus.
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Jeder Fanfotograf ist nur so gut wie das Team, das er um sich herum hat. Mit Felix, Jonas, Markus und neuerdings auch Hagen und Sabrina bilden wir ein tolles Fotografen-Team für vfb-bilder.de, das zelebrieren wir klassischerweise jede Winterpause beim gemeinsamen Bowling, doch ausnahms weise auch im Sommer anlässlich unserer Neuzugänge. Uns verschlug es nach Großbottwar zum amüsanten Fußballgolf, bei dem wir alle jede Menge Spaß hatten. Am Ende saßen wir im Kreis beisammen, ließen noch einmal die vergangene Saison und die ersten Spieltage der neuen Saison Revue passieren. Was auch passiert, wir würden in Sachen Fotos immer unser Bestes geben. Es wäre zu schön, wenn die Mannschaft unserem Beispiel auch immer folgen würden.

2016_09_11_urlaubEigentlich hatten wir ja gar keinen Urlaub geplant in diesem Jahr, zu wichtig war mir der Führerschein und zu schwer war der Zeitpunkt abzusehen, wann ich damit durch sein würde. Kurzfristig entschieden wir uns dann doch, eine Woche ausspannen zu müssen und verbrachten von der Sonne geküsst eine Woche in der Oberpfalz, an der Grenze zum Bayerischen Wald. Perfektes Wetter, ein tolles Hotel, leckeres Essen und unzählige Fotos waren genau das, was wir nach diesem nervenaufreibenden Sommer brauchten.

Ich weiß noch, wie Felix und ich uns gerade auf dem Marktplatz im oberpfälzischen Cham in einem Café niedergelassen hatten, die Sonne genossen und zwei Milchkaffee bestellten. Felix saß mir gegenüber, er schaute auf sein Smartphone und seine Mine verfinsterte sich. „Was ist los?“ fragte ich ihn, er zeigte mir wortlos das Display seines Telefons, auf dem ich die neueste Nachrichtenmeldung lesen konnte: „Jos Luhukay zurückgetreten“. Welch befremdliches Gefühl, dieser schockierte Moment und die Unwissenheit, wie es mit dem Verein weitergeht, gleichermaßen ein gewisses Maß an Freude, dass dieses offensichtliche Missverständnis nicht noch länger zu erdulden ist. Am Ende behielt jedoch die Unsicherheit die Oberhand. Jos Luhukay war geholt worden, weil er ausgezeichnete Aufstiegsreferenzen mitbringt. Wer sollte es denn jetzt machen? Olaf Janßen blieb für zwei Spiele als Interimscoach, bevor wir einen neuen Cheftrainer ernannt hatten.

2016_09_17_kaiserslautern-vfbNicht alles ist schlecht an der zweiten Liga, soviel darf man nach der Hinrunde schon einmal frech behaupten. Ob es eine solche Aktion in der ersten Liga so gegeben hätte, ich bin mir wirklich nicht sicher. Lange ist es her, seit man zuletzt auf dem Betzenberg spielte, das dachten sich viele VfB-Fans auch und machten das Auswärtsspiel zum halben Heimspiel: zwischen 10.000 und 15.000 Stuttgartern (man vermag die genaue Zahl kaum einzuschätzen) machten sich auf den Weg in die Pfalz. Felix war gerade unterwegs zwischen zwei Blöcken und verpasste das einzige Tor des Tages. Später sagte er mir, er hätte gedacht, das Tor wäre für Kaiserslautern gefallen, gemessen an der Lautstärke des Jubels.
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2016_09_20_vfb-braunschweigUnmittelbar nach dem Abpfiff unserer Partie gegen die Aufstiegskonkurrenz aus Braunschweig schrieb ich bei Facebook: „Wer sind diese Kerle in den weißen Trikots? Dürfen wir die bitte behalten?“ – stellvertretend für die Ungläubigkeit, zu was der VfB im Stande sein kann, wenn er denn nur den richtigen Willen mitbringt. Es war das erste Heimspiel, für das ich seit meinem Umzug nach Stuttgart tatsächlich Urlaub nehmen musste. Schon alleine wegen der Anstoßzeiten lohnt es sich, direkt wieder aufzusteigen, denn an einem Dienstag um 17:30 Uhr ins Stadion zu gehen, ist schon reichlich absurd. Entschädigt wurden wir mit einem kämpferischen und spielerisch reiferem VfB, der uns mit zwei Toren belohnte und uns auf bessere Zeiten hoffen ließ.
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Mit Sicherheit würde es Markus Gisdol werden – was für andere Alternativen gab es denn? Auf der Suche nach einem neuen Cheftrainer geisterten viele Namen durch die Gazetten, von denen bereits genannter weit oben auf der Favoritenliste stand. Am Ende wurde es ein ganz anderer, den die wenigsten auf dem Plan hatten: Hannes Wolf, bisher U19-Trainer bei Borussia Dortmund, dem eine ähnliche Karriere vorausgesagt wird wie Thomas Tuchel und Julian Nagelsmann, gerade einmal 35 Jahre jung, unverbraucht und bis in die Haarspitzen motiviert. Ein weiteres Mal standen wir an dem Punkt, an dem wir bereits knapp mehr als ein Jahr zuvor auch waren: das Gefühl, einiges von einem neuen Trainer zu halten, doch gehemmt von der Angst, es würde wieder so laufen wie bei Alexander Zorniger. Monate später ließ sich feststellen, dass die Ängste unbegründet waren. Eine Freundin von mir twitterte einige Monate später dazu: „So einen ganzheitlich geilen, kompetenten, sympathischen und unverbrauchten Trainer kriegen wir nie wieder.“

2016_09_23_bochum-vfbKein Fisch, kein Fleisch. Mit dem neuen Trainer sollte man nicht zu hart ins Gericht gehen, schließlich hatte Hannes Wolf erst zwei Tage mit der Mannschaft verbracht und hatte kaum Zeit, Spielzüge zu entwickeln oder gar ein neues System aufzusetzen. In seiner Geburtsstadt Bochum begann die VfB-Cheftrainer-Karriere des 35-Jährigen mit einem Unentschieden. Was sich im ersten Moment akzeptabel anhört, frustrierte den mitgereisten Anhang dennoch, wie immer, wenn man nur knapp zehn Minuten vor Schluss doch noch das Gegentor bekommt.
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OKTOBER

2016_10_03_vfb-fuerthIch werde vielleicht nie wieder vergessen können, wie mein Kumpel Sascha vor dem Spiel an mir vorbei lief und noch sagte „Carlos Mané macht heute zwei Tore“, ich musste schmunzeln und konnte mir eine solche Absurdität in seinem Debütspiel kaum vorstellen. Vier Minuten war die Partie alt, da hatte es sich bereits bewahrheitet – das gibt’s doch gar nicht! Gab es wohl, und es war nur der Anfang eines wahren Rausches, dessen Opfer, die Spieler und Fans von Greuther Fürth, nicht wirklich viel zu melden hatten. Es war das zweite Spiel unseres neuen Trainers Hannes Wolf, in erster Linie gewonnen durch zwei Neuzugänge, von denen Jos Luhukay gesagt hatte, sie wären noch nicht soweit. Und ob sie das waren.
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2016_10_07_besuch_bei_ralf_burkhart„Aaaaaaaalter!“ – etwas besser und höflicher ausgedrücktes kam mir im ersten Moment nicht über die Lippen, als ich meinen ersten Blick riskierte. Felix und ich waren zu Besuch beim bekannten Trikotsammler Ralf Burkhart in Nürtingen, der in einem Zimmer im Dachgeschoss unzählige Trikots gehortet hat. Nicht nur alle möglichen VfB-Trikots aus allen Jahrzehnten seit Gründung der Bundesliga, auch internationale Namen wie Beckenbauer, Maradone, Pelé, und viele weitere. Das Wort „beeindruckend“ traf es noch nicht einmal ganz, es war ein tolles Erlebnis, sich diese Sammlung einmal ansehen zu dürfen.

Schon lange warf die Mitgliederversammlung des VfB ihre Schatten voraus. Ungemütlich würde es werden, mutmaßte schon viele Monate, bevor der Termin wegen der EM noch einmal verschoben wurde, vielleicht auch aus der vagen Hoffnung heraus, die vom Abstieg erhitzten Gemüter hätten sich bis dahin ein wenig beruhigt. Dem VfB spielte es in die Karten, dass der VfB kurz zuvor mit einem 4:0 ein berauschendes Fußballfest gegen Greuther Fürth feierte, doch unbequem wurde es trotz allem, bedingt durch die Wahl des nun neuen Präsidenten Wolfgang Dietrich, an dem sich die Geister spalten sowie einem ominösen Satzungsänderungspaket. Nur 3.000 von gut 45.000 stimmberechtigten Mitgliedern fanden die Zeit, zur Mitgliederversammlung zu gehen, ein Großteil war nach der erzwungenen Präsidentenwahl bereits verschwunden. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Am wenigsten habe ich selbst daran geglaubt. Nach vielen Jahren gebetsmühlenartigen Einredens ist es mir im Spätsommer doch gelungen, meine Eltern davon zu überzeugen, dass sie sich einen Internetanschluss zulegen sollten. Nägel mit Köpfen wurden gemacht und nach einigem Hin- und Her mit 1&1 und Vodafone wurde der Anschluss bestellt. Bis alles soweit eingerichtet war, sollte es allerdings noch bis Ende November dauern.

2016_10_15_dresden-vfbManches kann man nicht verstehen, und noch viel weniger kann man darüber schreiben. Es gab einige haushohe Niederlagen im gesamten Kalenderjahr 2016, doch kaum eine war so peinlich und beschämend wie die in Dresden. Mit großen Hoffnungen machte ich mich mit meinem Kumpel Rouven auf den Weg, während Felix es vorzog, zuhause zu bleiben. Mitten in der Nacht machten wir uns auf den Weg zu dessen Elternhaus am Dresdner Stadtrand, nur um einige Stunden später fassungslos im Stadion zu stehen. Drei Tore in sechs Minuten, das war zu viel des Guten und der VfB fand dagegen kein Mittel. Die Dresdner amüsierte es, wie auch den Rest von Fußballdeutschland, der keine Sympathien für die Mannschaft mit dem roten Brustring hegt. Das einzig Positive in meiner Erinnerung wird bleiben, dass wir ungeachtet der Schmach im Stadion einen wunderbaren Abend mit der Familie meines Kumpels hatten. Auch wenn es mir manchmal schwerfällt, zu akzeptieren, dass dies die wirklich wichtigen Dinge im Leben sind.
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2016_10_21_vfb-muenchenHin und wieder brauch es eben ein bisschen Glück. Eigentlich war das Heimspiel gegen 1860 München eine klare Angelegenheit, doch die Löwen kämpften und bisschen verzweifelt. Ein Wunder überhaupt, dass man das Spiel in voller Zahl zu Ende spielen durften, bereits zur Halbzeit waren vier VfB-Spieler gelbverwarnt. Und dass der späte Ausgleich für die Gäste in der Nachspielzeit zu Unrecht aberkannt wurde, das dürfen wir tatsächlich getrost unter „Glück“ verbuchen. Der freudigen Stimmung tat das keinen Abbruch, denn es war die einzig richtige Antwort nach der peinlichen Vorstellung in Dresden.
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2016_10_22_mannschaftstrainingZum ersten Mal nach langer Zeit schaffte ich es mal wieder zum Mannschaftstraining, dabei könnte ich so viel häufiger da sein, seit ich in Stuttgart lebe und zum Stadion laufen kann. Einige Tage vor dem Heimspiel gegen München erreichte mich eine E-Mail aus der Nähe des französischen Lille, von Familienvater Stepháne, der mit seiner Tochter Maxyne – beide große Fans von Neuzugang Benjamin Pavard – Karten für das Spiel hatte und die in Stuttgart übernachten und am nächsten Tag beim Training vorbeischauen wollten. Eine beeindruckende Begegnung, wenn auch mit dezenter Sprachbarriere, denn kommunizieren konnten wir nur auf Englisch. Im April oder Mai wollen sie nochmal vorbei kommen, dann für etwas mehr Zeit als ein paar Stunden.

2016_10_25_gladbach-vfbNach dem fünften Mal hatte ich aufgehört zu zählen und zuckte fortan nur noch mit den Schultern, wenn ich gefragt wurde, warum ich denn ausgerechnet unter der Woche die weite Strecke nach Mönchengladbach auf mich nehme, wo diese Partie doch ohnehin kaum von Erfolg gekrönt sein würde und das Spiel wenige Tage später sowieso das um Längen wichtigere ist. Als Allesfahrer macht man eben auch solche Dinge mit, setzt sich in den Bus, fährt stundenlang und schaut sich eine Partie an, von der man ohnehin schon weiß, man würde sie verlieren. Das tat der VfB dann natürlich auch, selbst wenn Hannes Wolf viel Positives zu verändern vermochte, ein Zauberer war er dennoch nicht. Nicht blamiert, nicht verausgabt und nicht verletzt – es waren die einzigen wichtigen Dinge des Abends.
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2016_10_30_karlsruhe-vfbEs gibt so manche Spiele, die man seinen Lebtag nie wieder vergessen kann. Das erste Mal im Neckarstadion, das erste Auswärtsspiel, das erste Pokalfinale und so manche emotionale Partie. Mein erstes Derby in Karlsruhe reiht sich mit ein, ich wurde belohnt für unheimlich angespannte Stunden und endlose Pöbeleien zwischen beiden Fanlagern. Ich werde mich noch lange Zeit erinnern an roten Rauch, Bengalos, an einen souveränen Auswärtssieg – und auch daran, dass Felix freiwillig darauf verzichtet hatte. Gefeiert wurde dies am Abend ein paar Kilometer südlich von Karlsruhe, fernab der Gefahrenzone, bei Bier und Pizza. Beschde Leben!
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Wie man’s macht, macht man’s verkehrt. Seit uns vor einigen Jahres rotznäsige Kinder (oder viel eher deren große Brüder) rohe Eier an die Fenster und in den Briefkasten geschlagen haben, haben wir stets einen Vorrat an Süßigkeiten zu Halloween da, sofern wir überhaupt zuhause sind. Geklingelt hatte am Ende keiner. Nicht, dass uns das groß gestört hätte, so blieb zumindest mehr für uns und genug Knabberzeug für einen entspannten Filmabend.

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NOVEMBER

2016_11_06_vfb-bielefeldIch glaube, ich werde mich noch Jahre später an das Heimspiel gegen Bielefeld erinnern. Nicht, weil das Spiel so gut war oder die Stimmung so überragend, vielmehr weil es eines dieser unheimlich netten kleinen Geschichten zu Tage förderte, die ich so sehr am Fußball liebe. Meine Freundin Jenni zeigte sich bisher von Simon Terodde nicht wirklich angetan und ließ sich vor der Partie auf eine absurde Wette ein: „Wenn der Terodde heute drei Tore schießt, lauf ich nen Marathon“. Ratet mal, wer sich jetzt auf ihren ersten Marathon vorbereitet…
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2016_11_20_union-vfbUns allen dürfte klar gewesen sein, dass wir diese Partie auch gut und gerne noch hätten verlieren können. Alleine dieser Umstand jedoch reichte nicht, um mich vor Frust zu schützen, denn geärgert habe ich mich selbstredend trotzdem. Das beste am Tag war jedoch das altehrwürdige Stadion an der alten Försterei, seit jeher eines der Sinnbilder für die angenehmen Seiten der zweiten Liga. Zu einem Sieg hatte es nicht ganz gereicht und wieder meldete sich jene Stimme, die ich einfach nicht zum Schweigen bekommen kann: jeder Punkt, den man nicht holt, wird weh tun, egal wie. Jene Stimme, die an den letzten beiden Spielen des Jahres nur noch lauter werden sollte.
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2016_11_23_vfb-kabinenfestEinhundert ausgewählte Personen, sei es per Bewerbung oder per Gewinnspiel – mehr Zuschauer lässt das jährliche VfB-Kabinenfest nicht zu. Für Felix und mich war es bisher nie ein Thema gewesen, unser geringes Glück zu versuchen, doch dieses Jahr brauchten wir das nicht einmal – denn das Kabinenfest kam regelrecht zu uns. Über Kontakte wurden wir eingeladen vom Veranstalter des Kabinenfestes, der Mercedes-Benz Bank, und erlebten einen spannenden, aufregenden und unheimlich schönen Abend zwischen Fans, Mannschaft und Trainerteam.
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2016_11_28_vfb-nuernbergViel habe ich nicht gesehen, doch durch einen schmalen Spalt in den Reihen vor mir gab man den Blick frei auf einen entfesselt jubelnden Takuma Asano, der kurz vor dem Ende der Nachspielzeit mit dem 3:1 den Heimsieg gegen Nürnberg besiegelte. Dabei blieb sich der VfB selbst treu und schoss ein weiteres frühes Tor nach nur drei Minuten. Nach meinem Geschmack hätte es auch weit weniger Spannung sein dürfen, die zehn Minuten, die man vor dem Abpfiff noch zu überstehen hatte, hätte ich jetzt so nicht unbedingt gebraucht. Ein rundum gelungener Tag, der schon am Nachmittag mit einer ausgedehnten Stadionführung und einem Workshop beim VfB Influencerday begonnen hatte.
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DEZEMBER

2016_12_04_aue-vfbKalt wars, dafür aber umso geiler. Es war ein schrecklich frostiger Ausflug ins Erzgebirge, der für uns in der Nacht von Freitag auf Samstag bereits begonnen hatte, lange bevor der VfB am Sonntag beim FC Erzgebirge antrat. Felix und ich besuchten meine langjährige Freundin Julia in Lichtenstein (unweit von Zwickau entfernt), bevor wir uns in den sonntäglichen Morgenstunden auf den Weg nach Aue machten. Schön anzusehen war die Partie wahrlich nicht, aber dafür war die Mannschaft gnadenlos effektiv. Und genau das kannte man vom VfB so lange Zeit nicht mehr. Für mindestens einen Tag waren wir Spitzenreiter, am nächsten Abend wussten wir, wir würden es auch noch für eine ganze Woche bleiben. Ein tolles Gefühl, wann hatte man das zuletzt?
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2016_12_12_vfb-hannoverIch hasse solche frustrierenden Deja-Vu’s, und genau das habe ich jeden wissen lassen, ob er nun nach meiner Meinung gefragt hat oder nicht. Bereits im November hatte der VfB die beste Ausgangslage, verlor unerwartet daheim gegen Hannover und musste erst später eingestehen, dass dies der Beginn des Einbruchs war, der schließlich im Abstieg mündete. Wieder einmal verlor der VfB daheim gegen Hannover. Nicht in der Lage, die eine Saison von der anderen zu unterscheiden, oder die Rahmenbedingungen differenziert zu bewerten, tobte und schnaubte ich tagelang ohne Unterlass. Für mich war der Abstieg an diesem Tag fürs erste ad acta gelegt worden, weil ich mir – bis heute – nicht vorstellen kann, dass dies keine negativen Nachwirkungen hat wie einst im Februar. Einfach abwarten und die Hände in den Schoß legen kann ich nicht, denn mit genau einer solchen Einstellung sind wir im Mai abgestiegen.
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Alle Weihnachtsgeschenke waren besorgt, fast alle Erledigungen waren vollständig, Zeit genug, um die Weihnachtszeit ausgiebig zu genießen. Daraus wurde eine Weihnachtsmarkt-Tour, die schlussendlich in fünf Weihnachtsmarkt-Besuchen in Stuttgart, Fellbach, Lichtenstein und Würzburg und unzähligen Tassen Glühwein endete. Die Weihnachtsfeier von unserer Agentur fand dieses Jahr im Palazzo statt, ein einmaliges und wunderbares Erlebnis.

2016_12_18_wuerzburg-vfbDer Boden möge sich bitte auftun und mich komplett verschlingen. Wir alle kennen dieses hochnotpeinliche Gefühl, bis auf die Knochen beschämt zu sein, selbst dann, wenn wir nicht einmal etwas dafür können. Nach einem mehr als durchwachsenen VfB-Jahr 2016, das uns im Sommer den Abstieg einbrachte, wäre es nicht zu viel verlangt gewesen, die Schande vom Hannover-Heimspiel auszumerzen und seine Fans mit der Tabellenführung in die Winterpause zu schicken. Aber seit wann nutzt der VfB denn seine Chancen, die die anderen Vereine ihm bereitwillig herschenken? Richtig, er blamiert sich lieber, statt sich selbst zu belohnen. Drei Gegentore und jede Menge Slapstick passten am Ende dann aber doch irgendwie zu einem kompletten Kalenderjahr.
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2016_12_24_weihnachtenDriving home for christmas – oder vielmehr: Flying home for christmas. Wir verbrachten die Weihnachtstage in Leipzig bei meiner Familie, zwischen viel zu viel Essen, kultigen Filmen im Fernsehen und einem „Also wie ging das jetzt gleich nochmal mit dem Skype?“. Dass uns bisher am Stuttgarter Flughafen stets eine Stunde für die Gepäckabgabe und die Sicherheitskontrolle reichte, wurde uns beinahe zum Verhängnis, denn diesen glorreichen Plan hatten tausende andere Fluggäste auch. Es reichte noch, doch von diesem Stress musste ich mich erst einmal kurz erholen. So ungefähr vier Tage.

Der Geruch von Popcorn, ein leicht klebriger Boden, nicht nummerierte Sitze und der gleiche alte freundliche Mann, der seit Jahrzehnten schon mit seinem Eis-Köfferchen kommt. Kein anderes Kino versprüht für mich so viel nostalgischen Charme wie der Regina Palast in Leipzig, unweit der Wohnung meiner Eltern. Viel von der Nostalgie ist nicht mehr übrig, aber den Eismann gibt es noch immer. Gesehen haben wir „Rogue One – A Star Wars Story“, genossen es sichtlich und waren am Tag danach nur umso erschütterter, als wir vom Tod von Carrie Fisher hörten. Die Heldin meiner Kindheit und der beste Beweis, dass man als Frau kein Püppchen sein muss, sie prägte mich auf gewisse Art und Weise.

Viereinhalb Monate. Eine lange Zeit für jemanden, der ohnehin schon so lange darauf gewartet hat, den Führerschein zu machen. Viel zu viele Monate sind vergangen, bis ich mich getraut habe, das erste Mal ganz alleine ins Auto zu sitzen und loszufahren. Da, wo Felix sonst immer als Beifahrer mit an Bord war, lag nun meine Handtasche. Dann kann ich ja schon sehr bald alleine ins Büro fahren.

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Es gibt einige Dinge, die von diesem Kalenderjahr hängen bleiben werden, wobei ich nicht einmal beantworten könnte, wenn mich jemand fragt, ob es unter dem Strich ein gutes oder schlechtes Jahr war. Es gab positive Dinge wie meinen Führerschein, meine wunderbare Nichte, viele tolle Momente mit Freunden und Familie sowie die Installation von Hannes Wolf als Cheftrainer und dem damit einhergehenden Erfolg. Mit dem Jahr 2016 wird aber auch immer untrennbar jenes Schicksal sein, das das bittere Schicksal des VfB besiegelt hatte. Euch allen ein gesundes, erfolgreiches und friedliches Jahr 2017 – ich hoffe für mich und uns alle, dass ich heute in einem Jahr auf ein wunderbares Aufstiegssjahr zurückblicken kann.

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