Wie beinahe schon üblich kamen die Länderspiele wieder im Doppelpack – gerade 4 Tage nach dem 2:0-Erfolg gegen Südafrika stand das Spiel in der WM-Qualifikation gegen Aserbaidschan an, das Hinspiel gewannen wir neulich zwar effizient aber wenig attraktiv mit 2:0, und nach dem Freundschaftsspiel am Samstag zuvor war auch die Hoffnung zurück, es würde sich wieder in Richtung “attraktiver Fußball” entwickeln.

Das Ergebnis von 4:0, was nun seit Abpfiff des Qualifikationsspiels zu Buche steht, sieht zwar schön und effizient aus, das traf aber allenfalls auf die zweite Halbzeit zu, die erste war erneut ein Rückfall zum Rumpelfußball, den ich nicht wieder sehen wollte. Viel Zeit ist es nicht mehr hin, bis die Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika beendet ist – und da Russland mit uns im Gleichschritt durch die Qualifikation marschiert, findet in einem Monat das Rückspiel in Russland statt, gegen das wir so (be)zaubern sollten wie im Hinspiel.

Die ersten Minuten waren vielversprechend, in der 14. Minute ging unsere Nationalmannschaft in Führung, Michael Ballack verwandelte den Elfmeter eiskalt unten rechts – und mein Vater gewann damit seinen Tipp, ich hätte gedacht, er schießt nach oben links. Und ich dachte, ich kenne meine Pappenheimer. Den deutschen Kasten hütete mein persönlicher Favorit René Adler – ich finde es allerdings schade, dass gerade Robert Enke wieder erkrankt war und somit sein Heimspiel in Hannover nicht haben konnte. Er wird sich denken können, wie es ist. Zum Länderspiel in Leipzig gegen Liechtenstein war es Adler, der ausgerechnet zum Heimspiel passen musste.

Danach verflachte das Spiel wieder und es gab wieder das entsetzliche Ballgeschiebe zu sehen, was einem die Zornesröte in den Kopf steigen lässt. Es war kaum zu fassen, wie entsetzlich lahm das Spiel wurde, gespickt von Fehlpässen wollte nichts mehr zusammen laufen. Es ist anzunehmen, dass Bundestrainer Jogi Löw eine lautstarke Halbzeitansprache gehalten hat.

Und es wurde dann ja auch besser in der zweiten Hälfte, nicht nur weil ich den unerträglichen Blick in den Sturm nicht mehr riskieren musste – Miroslav Klose, der zuletzt nicht gerade durch blendende Form bestach, kam für den nach München abgewanderten Ex-Helden. Klose kam, sah – und traf. Und zwar im Doppelpack! In der 46. und 66. Minute traf er zum 2:0 und 3:0, mit 2 tollen Toren, die einen mit der Zunge schnalzen lassen, wunderschön!

Den Schlusspunkt der späten Torflut setzte Lukas Podolski, der nur 4 Minuten später zum 4:0 einnetzte und für Begeisterung auf den Reihen sorgte. Berti Vogts hatte auf der Trainerbank Aserbaidschans nun nicht mehr ganz so viel zu lachen – die Deutschen wiederrum schon, denn endlich zeigten sie das, was sie können: schönen Fußball.

Sicherlich mag Aserbaidschan jetzt nicht der Übergegner sein und das eine oder andere Tor nicht so hoch zu bewerten wie gegen große Nationalmannschaft, dennoch machte die zweite Hälfte im Vergleich zur ersten einigermaßen Spaß. Nach einem mäßigen Länderspieljahr 2008 ist man dankbar für alles, was einen nicht sofort wieder den Fernseher ausschalten lässt (oder alternativ: fluchtartig das Stadion verlassen lässt). Mesut Özil, der beste Spieler des Freundschaftsspiels gegen Südafrika, blieb das gesamte Spiel über blass.

Immernoch mitten in der Genesungsphase von meiner Weisheitszahn-OP am Samstag zuvor war ich auch nicht wirklich traurig, nicht dabei gewesen zu sein, denn ich hatte es auf meinem Plan, dieses Länderspiel in Hannover. Jedoch hat die 5-Tages-Europareise nach Rumänien viel Geld gekostet, und auch wenn ich es nicht bereue, das Länderspiel, was im Vorfeld nicht als Knaller einzustufen war, fiel anderen Prioritäten zum Opfer.

Währenddessen gewann auch Russland sein Spiel gegen Wales und nun sind alle Augen gerichtet auf das alles entscheidende Spiel im Oktober. Wenn unsere deutschen Jungs sich auf das besinnen, was sie seit der Weltmeisterschaft 2006 bis zum Frühjahr 2008 so stark gemacht hat. Ich habe schon oft gehofft, das ein mäßiges Spiel das Ende des Rumpelfußballs ist – also nur allzu verständlich, dass ich mich hier und heute an dieser Stelle nicht so weit aus dem Fenster lehnen möchte.

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