Das Schlimmste an Allem: du kannst nicht davon laufen. Der Boden sollte sich auftun, ich wollte überall sein, nur nicht hier. Als Häuflein Elend saß ich zusammengekauert im Gästestehblock, starrte apatisch in die Leere vor mir und fragte mich, warum man als Fußballfan nur so hart bestraft werden kann. Es waren doch nur noch 10 Minuten zu spielen.

Die nicht ungerechte Strafe, dass die Mannschaft es verpasst hatte, nachzulegen. Wir hatten schon beinahe die ersehnten 3 Punkte. Am Ende hatten wir Nichts.Wie konnte das nur passieren? Ein weiteres Mal die Schande der Nation, Ziel jeglichen Gespötts. Naja, Hoffenheim mag es im Moment noch schwieriger zu haben. Es tröstet mich nicht wirklich. Ein Tag, der so schön begann, endete abrupt, 5 Minuten zwischen Himmel und Hölle, manchmal geht es ganz schnell.

Manchmal fragst du dich, wofür du dir das noch antust. Diese Frage konnte ich gestern nach dem Spiel nicht beantworten. Ich kann sie auch heute nicht beantworten. Es ist ja nicht so, als hätte ich es nicht irgendwie geahnt. Kaum zu glauben, ich bereue dieses Führungstor \” denn es machte den Schmerz letztendlich nur noch schlimmer.

Der große Schmerz

Ähnlich wie Wolfsburg gehört Leverkusen nur für die angestrebte 34er-Saison zum Pflichtprogramm, die Hoffnung auf den Auswärtssieg war vor dem Spiel nicht wirklich vorhanden. Als Leverkusens “Lieblingsgegner” degradiert reisten wir bereits am Morgen an, um uns das höchste Gut der Bundesliga aus den Händen reißen zu lassen. Die Statistiken sprachen dabei eine klare Sprache.

Wir waren in fast allen Belangen schlechter als die Gastgeber, doch wir hatten bis 10 Minuten vor Schluss etwas, was Leverkusen nicht hatte: ein Tor. Was sich das ganze Spiel über bedrohlich anbahnte, hätte uns erspart bleiben können, wenn man mit mehr Konzept und Mut nach vorne gespielt hätte, statt sich hinten rein zu stellen. Das funktioniert nicht gegen Leverkusen. Das hätte man auch schon vorher wissen müssen.

Was bleibt übrig nach unserem Gastspiel am Rhein? Keine Punkte, bitterer Schmerz und jene Hoffnungslosigkeit, die einen ergreift, wenn sich die Wurzel allen Übels mit aller Deutlichkeit auf dem Platz offenbart. Es sind nicht die Bayern, nicht Dortmund, nicht Schalke \” es ist Leverkusen. Die haben nicht einmal einen Trainer, der sich auch so nennen darf. Aber gut \” haben wir ganz offensichtlich auch nicht.

Kulturprogramm zwischen Westerwald und Taunus

Am Abend zuvor nutzte ich die letzten Stunden vor dem nächsten Spiel für die noch ausstehenden Berichte für die Heimspiele gegen Nürnberg und Bochum. Erst abends würde das Spiel angepfiffen werden, doch brachen wir dennoch recht früh auf. Wieder mit Freunden unterwegs, zu Siebt im großen Van, bepackt, als würde man für eine Woche in Urlaub fahren. Decke, Fresskorb, Spiegelreflex, alles war dabei.

Leverkusen rangiert auf der Attraktivitätsskala im Minusbereich, vergleichbar vielleicht mit Genk im Winter. Als touristisches Kulturprogramm mit gemeinsamen Mittagessen wurde Limburg an der Lahn eingeplant, nettes Städtle mit historischer Altstadt und imposantem Dom. Unzählige Fotos, ein gutes Mittagessen, Shopping, ohne den Fußball wäre der Tag als “richtig nett” in Erinnerung geblieben.

Am Nachmittag machten wir uns auf den Weg in Richtung Pillenstadt, für mich einer der unsympathischsten und aggressionsschürendsten Vereine der Bundesliga, zusammen mit Hoffenheim und den Bayern natürlich. Ein Stau unbekannten Ausmaßes bremste unseren Weg aus, über Köln-Mülheim tasteten wir uns langsam heran und parkten wie schon letztes Mal am Bayerwerk und nahmen den Shuttle-Bus zum Stadion.

Fotografen unter sich – aber nicht beieinander

Gutes Timing, gut 1 Stunde bis Anpfiff, der Gästeblock war bereits gut gefüllt und füllte sich noch weiter. Ich war noch nicht sehr hungrig, die Currywurst \” meiner Meinung nach die Beste der Bundesliga-Stadien \” musste erst einmal warten. Temparaturmäßig bot uns Petrus Grade um den Nullpunkt aufwärts, es war dennoch gut frisch. Natürlich war ich wie immer gut eingepackt, die letzten Ausläufer meiner Grippe waren noch nicht vollständig überstanden.

Vorbei an den üblichen bekannten Gesichtern betraten wir gemeinsam den Gästeblock. Es ist unser selbst erwähltes Schicksal, die Spiele nicht zusammen Seite an Seite zu sehen. Ein kurzer Plausch mit einem gemeinsamen Freund vom Fanclub, ein Abschiedskuss, “Bis nach dem Abpfiff” und unsere Wege trennten sich wie immer, ein erprobtes Szenario, was in dieser Saison schon 34 Mal wunderbar funktionierte, sollte auch hier klappen.

Fotos zu machen von beiden Seiten für vfb-bilder.de, so ist der fortwährende Plan. Um mehrere Perspektiven liefern zu können, nahm Felix seinen Platz ganz rechts oben ein, ich platzierte mich links, wechselnd zwischen Mitte und unterer Hälfte, in der Regel nie weit entfernt von Freunden und Bekannten aus der Ultra-Szene.

Lass die Gedanken weiter tanzen

Die Ränge füllten sich, nach außen machte ich einen ruhigen und entspannten Eindruck, in meinem Kopf machten die Gedanken ein wildes Pogo. Zwischen Erinnerungen an die Schifffahrt letzte Saison, an Alptraumgegner, Stefan Kießling, den letzten Wochen im leichten Aufwind und jener schweren Zeit, bevor der VfB erstmals in diesem Jahr in Hoffenheim gewann. Absolutes Chaos, alles wild durcheinander, Ordnung hinein zu bringen war ebenso zwecklos wie auf einen Auswärtssieg zu hoffen. Zumindest dachte ich das. Noch.

Immer mehr der 1.650 Schlachtenbummler betraten den Block durch die 3 Eingänge G1, G2 und G3. Auch in den Blöcken daneben konnte man einige VfB-Schals orten. Die letzten Minuten vergingen, ohne Aussicht auf Punkterfolg fotografierte ich die Mannschaften beim Betreten des Platzes sowie das Meer aus Schwenkfahnen, Doppelhaltern und Schals im Gästeblock. Es war angerichtet, es konnte los gehen. Viel rumkommen wird dabei ohnehin nicht.

Das Spiel lief und ich erwischte mich schnell bei etwas, was Bruno Labbadia seinen Schützlingen offenbar nicht klar genug ans Herz legte: ich ließ Stefan Kießling nicht aus den Augen. In den letzten 7 Spielen traf er jedes Mal, ihm ist dabei egal, ob auswärts oder daheim. Immer wieder Stefan Kießling, er machte mir von allen am meisten Sorgen.

Wer Hoffnung säet, wird Enttäuschung ernten

Schon nach kurzer Zeit musste einer der Leverkusener behandelt werden. Es war leider, leider, leider nicht Stefan Kießling \” ich hätte nicht schlecht gestaunt, Kumpel Marco meinte noch vor dem Spiel als Antwort auf meine Stefan-Kießling-Sorgen, er würde sich direkt am Anfang verletzen. Man wünscht ja eigentlich keinem Spieler etwas Böses. Aber… okay, wenn ich ehrlich bin: es ist ja Leverkusen.

Die Anzeigetafel in der nicht ausverkauften BayArena zeigte gerade einmal 12 Minuten, als Vedad Ibisevic kurz vor der Strafraumgrenze zu Fall gebracht wurde. Der Pfiff von Schiedrichter Wolfgang Stark erfreute uns natürlich, denn streng genommen war es nicht auf oder hinter der Linie, sondern noch davor. Der Gefoulte schoss selber.

Die Sekunden zogen sich ewig, als das Netz hinter dem 2011 nach Leverkusen abgewandertem Ex-VfBler Bernd Leno zappelte, war die Freude selbstredend groß. Ich wollte nichts hoffen und nichts erwarten, das frühe Führungstor sorgte dann aber doch für aufgehellte Minen und die Rückkehr der Hoffnung, in Führung gehen konnte der VfB in Leverkusen zuletzt vor über 4 Jahren \” und gewann. Bruno Labbadia saß damals auf der Leverkusener Bank.

Viel zu tun im Gästeblock

Kurz darauf hätte die ungeliebte Werkself beinahe ausgeglichen, der Kopfball von Stefan Kießling (ich hab doch gesagt AUFPASSEN!) flog aber knapp übers Tor. Was folgte, erschloss sich meinem Verständnis einfach nicht. Man ließ Leverkusen gewähren, zog sich zurück und gab den Hausherren nahezu alles an Ballbesitz. Verstehen konnte ich es nicht. Statt auf das 2. Tor zu gehen, egal wie, igelte man sich ein.

Die Fahnen wehten im Wind, die Vorschreier heizten dem Gästestehblock ein und taten ihr menschenmöglichstes, um vielleicht ein wenig der Leidenschaft, die wir tagtäglich in unseren Herzen tragen, durch den Support auf die Mannschaft zu übertragen. Die Stimmung war gut, auch wenn es nicht so voll war wie in den vergangenen Jahren.

Wir singen für unsere Mannschaft, in der Hoffnung, sie würde uns hören. Doch sie taten es anscheinend nicht. Die Partie war das, was man gemeinhin als “zäh” bezeichnet, nur mit Glück konnten die Angriffe der Werkself abgefangen werden. Abwechselnd machte ich Fotos und beteiligte mich am Support, je weiter oben man stand, desto geringer war die Teilnahmequote.

Unruhiges Warten

Es war nicht das erste Mal, dass unsere Führung bedächtig wackelte: kurz vor der Halbzeitpause bekam der VfB den Ball nicht richtig weg, Stefan Kießling mit einem wie ich leider zugeben muss sehenswertem Lupfer über Sven Ulreich drüber, Serdar Tasci war zur Stelle und drosch den Ball kurz vor der Linie noch ins Aus. Tief durchatmen, das war verdammt knapp. Mit den Fingernägeln in die 1:0-Führung hineingekrallt, ich wollte sie nicht mehr hergeben, die Minuten vergingen ohne Gegentor.

Irgendwie schleppte man sich dann mit der knappen Führung in die Halbzeitpause. Mitgebrachte Getränke waren nicht gestattet, ein Hustenbonbon gegen den trockenen lädierten Hals tuts erstmal auch. Ich wanderte einige Reihen nach unten und begab mich inmitten teilweise unbekannter Fans auf gefährliches Terrain, wer mich noch nicht kennt, sieht die Kamera in meiner Hand nicht gerade gern. Bisher ist noch nichts passiert, zum Glück. Ich verstehe aber, dass das inmitten der Ultras komisch rüberkommen könnte.

Etwas mutiger kamen die Jungs in den weißen Trikots aus der Kabine. Die Sicht im Gästeblock ist teilweise versperrt von hohen Metallzäunen mit spitzen Zacken, Aggressionen gegenüber dem Heimpublikum scheinen hier öfters der Fall zu sein \” wundert mich auch nicht, ehrlich gesagt. Immer wieder sichtkorrigierend wankte ich mit einem Bein abgestützt auf die vordere Stehplatzreihe hin und her.

Vorne harmlos, hinten Beton

Ich war unruhig, die Spielweise meiner Mannschaft beängstigte mich. Nur ein zwischenzeitlicher Blick auf die Anzeigetafel konnte diese Unruhe halbwegs ausgleichen. Mit der Aufmerksamkeit zurück beim Spiel wurde ich jedoch schnell wieder daran erinnert, warum ich so zerfressen war von Panik, es könnte doch noch in die Hose gehen. Diese Unfähigkeit vor dem Tor, diese Harmlosigkeit, diese Mutlosigkeit, es raubt einem den letzten Nerv.

Alles sprang wie von Sinnen auf, als Gotoku Sakai alleine auf Bernd Leno zurannte. In einem vom Zufall geprägtem Spielaufbau (sofern man das überhaupt “Aufbau” nennen kann) war kein einziger mitgelaufen. Go, machs noch einmal wie gegen Bukarest! Er rannte auf den blonden Leverkusener zu, dieser rannte auch auf ihn zu, der Japaner schoss in seiner Verzweiflung, abgeblockt, wie könnte es auch anders sein. Es war eine von ein paar wenigen Chancen, von allen die hochkarätigste.

Zum Zeitpunkt von Gotoku Sakais großer Chance zum 0:2 waren 62 Minuten gespielt, noch immer prangte die Mut machende, aber auch knappe Führung von 0:1. Hätte ich das Fingernägelkauen nicht schon vor 6 Jahren aufgegeben, solche Momente sind es, wo du rückfällig werden könntest. Noch stand die Abwehr so gut, dass nichts passierte.

Es wackelt bedächtig

Die 70. Minute war angebrochen. Angepeitscht von den Gesängen aus dem Gästeblock, die die Heimfankurve der Werkself fast durchweg übertönte, hoffte ich verzweifelt wie selten, dass es hier ohne Gegentor zu Ende geht. Doch wären wir ja nicht ohne Grund ein Angstgegner, wenn man nicht bis zum Schluss fürchten müsste, oder? Grund zur Freude gab es hier noch lange nicht, gegen Genk kassierten wir im Heimspiel in der Nachspielzeit noch den Ausgleich. Und doch muss ich gestehen: ich stellte mir schon vor, wie ich gut gelaunt nach Hause fahren würde.

Zunehmend pfiff der VfB auf dem letzten Loch, es würden noch 20 harte Minuten werden. Statt zu reagieren und jemand Neues ins Spiel zu bringen, beließ es Bruno Labbadia bei den Elf, die auf dem Feld standen. Noch ahnten wir nicht, wie schnell es noch gehen würde. Selbst wenn es ein unschönes und unbequemes Spiel war, so würden wir bei sofortigem Abpfiff zumindest 3 Punkte mitnehmen. Das große Ziel heißt alle Jahre wieder “internationales Geschäft”. Wir würden ein Wunder brauchen, wenn wir das noch schaffen wollen.

Noch 10 Minuten zu spielen. Oh Gott, bitte. Die Hände faltete ich hin und wieder betend vor meiner kalten roten Nase zusammen, schnaufte schwer in meinen Schal hinein, der Angstschweiß lief mir am Rücken hinunter. Egal wie, egal wie hässlich, egal wie schmerzhaft, irgendwie das Ding über die Zeit bringen. Danach könnt ihr von mir aus erschöpft zusammenfallen wie ein Souffle, verdammte Scheiße, das hier ist so verdammt wichtig!

Ein Drama in 2 Akten

Ich schloss die Augen. Das konnte nicht wahr sein. Schockiert erstarrten die meisten Muskeln in meinem Körper, ich konnte mich nicht rühren, nichts sprechen, nichts denken. Unsere größte Hoffnung für die Handballabteilung des VfB Stuttgart hatte nichts Besseres zu tun, beim ohnehin schon knappen Ergebnis im Strafraum mit voller Absicht die Hände zu Hilfe zu nehmen. Selten gab es klarere Handelfmeter. Bereit stand, wer könnte es auch anders sein: Stefan Kießling. Beim Jubel der Heimfans rollten sich einem schier die Fußnägel hoch.

Wildes Gezeter im Gästeblock von all jenen, die nicht vor Schock erstummt sind. Das Ziel musste neu definiert werden: zumindest den einen Punkt mit nehmen, das ist mehr, als seit über 4 Jahren jemals in Leverkusen zustande kam. Der Moment des Schocks, der einen in solchen Situationen am Ende des Spiels ereilt, wird oft unterschätzt. Nicht auszudenken, was in den Köpfen der Spieler vorging. Panik wird definitiv mit dabei gewesen sein.

Am Tag darauf schaute ich mir die Szenen bei vfbtv an. Bitterer als jede andere Niederlage in dieser Saison, eine Träne kullerte mir die Wange hinunter. Gestern in diesem einen Moment registrierte ich nicht einmal die Tatsache, dass sich fast die komplette Leverkusener Mannschaft auf Lars Bender gestürzt hatte und ihn unter sich begrub. Mir wurde schwarz vor Augen. Den Ball nicht weg bekommen, ein blöder Abpraller brachte den Ball kopfhoch in die Luft, Kopfball Lars Bender, drin. Das Schwert bohrte sich unaufhaltsam in mein Herz.

Schockstarre

3 Punkte im Sack, innerhalb von 5 Minuten alles verloren. Beim Versuch, das bisher gewonnene Geld beim Roulette noch zu erhöhen, blieb die Kugel auf dem falschen Feld liegen \” das Haus gewinnt. Alles weg. Durch die Lautsprecherboxen der Arena dröhnte Musik, die Anhänger der Heimmannschaft schwenkten ihre Fahnen und Schals. Wortlos schaute ich mich um. Wer sich nicht vom Tobsuchtsanfall hat übermannen lassen, rührte sich so intensiv wie ein Standbild.

Die Gesänge verstummten, der Support kam zum erliegen. Wir waren tot innendrin, jeder von uns ist durch das späte Drehen des Spiels innerlich ein wenig gestorben. Leere Blicke. Es dauerte einige Sekunden, bis die Gesinnung zurück kehrte. Wer sein Wort wieder fand, fand wenig Erhellendes für die Geschehnisse der vergangenen Minuten.

Das Genick brutal gebrochen, gelang es dem VfB nicht, wieder aufzustehen. Wer es nicht schafft, nach einem mehr als glücklichen Elfmetertor noch aus dem Spiel heraus zu treffen, warum sollte es dann gelingen, wenn man soeben eine schallende Ohrfeige bekommen hat? Mit den Nerven am Ende konnte man nur noch die letzten Torlosen Minuten herunter zählen.

Der Geschmack der Enttäuschung

Freut euch nur, ihr (bitte hier vulgäres Schimpfwort einfügen). Kopfschüttelnd empfingen wir sie, mit leeren Händen, zaghaft applaudierend, es hätte auch anders laufen können. Gepfiffen wurde nicht, und wenn doch, dann nur vereinzelt von ein paar Wenigen. Der Schock war noch zu groß, um große Wut entwickeln zu können. Nach ein paar stillen letzten Minuten erklang unsere Stimme wieder: “Kämpfen und siegen, niemals aufgeben!”.

Wortlos drückten sich die Zuschauer an mir vorbei nach draußen. Der Einzige, der stehen blieb, flüchtete kurz darauf mit “Ich muss hier raus!”. Nur allzu verständlich. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam Felix wieder, wie versprochen nach dem Abpfiff. Jeglicher Versuch, mich zu trösten, schlug selbstredend fehl. Nicht Bayern, nicht Freiburg, nicht Hoffenheim \” alle Spiele, seien sie auch noch so zermürbend und enttäuschend gewesen, konnten das hier bieten, die Partie innerhalb weniger Minuten noch drehen zu lassen.

Felix brachte mir die eingeplante Currywurst. Eine Siegescurrywurst hätte so unendlich viel besser geschmeckt. Mit dem Holzpiekser stocherte ich in der weißen Pappschale umher, als würde ich die 3 Punkte suchen, die mir einige Minuten zuvor abhanden gekommen sind. Wir verließen das Stadion und nahmen einen der letzten Pendelbusse zurück zum Parkplatz.

Mit leeren Händen zurück nach Hause

Wortlos legte ich Schal und Jacke ab, zog meine Schuhe wieder um, kramte den Laptop hervor und setzte mich in den Van ans Fenster. Gerädert schaute ich in die Nacht hinaus, wartete einige Zeit und bearbeitete dann die Bilder. Viel gesprochen wurde nicht. Nur das Unverständnis, selbst mit limitierten Mitteln ein solches Spiel so schnell so herzuschenken, wurde laut ausgesprochen. Es nützte alles nichts. Es ist nicht immer leicht, VfB-Fan zu sein.

Routiniert drehte ich an den Einstellungen für Helligkeit und Kontrast, schnitt die Bilder zu und sortierte sie nach “Kommt auf die Webseite” und “Kommt nicht auf die Webseite”. Kurz vor der Pause in der Nähe von Heidelberg lud ich alles hoch per Surfstick. Nach dem Halt beim McDonals schloss ich die Augen und schlummerte ein. Vor meinem inneren Auge immer wieder der Kopfball von Lars Bender in der 84. Minute. Bilder, die mich noch eine Weile verfolgen würden.

Gegen halb 2 erreichten wir Weinstadt-Beutelsbach, die Scheiben an den Autos waren zugefroren, es war bitterkalt. Felix kratzte, ich räumte unsere Sachen aus dem Auto. Es hätte so ein schöner Tag werden können, ein weiteres Mal scheiterte es an Harmlosigkeit und Ideenlosigkeit. Die nächsten Wochen sind dabei verdammt wichtig. Ganz umsonst war das Wochenende aber auch nicht: ein schöner Tag in Limburg und nicht die Bayern fürs DFB-Pokal-Halbfinale. Man muss als VfB-Fan auch mal mit Wenig zufrieden sein.

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