Es gibt kaum einen Tag, an dem ich mir nicht denke “Ach wär ich doch schon letzte Saison ein VfB-Fan geworden”. In diesen Wochen mache ich eine schwere Zeit durch, denn mein Verein, der VfB Stuttgart, mein zweitliebstes Kind nach der Nationalmannschaft, zeigt sich in dieser Zeit bockig.


Die aktuelle Stimmung bei den Schwaben: Geknickt

Zum VfB-Fan wurde ich durch den Stürmerstar Mario Gomez, der auch in der Nationalmannschaft spielt. Hintergrund? Jain. Mario Gomez gehört für mich zweifelsohne zu den besten Fußballern, die ich in meiner kurzen Zeit als Fußball-Gucker gesehen habe. Seit seinem göttlichen Hackentor im EM-Qualifikationsspiel Deutschland gegen San Marino wurde der Fußballer des Jahres 2007 nicht nur für mich zum Liebling. Auch die Nationalspieler Thomas Hitzlsperger, Roberto Hilbert und Timo Hildebrand (spielt seit dieser Saison in Spanien) ebneten mir den Weg zu den Schwaben.


Mario Gomez vergeigte seine Torchancen zu Hauf

Allzu lange bin ich noch nicht dabei. Als der VfB letzte Saison die Meisterschaft gewann, war ich noch nicht Bundesligatauglich. Aber ich bekam Kenntnis durch Zeitungsberichte von dem sensationellen Run, den die Schwaben in der Saison 2006/2007 hingelegt haben: Schwach gestartet und dann das Feld von hinten aufgeräumt. Bereits zum DFB-Pokalfinale, wo die Stuttgarter gegen Nürnberg spielten, war ich schon ganz klar “Pro VfB!” und war schon traurig, als das Spiel verloren ging. Was mir die Roten aber mal bedeuten würden, wusste ich in dem Moment noch nicht.

Erst dann kam das Länderspiel, wo der Mario, der mir schon all die Monate, die er seit Februar schon für die Nationalelf spielte, das schöne Tor gemacht hat. Mit dem Länderspiel in Hamburg war für mich eins klar: Ich will mehr! Viel mehr! Ich wurde noch deutschlandverrückter, als ich es ohnehin schon war und freute mich wie ein kleines Kind auf den Start der Bundesliga im August, wo es ein Wiedersehen mit vielen meiner Nationalhelden in ihren Vereinen geben wird.


Aber manchmal geht es dann doch

Das Eröffnungsspiel Stuttgart gegen Schalke 04 war ein unentschiedenes 2:2, ein Spiel, was Lust auf mehr machte mit seiner Spannung und schönen Toren. Mario spielte nicht mit, denn er war verletzt. Aber dafür hat er während der Halbzeitpause ein Interview mit Monika Lierhaus gemacht, schick im Anzug. Auch heute sieht man den Fleck auf dem Teppich noch, wo mir in diesem Moment der Sabber aus dem Mundwinkel tropfte.

Was danach folgte, war unvermeidlich: Die Reise nach Berlin mit meinem Hertha-Kumpel Alex, wo wir uns im Olympiastadion Hertha BSC Berlin gegen den VfB Stuttgart angeschaut haben. Für mich das erste und bisher Bundesligaspiel (gleich ein Auswärtsspiel), und auch für ihn als Hertha Fan das erste Heimspiel seiner Hertha. Das Spiel ging 3:1 für Stuttgart verloren, ich war den Tränen nahe. Ein “toller” Start in mein Dasein als VfB-Fan. Das es größtenteils so weitergehen sollte, konnte ich ja noch nicht ahnen.


Ein häufiges Bild in letzter Zeit

Die Spieltage verstrichen und es war nun schon die Rede vom katastrophalen Fehlstart der Schwaben. Am nächsten Wochenende ist der 9. Spieltag (von 34), mein geliebter VfB hat erst 3 davon gewonnen: Duisburg (1:0), Cottbus (3:0) und Bochum (1:0). Bis auf das Eröffnungs-Unentschieden haben wir alle Spiele verloren: Karlsruhe (Revierderby, 0:1), Werder Bremen (1:4), Hansa Rostock (1:2) und eben auch Berlin (1:3).

Die Saison ist noch relativ jung, aber wenn der VfB nicht langsam die Kurven bekommt, kommen sie nicht mehr aus dem Mittelmaß raus. Letztes Jahr noch Meister, dieses Jahr Mittelfeld. Die Erwartungen sind hoch, der Druck groß, die Konzentration jedoch gering. Manchmal sind die Schwaben auf dem Platz nicht wieder zu erkennen.


Mario macht meist noch das, was er soll

Von dem Fehlstart in der Bundesliga mal ganz abgesehen… die Champions League, die Creme de la Creme Europas, wartete auch auf uns. 2 Spiele haben “wir” bereits bestritten, beide gingen durch Dusseligkeit verloren. Auswärts bei den Glasgow Rangers ließen wir uns unsere Führung wegnehmen und wurden mir einem 1:2 nach Hause geschickt.

Gestern spielten wir im Rahmen der Champions League zu Hause gegen Barcelona, im Moment der erfolgreichste Club der Welt. Diesmal zog es mich erstmalig in ein Sportcafe, denn nirgends wurde das Spiel übertragen (unfair!), also ab ins City Sport Cafe in den Leipziger Petersbogen. Die Spannung war nicht auszuhalten. Der VfB hat sehr stark angefangen. Pessimisten hätten bestimmt gesagt: “Wer sind diese Roten da, und was haben die mit dem VfB gemacht?!?”


Der VfB muss siegen!

Ich habe fast meinen Schal aufgefuttert, beschimpfte das spanische Fallobst als “Heulsusen” und fühlte mich wohl in der Menge von Leuten, die ebenso auf den VfB gehalten haben, denn bei verprassten Torchancen ging ein kollektives Raunen durch die Reihen. Alles Hoffen, Daumendrücken und Anfeuern brachte uns nur ein relativ gutes Spiel ein, der Sieg war dennoch nicht drin.

Ehrlich gesagt hatte ich schon fast damit gerechnet, mit gesenktem Kopf und gebrochenem Herzen wieder heimfahren zu müssen. Da half es vorerst auch nicht, das ich ein für den VfB sehr gutes Spiel gesehen habe. So macht es wirklich keinen Spaß. Die Niederlagen häufen sich und sie schmerzen von Mal zu Mal mehr. Was also tun? Dem Verein, der nicht zu seiner Form findet, den Rücken kehren und mich auf eine erfolgreichere Mannschaft, wie die Bayern konzentrieren? Natürlich nicht. Ich bin kein Erfolgsfan, ich stehe auch in schweren Zeiten zu meinem VfB, auch wenn diese Liaison noch nicht allzu lange dauert. Ein Erfolgsfan hätte nach der Enttäuschung von Berlin vielleicht schon seinen Rücken gekehrt.


Dann ist nicht nur Mario glücklich

Was mir nun übrig bleibt, ist das Hoffen und Beten, das bessere Zeiten kommen. Bisher habe ich erst ein einziges Bundesligaspiel der Schwaben auf meinem Konto, ein Heimspiel möchte ich im kommenden Jahr besuchen, dieses Jahr werde ich nur noch das Länderspiel in 2 Wochen besuchen.


Der Fußballer des Jahres 2007

Ich bin optimistisch, das die Mannschaft noch die Kurve bekommt. Meister werden sie dieses Jahr wahrscheinlich nicht, aber an die Spitze, ja genau, an die Spitze, dort gehören sie hin. Die Unkonzentriertheit der letzten Wochen wird sich bald legen, es ist nur eine Frage der Zeit. Wie gesagt: es ist erst der 9. Spieltag am kommenden Samstag, es wird noch so einiges passieren.


Geknickte Mienen nach erneuter Niederlage

Die Jungs vom VfB sind mir mittlerweile alle ans Herz gewachsen. Und ich stehe zu ihnen, da kann kommen was will. Ich habe mich von den letzten Niederlagen nicht entmutigen lassen, bin wieder aufgestanden und feuere beim nächsten Mal die Jungs nur noch mehr an.


Ein Bild aus glücklicheren Tagen: Meisterschaft 2007

Wie ihr mitbekommen habt: Wenn ich mein Herz verschenke, bin ich sehr hartnäckig. Die Nationalmannschaft hat sich als das Beste entpuppt, was mir passieren konnte und auch mein neuer Verein bedeutet mir mittlerweile sehr viel.

Auf meinem Schal steht: “Ole Ole Ole Ole Ole Ole Ola, Ole Ole Ole, wir sind immer für dich da, oooooooh VfB Stuttgart, bist unser Leben, gibst uns so viel.”

Ich weiß ja nicht, wie ihr darüber denkt. Aber ich habe vor, mich daran zu halten. Es ist mein VfB.

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