An dieser Stelle würde jetzt mein Spielbericht zur Partie gegen Borussia Dortmund stehen, ein “paar” Worte, wie der VfB gespielt hat. Da er sich jedoch entschieden hat, nicht aktiv an der Partie teilzunehmen, kann ich auch nichts darüber schreiben. Stattdessen berichte ich lieber über den Tag vor und nach dem Spiel, das erscheint mir im Angesicht des Frustes die wesentlich bessere Beschäftigung.

Traditionell zu jedem ersten Heimspiel der Saison findet seit 2006 die Karawane Cannstatt zwischen dem Daimlerplatz und dem Neckarstadion statt. Fröstelnd und mit dem Risiko des kommenden Regens traf man sich am frühen Nachmittag an der Aral-Tankstelle, viele waren schon da, viele kamen nach, Punkt 15 Uhr war Abmarsch in Richtung Stadion. Singend und Fahnen schwenkend ging die Karawane ihren Weg – in Rekordgeschwindigkeit, fast 3 Mal so schnell wie im Jahr zuvor. Somit war man schneller am Stadion als einem lieb war.

Es war alles ein wenig anders als sonst, als hätte die Luft ein wenig anders gerochen, der Geräuschpegel der herumlaufenden Fans hörte sich ein wenig anders an, das obligatorische Getränk vorm Spiel schmeckte ein wenig anders. Bevor in einem Jahr unsere Cannstatter Kurve neu aufgebaut ist, ist die Untertürkheimer Kurve unser Zuhause, deren Wachstum vom Abriss bis zum Neuaufbau ich stets mit Interesse verfolgt habe. Ein neuer Eingang, eine neue Treppe, ein neuer Eingangsbereich vor den Zugängen zu den Blöcken, neue Fressbuden und neue sanitäre Anlagen – alles war so neu, so frisch, so anders. Und doch ist es nur für eine Saison, dann werden wir wieder Stellung beziehen in unserem einzig wahren Zuhause, der Cannstatter Kurve.

Wie eingangsbeschrieben möchte ich nichts weiter zum Spiel sagen. Eine derart desolate Leistung habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Nach einem katastrophalen 1:3 steht der VfB mit NULL PUNKTEN auf dem letzten Tabellenplatz und wird uns aller weiser Voraussicht nach eine schwere Hinrunde bereiten, in der wie viel Geduld mitbringen und zahlreiche Zugeständnisse machen müssen. Schade eigentlich, würde der VfB immer so spielen wie alle Jahre wieder in der Rückrunde, dann würden wir auf Dauer oben mitspielen.

Der nicht enden wollende Regenschauer schien stellvertretend für meine Stimmung, wie Tränen der Enttäuschung, der Wut, der Verzweiflung. Wir schreiben den 2. Spieltag, doch nachdem die Erinnerungen der letzten Hinrunde noch nicht ganz verdrängt sind, weiß ich, dass wir letztes Jahr sogar noch besser dastanden als jetzt. Die Tabelle vermag noch wenig Aussagekraft zu haben, doch dennoch ist es ein schwerer Schlag. Wir wurden nicht nur brutal verkloppt, sondern auch niedergesungen. Die Saison ist noch jung, gerade mal 2 Spieltage alt – und ich weiß jetzt schon, dass es hart wird. In Zeiten des ganzheitlichen Umbruchs werde ich aber auch diese Hürde nehmen. Wir alle müssen sie nehmen. Denn wir lieben unseren Verein und sind immer für ihn da, nicht nur an strahlend sonnigen Siegestagen, eben auch an verregneten Tagen der bitteren Enttäuschung. An Tagen wie diesen.

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