Am Sonntag noch im Stadion, einen Tag später im Ost-Allgäu zu Fuße von Schloss Neuschwanstein. Während mein Felix gerade draußen im Dunklen herumläuft, um Fotos von den beleuchteten Schlössern Neuschwanstein und Hohenschwangau zu machen, habe ich meinen Surfstick in einer Gegend mit schlechter Netzabdeckung zum Laufen bekommen. Und ohne Internet folglich auch kein Spielbericht \” im Stadion immer hautnah dabei, ist es unabdingbar, dass ich mir das Spiel oder zumindest die Highlights nochmal zu Gemüte führe. Nach dem ersten anstrengenden Tag unseres Kurzurlaubs kann ich nun schlussendlich doch noch in die Tasten hauen, auch wenn ich am späten Montag Abend vermutlich nicht mehr fertig werde mit meinem Rückblick auf den Schlusspunkt einer perfekten Woche. Es war wieder Bundesliga-Alltag in Stuttgart, heutiger Gegner: wieder mal Freiburg. Erst vor wenigen Tagen schlugen wir an gleicher Stelle den SCF mit 2:1 im DFB-Pokal und zogen damit ins Finale gegen die Bayern ein. Unbeschreibliche…
Lange verharre ich vor einem leeren Blatt in der Textverarbeitung meines Rechners. Der Cursor blinkt, mit den Ellenbogen stütze ich mich auf der buchefarbenen Platte meines Computertisches ab, das Kinn auf die gefalteten Hände gelegt. Wortlos starre ich minutenlang die erste Seite des Word-Dokuments an. Der größte Moment meines Fandaseins. So viel zu schreiben, so unendlich viel zu erzählen. In Worten lässt sich das Erlebte nicht wiedergeben. Ich versuche mich dennoch und blicke zurück auf unfassbar emotionale Momente. Die Geschichte beginnt bereits vor über anderthalb Monaten, am 3. März diesen Jahres. Nervös und angespannt saßen Felix und ich am Sonntag Abend vor dem Rechner und warteten ungeduldig auf die Auslosung des DFB-Pokal-Halbfinale. Vier Kugeln waren noch in dem gläsernen Behältnis, aus dem Rennfahrer Timo Glock die erste Kugel mit den Bayern zog. Größer konnte die Anspannung nicht sein, als er nach der zweiten Kugel griff. “Bitte nicht den VfB, bitte…
Als wäre es die Meisterschaft. Euphorisch schwappte die Laola-Welle durchs Stadion, laute Gesänge, begeistertes Klatschen, wir feierten die Mannschaft, wir feierten uns, wir feierten wie in fast schon längst vergessenen Zeiten. Eine unterirdische Leistung des Gegners ebnete dem VfB den Weg zum ersten Bundesliga-Heimsieg des Jahres 2013, doch auch, wenn das die eigene Leistung schmälert, so bringt es das Lächeln auf unsere Lippen zurück, und hoffentlich auch das nötige Selbstvertrauen, so kurz vor dem wichtigsten Spiel der gesamten Saison. Die Sonne schien auf uns hinab, als wäre es das Normalste der Welt. Der Frühling war bis zu jenem Sonntag Nachmittag schlichtweg nicht existent gewesen, ein jeder verließ mit unsicherem Gefühl das Haus, ob Petrus halten würde, was er versprach: Sonne satt. Fast alle hatten noch einen Pulli oder eine Jacke dabei, als man sich auf den Weg machte zum Neckarstadion. Hand in Hand legten wir die Meter auf unserer heiligen…
“Ade!” sagte der Eisverkäufer zu mir, als ich mit meiner Kugel Erdbeereis in der Waffel den anderen schnellen Schrittes hinterher lief, die bereits ein paar Meter vor mir in Richtung Straßenbahnhaltestelle unterwegs waren. Ein offenbar aus Stuttgart kommender Italiener fragte uns, ob wir aus Schorndorf seien. “Noi, Schduegerd!”. Grinsend ließ ich das Niedersachsenstadion hinter mir, mit gemischten Gefühlen. Ein Sieg hätte drin sein können, wenn nicht sogar müssen. Mit Müh und Not quetschen wir uns noch in die Straßenbahn, zwischen Hannoveranern und Stuttgartern ging es zurück zum Parkplatz. Ich war mir nicht so ganz sicher, was ich von diesem Spiel halten sollte. Zumindest nicht verloren, möchte man meinen, zumindest ein Punkt. Doch ist es nicht gerade zufriedenstellend, wenn nicht einmal ein Tor geschossen wurde. Die Chancenverwertung hier, die Harmlosigkeit dort. Die Geschichte eines Spiels, was für neutrale Zuschauer an Mäßigkeit nur schwer zu unterbieten sein musste. Der kalendarische Frühling hatte…
Alle erhoben sich, wandten sich den Jungs mit freundlichem Gesicht zu, als sie in die Kurve gelaufen kamen. Jeder klatschte in die Hände, zeigte “Daumen hoch!”. Als hätten wir das Spiel gewonnen. Haben wir aber nicht. Auch, wenn wir am Ende ohne Punkte dastehen, so hat uns dieses Spiel etwas gegeben, was so manche knappen Siege in dieser Saison nicht konnten: uns die Hoffnung zurückgeben, dass man mit Kampf, Leidenschaft und Einsatz so manches erreichen kann. Relativ schnell nach dem Spiel setzte bereits die Medienhetze ein. Jürgen Klopp, den ich immer sympathisch fand, sagte im Interview, dass seine Spieler Prellungen, Brüche, Risswunden und Beulen haben, er hätte Angst um seine Spieler gehabt. Auch die Bild-Zeitung beteiligte sich daran, BVB-Fans, die nichts besseres zu tun haben, nehmen sich die Zeit und fluten sämtliche VfB-Seiten auf Facebook, um nur einige Beispiele zu nennen. Das war mit Sicherheit kein Kindergeburtstag. Lieber BVB, vielleicht…
Dabei hatte ich meine Stadionjacke gerade erst gewaschen. Hinter mir flogen die Bierbecher, gut festhalten, in Deckung gehen und die Kamera in Sicherheit bringen, für den Fall, dass ich im tosenden Jubel zu Boden geh. Mittendrin zwischen 3.000 Schlachtenbummlern, die dem VfB bei etwas beiwohnen durften, was sie schon seit exakt 4 Monaten nicht mehr geschafft hatten: ein Spiel zu drehen. Ein immens wichtiger Sieg, der nicht alles wieder heil gemacht hat, aber uns zumindest ein paar Steine vom Herzen hat fallen lassen. Frankfurt. Main-Metropole. Mit 700.000 Einwohnern die fünftgrößte Stadt Deutschlands. Hier ist die Heimat der Eintracht mit ihrer respektablen Fankurve. Ein nicht ungefährliches Pflaster für die anreisenden Gästefans. Beinahe wäre unser beider Vorhaben “34er-Saison” an dieser Tatsache gescheitert. Felix und ich sprachen lange über das Pro und Contra einer kompletten Saison. Es brauchte 2 große Kompromisse: ich fahre entgegen eigener Aussagen dennoch ein weiteres Mal nach Wolfsburg. Und…
Unangenehme Aufgaben sieht man mir auf kurz oder lang deutlich an. Heute ist Karfreitag, morgen tritt der VfB daheim gegen Dortmund an. Statt zu schreiben habe ich die Wohnung geputzt, Wäsche gewaschen, mit einer sehr guten Freundin telefoniert und ziellos im Internet gesurft. Hauptsache ablenken von der Tatsache, dass seit 3 Wochen ein Spielbericht auf mich wartet, den ich aus Gründen der Vollständigkeit nicht einfach weglassen kann. Ich hätte es schnell hinter mich bringen können. Als vor 19 Tagen der Hamburger SV an einem Sonntag zu Gast war, lautete meine Ausrede: “Es ist zu spät, ich muss früh raus \” ich schreibe den Bericht morgen!”. Eine geschäftige Arbeitswoche, viel zu tun, später Feierabend. “Ich schreibe den Bericht am Wochenende!”. Und so weiter… Eine Behandlung für diese Form der Aufschieberitis gibt es aktuell nicht wirklich. Die Erinnerung ist fast verblasst, statt die frische Erinnerung für ein paar Zeilen zu verwerten, verdrängte…
Felix zuckte die Schultern, als er die Treppenstufen zu mir hinunter lief. Er hatte keine Antworten. Fragend schaute ich ihn an, ob er glaubt, dass dies hier der Anfang vom Ende ist. Bis heute tu ich mich schwer mit einer Antwort. Eine gute Ausgangslage für das Weiterkommen ins Viertelfinale der Europa League sieht zumindest anders aus. Wieder einmal schaffte es der VfB nicht, das, wozu er eigentlich spielerisch im Stande sein müsste, umzusetzen. 20 Minuten gut mitgehalten, danach fatal eingebrochen. Wollen oder können sie es nicht besser? Schwer zu sagen. Fakt ist, dass das 0:2 gegen Lazio Rom viele enttäuschte Fans zurück gelassen hat. Wieder war es die katastrophale Chancenverwertung, mehrere Chancen beim 0:0 wurden vergeben. Hinterher trauern nützt jetzt auch nichts mehr, doch bin ich mir sicher, dass es auch anders hätte laufen können. Die eklatante Heimschwäche des VfB Stuttgart hält an. Kein einziges Heimspiel dieser Europa League (das…
Das Schlimmste an Allem: du kannst nicht davon laufen. Der Boden sollte sich auftun, ich wollte überall sein, nur nicht hier. Als Häuflein Elend saß ich zusammengekauert im Gästestehblock, starrte apatisch in die Leere vor mir und fragte mich, warum man als Fußballfan nur so hart bestraft werden kann. Es waren doch nur noch 10 Minuten zu spielen. Die nicht ungerechte Strafe, dass die Mannschaft es verpasst hatte, nachzulegen. Wir hatten schon beinahe die ersehnten 3 Punkte. Am Ende hatten wir Nichts.Wie konnte das nur passieren? Ein weiteres Mal die Schande der Nation, Ziel jeglichen Gespötts. Naja, Hoffenheim mag es im Moment noch schwieriger zu haben. Es tröstet mich nicht wirklich. Ein Tag, der so schön begann, endete abrupt, 5 Minuten zwischen Himmel und Hölle, manchmal geht es ganz schnell. Manchmal fragst du dich, wofür du dir das noch antust. Diese Frage konnte ich gestern nach dem Spiel nicht beantworten….
Geradezu verhalten klatschte die Cannstatter Kurve, als die Mannschaft in die Kurve kam. Was sich wie eine Pflichtaufgabe anfühlte, war doch im Grunde so viel wichtiger gewesen. Es geht um Prestige, Image und so viel Geld. Vor gerade einmal 20.200 Zuschauern zog der VfB gegen den VfL Bochum ins Halbfinale des DFB-Pokals ein. Alles andere als ein alltäglicher Sachverhalt. Zusammen mit Bayern, Freiburg und Wolfsburg gehören wir zum Kreis der letzten Vier. Ein kurzes Klatschen, dann verzog sich die Mannschaft wie so oft schnell wieder in die Kabine. Die Freude war da, ohne Frage, doch trotz der letzten passablen Ergebnisse will das Zusammenwachsen von Mannschaft und Fans noch nicht so recht funktionieren. Die Stuttgarter Zeitung bezeichneten das treffenderweise als “Funke, der nicht überspringen kann”. Seit Monaten klaffen im Stadion immer wieder die Lücken, ganze Blöcke bleiben leer, schon längst wurden wir zum Gespött im deutschen Fußball. Schon traurig, sich von…

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