Noch vor 4 Wochen hätte ich nicht gedacht, dass ich diesen Artikel schreiben würde. Noch vor 4 Wochen stieg ich jeden Arbeitstag in die Leipziger Straßenbahn ein und fuhr ins Büro, welches ich in der Regel nach meist 10 Stunden wieder verließ. Noch vor 4 Wochen plante ich in hübscher Regelmäßigkeit meine 2-wöchentlichen Fahrten nach Stuttgart. Und nun, Ende Juli 2010 stehe ich am Anfang einer neuen Lebenssituation, welche weitreichende Konsequenzen hat. Kurz gesagt: Stuttgart, ich komme. Und diesmal bleibe ich.

Wochenlange Geheimniskrämerei, verdachtsfördernde Statusmeldungen bei Facebook und StudiVZ, anhaltendes Bitten um ein wenig Zeit, um meine Gedanken für mich selbst erst einmal sortieren zu können. Nun mache ich es offiziell, in dem Wissen, dass dieser Schritt für die wenigsten überraschend kommt. Für mich allerdings schon, denn leicht getan habe ich mich mit dieser Entscheidung ganz sicher nicht.

“Irgendwann werde ich mal ins Ländle umziehen” – mit diesem Gedanken trug ich mich nicht gerade erst seit wenigen Wochen, sondern schon viel länger. Wann es soweit sein würde, stand noch außerhalb der Reichweite, zu eingefahren war ich im Alltagstrott, zu gewohnt die Situation des Pendelns zwischen Leipzig und Stuttgart.

Alles kam nun schneller als gedacht. Doch es ist toll und spannend, die Entscheidung nun endlich getroffen zu haben, zu wissen, dass es nun ernst wird. Dabei kam die Entscheidung eher unfreiwillig, der unerwartete Bruch mit dem alten Arbeitgeber, der trotz 5 Jahren Zusammenarbeit emotionslos von Statten ging, sowie zahlreiche gleichlautende Tipps von außen ebeneten den Weg für erste Überlegungen, warum ich nicht gleich den Sprung ins Ländle wagen sollte.

Schnell war eine ausgefeilte und umfangreiche Bewerbung ausgearbeitet, die an namhafte und interessant ausschauende Werbeagenturen rausging, Telefonate, Vorstellungsgespräche und die Qual der Wahl. Doch eine falsche Entscheidung konnte ich nicht treffen, denn es gab nur die eine richtige Entscheidung: ein (nicht ganz) neuer Anfang in der württembergischen Landeshauptstadt.

Bei Null fange ich nicht an. Seit 2007 mit Sympathien für den Verein mit dem Brustring, seit 2008 gelegentlicher Gast im Neckarstadion, seit 2009 Mitglied und Dauerkartenbesitzerin. Zahlreiche Freunde und Bekannte im Dunstkreis des Stadions und abseits davon. Mein Herz gehört dem Ländle schon seit einiger Zeit. Warum also nicht dort hingehen, wo das Herz ist? Eine Art Zuhause bot mir mein bisher entwickeltes Umfeld in Kreisen von VfB-Fans, ein neues Zuhause wird es für mich nun auch auf Dauer werden. Auch wenn sich eines nie ändern wird: Leipzig ist meine Heimat ein echter Schwabe werde ich nie werden und auch das Sächsisch kann ich mir höchstens weitgehend verkneifen.

Würde ich gefragt werden, ob ich auch ein wenig Angst vor diesem Schritt habe, ich würde es nicht einmal leugnen. Doch ist das letztendlich nicht ein wenig normal? Doch vielmehr freue ich mich, dass dieser Abschnitt nun beginnt. Ich tue das übrigens nicht nur wegen dem VfB, sondern auch wegen allem, was er in mein Leben gebracht hat: eine neue Liebe, ein neuer Freundeskreis, ein neuer Job, ein neues Umfeld.

Es gibt nur eine Sache, die ich bedauere. Weibliche VfB-Vielfahrer aus der Stuttgarter Gegend gibt es viele, aus Leipzig gedoch nur wenige. Bei der Frage nach der weitesten Anreise stehe ich künftig hinten an. Doch das ist das geringste Übel, vielmehr überwiegt auch die Freude, für ein Spiel nicht 10 Stunden Autobahn zu überbrücken (je 5 Stunden pro Strecke), sondern die Zeit anderweitig nutzen zu können. Wie oft hatte ich mich geärgert, NUR an den Wochenenden in Stuttgart zu sein.

Alles neu in 2010. Nunja, vielleicht nicht alles. Nicht zuletzt auch ein Gruß an meinen neuen Arbeitgeber, heute Nachmittag wurde alles schriftlich in trockene Tücher gelegt. Neue, spannende Aufgaben in einem neuen, freundlichen Arbeitsumfeld. Ich bin bereit für meinen neuen Lebensabschnitt in Stuttgart. Und ihr seid ein Teil davon.

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