Viele Stunden sind vergangen, seit ich am späten Sonntagvormittag meine Augen öffnete. Mein größter Wunsch blieb unerfüllt: das alles wirklich nur geträumt zu haben. Gerädert stand ich auf, tapste ins Bad und direkt an den Rechner. Mit einem Kaffee vor mir starrte ich lange Zeit ein leeres Blatt auf dem Bildschirm an. Hier sollten in einigen Stunden ein paar Seiten stehen über das Erlebte, was es im Nachgang des Augsburgspiels aufzuarbeiten galt. Der Drang war groß, einfach nichts zu schreiben bis auf die Worte: “Hier gibt es heute keinen Spielbericht zu lesen, da der VfB sich weigerte, am Spiel teilzunehmen”, doch einfach ist das leider nicht.

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Noch nicht einmal knappe 24 Stunden später habe ich mich wirklich beruhigen können. Mit einem Kloß im Hals starre ich noch immer auf die leeren Seiten, erst mit wenigen Zeilen gefüllt. Durch die Lautsprecherboxen neben mir singen Die Toten Hosen ihr episches Lied: “Wo sind diese Tage, an denen wir glaubten, wir hätten nichts zu verlieren?” Gute zwei Monate sind besagte Tage nun her, als man nach einem 2:0 gegen die Hertha für eine Nacht auf Platz Neun der Tabelle stand und der Abstiegskampf so unendlich weit entfernt schien. Keine acht Wochen später sieht das nun ganz anders aus. Wirklich überraschen tut es mich nicht, doch manchmal hasse ich es eben, Recht zu behalten.

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Es tut so unheimlich weh. Nicht nur der Blick auf die Tabelle und auf das Restprogramm, der gesamte aktuelle Umstand lässt mich hadern und verzweifeln. Es gibt Tage, an denen ich viel darum geben würde, eben einfach ein „normaler Fan“ zu sein, der nach dem Spiel heimkommt, sich noch ein paar Stunden oder allenfalls bis zum nächsten Morgen ärgert und dann wieder dan Blick nach vorne richtet und ein fröhliches Gesicht aufsetzt. Es steht mir frei, es genauso zu machen. Doch was, wenn die Angst vorm Abstieg alle Gedanken lähmt und einen vergessen lässt, dass es doch nur Fußball ist?

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Ideenlos und uninspiriert

Die Betonstufen unter meinem Hintern waren kalt, als ich Minuten nach Abpfiff frustriert auf ihnen saß, die Kameratasche ruhte auf meinem Schoß, der Kopf vergraben unter meinen Händen. Der Block leerte sich und auf dem Weg nach draußen blickte ich unendlich viele enttäuschte Gesichter. Manche sagten mir, sie seien auf meinen Spielbericht gespannt. Andere sagten mir, ich solle am besten gar nichts schreiben. Letzteres scheint durchaus verlockend, hätte ich die vielen Stunden Lethargie und chronischem Unwollen doch so viel sinnvoller hätte einsetzen können.

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Stattdessen kreisten meine Gedanken immer und immer wieder um die eine Frage: Wie soll es der VfB noch schaffen? Ich fühle mich zurück erinnert als Anfang Mai des letzten Jahres, als der VfB nach einer Führung den Sieg auf Schalke doch noch aus der Hand gab, als Verlierer heimfahren musste und uns alle im Gefühlt zurückließ, das sei es nun gewesen. Wir schafften es trotzdem, doch wirklich viel Mut macht mir das nicht. Im Gegenteil. Denn was uns im Endspurt der letzten Saison so ausgezeichnet hatte, fehlt uns in dieser Spielzeit.

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Mut. Teamgeist. Siegeswille. Und eine Mannschaft, die alles dafür tat, nicht abzusteigen. Am Tag nach Augsburg bleibt nichts als Frust übrig, und dem Wissen, dass es an allem gemangelt hat, was man im Abstiegskampf braucht. Eine blutleere, uninspirierte und ideenlose Darbietung des Grauens. So etwas kannst du dir leisten, wenn es tatsächlich um nichts mehr geht, aber doch nicht, wenn du ums nackte Überleben kämpfen musst? Sinnbildlich dafür steht die Selbstgefälligkeit und Selbstzufriedenheit aller Verantwortlichen, man wähnte sich sicher und sah den Druck bei den anderen Mannschaften. Sie alle werden nun hoffentlich zum Umdenken gezwungen.

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Das leidliche Dasein als Aufbaugegner

Es ist nicht übermittelt, ob man Christian Gentner als Kapitän dieser seelenlos aufspielenden Truppe die Ergebnisse der Konkurrenz und den aktuellen Tabellenplatz mitgeteilt hatte, als er noch am Mittelkreis die Mitspieler wild gestikulierend zusammenstauchte. Gerade eben war man noch Zwölfter und als die Konkurrenz nahezu unisono ihre eigenen Spiele gewann, fand sich der VfB nach diesen unsäglichen Auftritt auf Platz 15 wieder. So bitter hatte nicht einmal ich diesen Spieltag vermuten können. Sie waren sich dem Ernst der Lage offenbar zu keiner Zeit bewusst, im Gegensatz zu manch anderem realistisch denkenden Anhänger.

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Unter Druck hatte der VfB die letzten Jahre immer funktioniert, so die weitläufige Meinung im Universum der Fanmeinungen, mittlerweile weitgehend geprägt von Tabellenrechnereien und Hoffnungslosigkeit. Aber ob das ein weiteres Mal reicht? Wo soll die Kraft für den Endspurt denn herkommen, wenn man nicht einmal ebenfalls abstiegsbedrohten Augsburgern Paroli bieten kann? Wie solle das gegen Dortmund funktionieren, wiedererstarkte Bremer oder Mainzer auf dem Weg zum Europapokal? Diese Frage habe ich bereits das letzte Mal gestellt, mit erwartetem Ergebnis.

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Viele wollten die Gefahr nicht sehen, die vom Auswärtsspiel in Augsburg ausging. Unter der Prämisse „Gwinne musch!“ war uns allen klar, dass wir die drei Zähler nur allzu dringend gebrauchen konnten, um an den letzten Spieltagen von der Konkurrenz unabhängig zu sein. Dass uns Augsburg die letzten Jahre drei Trainer kostete und wir bereits seit über vier Jahren nicht mehr punkten konnten, ließ mich Böses ahnen. Da brauchte es nicht einmal die Aussage, Augsburg hätte erst zwei von 14 Heimspielen gewonnen. Wer dem geborenen Aufbaugegner die Treue hält, dem wurde schnell Angst und Bange.

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Zwischen Bauchgefühl und Beobachtungsgabe

Zugegeben, wirklich überrascht hätte mich allenfalls tatsächlich ein Sieg bei den Fuggerstädtern. Alles, was darunter liegt, hatte ich erwartet, dabei war die Niederlage der wahrscheinlichste Fall. Warum war ich mir da nur so sicher? Manche Leute in den sozialen Netzwerken, die ich nicht persönlich kenne, behaupten manchmal, ich würde dem VfB mit aller Macht den Abstieg wünschen. Selten etwas dämlicheres gehört, das Gegenteil ist der Fall. Woher kommen also die Mutmaßungen über den Absturz nach unten? Ist es eine Art Bauchgefühl, dass ich entwickelt habe? Oder vielmehr eine gute Beobachtungsgabe, geschärft aus vielen Jahren permanentem Abstiegskampf? Wahrscheinlich ist es die Mischung aus beidem.

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Nur mit einem Sieg könnte der VfB den größten Schlamassel in dieser Saison vermeiden. Verlieren war verboten, uns Fans war das bewusst. Mir natürlich auch, doch zweifelte ich zurecht daran, dass sich die Mannschaft der Gefahr auch bewusst war. Gegen neun Uhr waren wir aufgebrochen, mit dem Auto ging es Richtung Augsburg, gute zwei Stunden von Stuttgart entfernt gehört es definitiv zu den kürzesten aller Auswärtsspiele, was sich auch in den angekündigten 3.000 Gästefans wiederspiegelte, die das Kartenkontigent voll ausschöpften.

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Ein leckeres Mittagessen beim Italiener sorgte für frische Kräfte, doch trotz der Weltklasse-Pizza blieb ein dumpfes Bauchgefühl. Am Essen lag es definitiv nicht. Es war die blanke Angst, wieder einmal in Augsburg zu verlieren, wieder einmal tief unten drin zu stecken, wieder einmal in der Tabelle abzurutschen. Wie bitter alles ein paar Stunden für uns werden würde, hatte ich ja nicht ahnen können. Die Stimmung vor Ort war hoffnungsvoll und optimistisch, doch wann immer ich gefragt wurde, wie es mir geht, antwortete ich mit „Gut… angespannt…“, doch ging es mir damit wirklich „gut“?

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Bis zum letzten Atemzug

Bereits vor dem Spiel hatte ich lange auf den kalten Betonstufen gesessen, beobachtete das rege Treiben um mich herum und schaute dabei zu, wie unzählige weiße Fahnen und rote Folienschals verteilt wurden, eine weitere Choreographie sollte es heute geben. Viele bekannte Gesichter und viele gut gelaunte Gespräche, wie gut die Stimmung doch nach Abpfiff hätte sein können, wenn es der VfB nicht wieder einmal vergeigt hätte.

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Uns Fans kann man keinen Vorwurf machen: wir geben immer alles, bis nichts mehr geht. Doch wann genau ist dieser Punkt erreicht, wenn es rechnerisch nicht mehr möglich ist oder bereits davor, wenn der Mannschaft der komplette Frust von 3.000 Leuten entgegen schlägt? Viel rechnete ich mir nicht aus, aber ein Teil von mir hoffte trotzdem, als die letzten Minuten vor dem Anpfiff vergangen waren.

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Die Reihen wurden minütlich voller unter den entspannten Blicken eines nahezu teilnahmslosen Ordnungsdienstes, eine Verbesserung im Vergleich zu letzter Saison, als sie vehement versuchten, auf den Treppen stehende Leute in die Reihen zu drücken. Es war windig in der mittlerweile umbenannten WWK Arena mit ihren 30.660 Sitzplätzen im Süden der Universitätsstadt, doch auch die Sonne ließ sich hin und wieder blicken. Gutes Wetter war aber für den VfB zuletzt kein wirklich gutes Omen.

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Nur die Fans sind erstklassig

Es war an der Zeit, meine Kamera aus der Tasche zu holen. Zum ersten Mal erlaubte Augsburg die Mitnahme von Spiegelreflexkameras, was der Stuttgarter Fanfotografenszene mit Sicherheit gut gefallen haben dürfte. Kurz vorm Einlaufen der Mannschaften war es soweit, das Kommando vom Commando, auf die Sekunde genau gingen unzählige farbige Folienschals nach oben, gefolgt vom Wappen als Blockfahne. Viel zu sehen vermochte ich nicht, konnte aber nur ahnen, dass sich auch diese Choreographie dem Status als „eingetragenenen Verein“ widmen würde.

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Der Ball rollte vor ausverkauftem Hause und ließ mich für ein paar Minuten im Glauben, doch positiv überrascht zu werden. Sechs Niederlagen in Folge war nicht das, was einem viel Hoffnung machen konnte. Akzeptable Stimmung bei 3.000 mitgereisten Stuttgartern, doch noch weit entfernt von den besten Auftritten der Fanszene. Man gab sich Mühe, angesichts des aktuellen Umstands – das galt jedenfalls für uns Fans, für die Mannschaft, nunja, eher weniger.

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Angriffsfußball, frühes Attackieren, den Ballführenden schnell angehen, rasch eigener Chancen kreieren? Weit gefehlt. Stattdessen Abwarten, Abtasten und geduldiges Hinterherlaufen. Früher oder später würde das schief gehen, wenn sie ihren Rhythmus nicht finden, das war bereits nach wenigen Minuten zu sehen. Ob ich wieder die Einzige war, die es erkennen konnte? Die meisten Optimisten im VfB-Umfeld verlassen sich darauf, dass sich alles zum Guten wenden wird. Wie das passieren soll, können sie mir aber auch nicht beantworten.

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Trostloses Gekicke

Nach einem aufopferungsvollen Abstiegskampf sah dies nicht aus, doch was war es denn dann? Vielmehr ähnelte es dem Verwalten einer Mannschaft im Tabellenmittelfeld an einem der letzten beiden Spieltage, wohlwissend, dass nach vorne und hinten nichts mehr passieren kann. Was gäbe ich nur darum, wenn es denn so wäre?! Vor einigen Monaten sah das alles gar nicht so schlecht aus und man durfte sich auf ein weitgehend angstfreies Saisonfinale freuen. Gut zwei Monate später ist man zurück im tiefsten Sumpf des Frustes, ohne zu genau zu wissen, ob man es denn wieder schafft.

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Vielleicht hätte Augsburg ein paar Minuten früher als ohnehin in Führung gehen können, wenn uns Przemyslaw Tyton mit zwei guten Reflexen nicht im Spiel gehalten hätte, doch jedes „Hätte, wenn und wäre“ ist doch längst hinfällig. Wenige Minuten später war er machtlos, es war Georg Niedermeiers Job, beide Augen auf Augsburgs Lebensversicherung Alfred Finnbogason zu werfen, der seit Wochen den FCA noch im Rennen um den Klassenerhalt hält. Ohne ihn, wer weiß, wie tief sie hätten sinken können. Für einen Moment geschlafen und Augsburg führte.

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Das selbe leidliche Thema wie jedes Mal. Eine schlicht nicht bundesligataugliche Defensive, die den VfB zur Schießbude der Liga macht. Wenn dann wichtige Säulen in Sachen Motivation und Anpeitschen fehlen und nach vorne im Sturm nichts mehr geht, dann passiert das, was dem VfB in den letzten Wochen zum Verhängnis geworden ist: man stürzt ins nahezu Bodenlose. Dass dieser Gegentreffer gegen ebenfalls völlig verunsicherte Gastgeber durchaus vermeidbar war, war aber noch nicht einmal das Schlimmste daran, sondern eher, dass die Mannschaft nichts dagegen tat.

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Zu wenig von Allem

Kein Kampf. Kein Aufwachen. Keine Leidenschaft. Alles, was passieren muss, wenn man im Abstiegskampf ins Hintertreffen gerät, das alles ließen sie sträflichst vermissen. Ein Raunen ging durch den Gästeblock, als die Hausherren sich vom zuletzt nicht gerade verwöhntem Heimpublikum feiern ließen, doch sofort gaben wir weiter Gas, in der Hoffnung, erhört zu werden. Schließlich könne man diesen durchaus dämlichen Gegentreffer nicht auf sich beruhen lassen. Oder etwa doch?

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Als Halil Altintop drei Minuten später beinahe das 2:0 machte, ließ die ersten Stimmen in unseren Reihen verstummen. Seither warteten wir. Auf ein Zeichen, dass sich die Mannschaft wehren würde, dass sie verstanden hatte, dass sie alles für den Sieg geben würde. Wir warteten vergeblich. Beinahe wäre Daniel Didavi der Ausgleich gelungen, aber eben nur fast. Es ist schließlich nahezu immer so, dass der gegnerische Torwart gegen uns den besten Tag erwischt, während Przemyslaw Tyton des Öfteren mal einen schlechten Tag erwischt.

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Business as usual beim Verein für Bewegungsunfähigkeit. Auch nach Wiederanpfiff änderte sich am Bild des Spiels nicht: die Augsburger tankten beflügelt durch den Führungstreffer mehr und mehr Selbstvertrauen und beim VfB wartete man vergeblich auf das Aufwachen. Fast so, als würden sie dieses Spiel freiwillig abschenken, doch erschließt es sich mir einfach nicht, warum?! Ohne Spritzigkeit und ohne nennenswerte Ideen trabten sie lustlos über den Platz, als würden sie zwei Minuten vor dem Ende mit 3:0 führen.

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Nur eine Frage der Mentalität?

Ich habe es nicht übers Herz gebracht, mir das komplette Spiel an diesem Sonntagnachmittag anzuschauen, zu groß noch der Frust über das Erlebte, zu gering die Hoffnung auf eine vorzeitige Rettung, bevor man zum Showdown nach Wolfsburg muss. Vielleicht würde es mich aber nur umso mehr enttäuschen, noch einmal minütlich jede falsch getroffene Entscheidung im Spiel des VfB zu analysieren. Selbst für die Highlights musste ich mich quälen, den Play-Button von vfbtv zu klicken und noch einmal die lustlosen Szenen zu sehen.

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Während diese Zeilen entstanden, lagen die ebenfalls abstiegsbedrohten Kölner zur Halbzeit mit 0:2 zurück und gewannen gegen Mainz noch mit 3:2. So sieht Mentalität aus, das hat man auch bei Liverpool gegen Dortmund gesehen, sehr zum Leidwesen jener, die eigentlich nach Bremen fahren wollten. Dem VfB die Mentalität abzusprechen, wäre jedoch falsch, wissen wir doch alle, dass sie sehr wohl darüber verfügen. Nämlich genau dann, wenn sie tatsächlich mit dem Rücken zur Wand stehen oder wenn sie dem übermächtigen Gegner Paroli bieten und am Ende dennoch verloren. So war es geschehen gegen die Bayern. So wird es wohl auch geschehen gegen Dortmund.

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Die Spielminuten krochen mühsam dahin und es fiel schwer, die mitgereisten 3.000 VfBler noch zum lauten Support zu motivieren. Ich sang die Lieder, klatschte und hüpfte, doch alles mit weit mehr Frust angesichts der nicht vorhandenen Leistung in einem Spiel, bei dem das Verlieren verboten war. Für Augsburg wäre es der erste Heimsieg im Jahr 2016, wie praktisch, dass hier und heute der Deutschen liebster Aufbaugegner zu Gast war. Es wird eine Ewigkeit dauern, bis man dieses traurige Image losgeworden ist.

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Immer wieder Paderborn

Zum Abpfiff bekamen sie alle das, was sie verdient hatten. Die Spieler des FCA ihren verdienten Applaus, hatten sie sich doch aus dem gröbsten Schlamassel aus eigener Kraft befreit, und der VfB bekam das gellendste Pfeifkonzert seit dem 0:4 in der Hinrunde gegen, natürlich, die Augsburger. Viel Wut schlug ihnen entgegen, nur zu verständlich nach all dem, was wir uns in den 90 Minuten anschauen mussten. Auch am Tag danach verstehe ich es immernoch nicht: Wie kann man sich so etwas erlauben?

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Offenbar haben sie den berüchtigten Schuss noch nicht gehört. Zehn Meter Sicherheitsabstand vor dem Gästeblock waren ihnen genug, bevor sie kehrt machten und schnell zurück in die Kabine liefen, ein weiteres Mal befeuert von den Pfiffen tausender enttäuschter Brustringträger. Ob diese Reaktion die erwünschte Wirkung haben werden, bleibt abzuwarten. So oder so stehen uns haarsträubend spannende und furchteinflößende Wochen bevor.

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Und wieder ist da dieser Gedanke an Paderborn. In Wolfsburg habe ich innerhalb der letzten acht Jahre so viel Schlimmes sehen müssen, wie sehr würde es mich traumatisieren, dort sogar einen Abstieg miterleben zu müssen? Diese Fragte macht mir Angst. Was ist, wenn man sich gegen Mainz nicht retten kann? Wenn man auf die Hilfe der Konkurrenz angewiesen ist? Wenn man einen Sieg in Wolfsburg braucht, um dem Relegationsplatz oder Schlimmerem zu entgehen? Die Luft wird dünner und die Sorgen nicht kleiner.

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Wer sich auf andere verlässt, der ist verlassen

Als ich mich einmal aufraffen konnte, von den kalten Betonstufen aufzustehen, verspürte ich die große Leere in mir, die immer dann kommt, wenn ich mir die Frage, wie es weitergehen soll, nicht beantworten kann. Schon längst hatte die Tabelle die Runde gemacht, die uns drei Plätze abrutschen ließ und uns mit dem dumpfen Gefühl zurücklässt, dass man mal lieber gegen Hannover (und viele andere) gewonnen hätte. Im Gegensatz zu jetzt hatten wir es vor einigen Wochen selbst in der Hand, uns Fans, die gefühlt erst gestern die Angst von Paderborn überstanden hatten, das Schlimmste zu ersparen. Gemacht hat der VfB daraus nicht das Geringste.

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Jetzt nach vorne zu blicken und den Kopf oben zu halten gehört zu den schwersten Dingen, die man als Fan haben kann. Noch hat man es in der eigenen Hand, noch ist man von anderen unabhängig, noch liegt alles so eng beisammen, dass man mit nur vier Punkten das komfortable Mittelfeld erreicht. Keiner von uns weiß, ob und wie das gelingen soll. Dass es das Restprogramm in sich hat, weiß der VfB auch nicht erst seit letzter Woche, warum also so uninspirierte Auftritte, die man teilweise bereits gegen Ingolstadt, Leverkusen und Darmstadt gesehen hatte? Es ist einfach nicht zu begreifen, weder gestern, noch heute, noch in der kommenden Woche.

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Vier Endspiele noch. Vier mal um den Klassenerhalt kämpfen. Vier mal Furcht und Angst, Hoffen und Bangen, Zittern und Beten. Vier mal noch auf das Beste in der Mannschaft hoffen und wir werden wissen, ob es reicht oder nicht. Machen wir uns nichts vor, wirklich gut sieht es nicht aus. Letzte Saison sagte ich das bereits nach dem verlorenen Spiel auf Schalke, auch da glaubte ich nicht, dass es noch reicht. Darauf verlassen will ich mich jedoch nicht. Ich kann mich ja noch nicht einmal auf meine eigene Mannschaft verlassen.

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