Unser Ruf eilt uns bereits meilenweit voraus. Jene Tage, an denen der Gegner mit Ehrfurcht den VfB empfing und das Beste hoffte, sind vorbei. Heute sind wir nur selten mehr als ein gern gesehener Aufbaugegner. Immer wieder bewies unser Verein mit schierer Leidenschaft, wie gern er seinem zweifelhaften Image nachkommt, nämlich jedem strauchelnden Verein, der dringend Punkte benötigt, bereitwillig zu helfen. An die leidtragenden Fans, die das seit langer Zeit mitmachen müssen, denkt da natürlich niemand. Von Absicht würde ich nicht unbedingt sprechen, aber man bekommt diesen Ruf einfach nicht los.

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Jetzt also nach Kaiserslautern. Vier Spiele, zwei Punkte, Tabellenletzter. Es könnte besser laufen auf dem Betzenberg, ohne jede Frage. Was würde da besser ins Bild passen als das Spiel gegen den VfB? Als hätten wir keine eigenen Probleme, die Euphorie (sofern man es überhaupt so nennen kann) für das Aufstiegsrennen hatte schnell merklich gelitten durch die Niederlagen in Düsseldorf und jüngst gegen Heidenheim (der Gewohnheit nach hatte ich eben „Hoffenheim“ geschrieben). Das hielt die Fans allerdings nicht davon ab, so zu tun, als sei man nie abgestiegen.

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Die Gerüchte waren also wahr. Während der VfB von offizieller Seite von 5.000 Stuttgartern im Fritz-Walter-Stadion sprach, die Vermutungen aber bei gut 9.000 Weiß-Roten lag, übertrafen die tatsächlichen Auswärtsfans sämtliche Erwartungen. Über 10.000 sollen es gewesen sein, die Blöcke 17 bis 20 waren nahezu vollständig voll gefüllt mit Gästefans. Eine durchaus respektable Leistung nach den gut 7.000 Leuten in Sandhausen (oder waren es sogar knapp 8.000?), die damit das Auswärtsspiel kurzerhand zum Heimspiel machten.

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Alles andere als ein Spaziergang

Man kann stolz sein auf diese Fanszene, die jedes Spiel zu einem besonderen machen, die mit Hingabe und Leidenschaft alles geben und zu Tausenden durch die Republik reisen. Wäre da nur nicht dieser klitzekleine Haken mit der Zweitklassigkeit, könnte man keinesfalls vermuten, dass hier die Stimmung (bisher!) noch besser ist als on den letzten Erstliga-Saisons. Manchmal erwische ich mich bei dem Gedanken daran, dass diese Mannschaft diese Fans gar nicht verdient hat, wie sonst erklärt sich der Klassenunterschied zwischen Spielfeld und Kurve?

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Diese Saison wird uns noch einiges abverlangen, sehr viel mehr, als wir uns jetzt vermutlich vorstellen können. Urlaubstage werden zur Neige gehen und so mancher Chef wird eines Tages nicht mehr beide Augen zudrücken und mit einem Schmunzeln den Urlaubszettel unterschreiben. Die Anstoßzeiten bleiben bescheiden, eine Erfahrung, die bereits viele Zweitligisten vor uns machen mussten und die vermutlich auch nach uns noch einige Fans durchleiden müssen. Es wird schwer fallen, die Zähne zusammen zu beißen, wenn man gegen vermeintlich leichte Gegner vor heimischer Kulisse verliert und man den Glauben verliert an alles, was lieb und recht ist.

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Spätestens seit der Niederlage gegen Heidenheim sind wir Fans auch mental in der zweiten Liga angekommen. Viel Zeit, darüber meinen Kopf zu zerbrechen, hatte ich nicht. Oder anders gesagt: eben weil ich die Zeit hatte, zu viel und zu lange darüber zu sinnieren, tat ich genau das nicht – oder ich versuchte es zumindest. Nach einer viel zu kurzen Woche endete unser wunderschöner Wellness-Urlaub im Bayerischen Wald und erdete uns noch, bevor wir unseren Fuß wieder auf württembergisches Bundesgebiet setzten.

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Ohne Trainer – mal wieder

Gerade eben waren wir noch zu Fuß unterwegs durch die Straßen und kleinen Gassen der 17.000-Einwohner-Stadt Cham. Vorbei an der St. Jakob Kirche über den Marktplatz mit seinem amüsanten Brunnen ließen wir uns nieder in einem Eiscafé, bestellten uns Kaffee und genossen das tolle Wetter, das uns während unseres gesamten Urlaubs zuteil wurde. Mit einem Lächeln schaute ich zu Felix, dessen Miene sich beim Blick auf sein Smartphone verfinsterte, wie auch die meine, als er mir das Display zeigte.

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„Jos Luhukay beim VfB Stuttgart zurückgetreten“ – darauf war ich nicht vorbereitet, nicht zu diesem Zeitpunkt, ich vermutete die weitgehend einvernehmliche Trennung frühestens am Samstagabend, nachdem man erwarteterweise das Auswärtsspiel in Kaiserslautern verloren hatte. So war die gute Laune fürs erste dahin, wie auch mein Smartphone-Akku, der mich daran hinderte, für den Rest des Tages kein anderes Thema mehr zu finden. Mit dem bedröppelten Blick in meinem Gesicht zogen wir nach unserem Kaffee weiter, doch ließ es mir keine Ruhe. Das Chaos war zurück beim VfB – oder war es niemals wirklich weg?

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Erst später beim Mittagessen konnte ich die Worte finden, nach denen ich angesichts dieser Neuigkeit geringt hatte. Jos Luhukay mag seine Referenzen haben als Aufstiegstrainer, doch meine Trauer über die Trennung hält sich weiß Gott in Grenzen. Es passte einfach nicht, das hatte es im Grunde nie, schaute man sich nur die fehlende Entwicklung in den ersten Wochen seit seinem Amtsantritt an.

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Erneut ins Chaos gestürzt

Das Gute ist, dass nun noch genug Zeit bleibt, den richtigen Weg einzuschlagen, bevor man vielleicht schon früh die Mission Wiederaufstieg hätte für gescheitert erklären müssen. Das Schlechte ist, dass wir nun am selben Punkt stehen wie so oft, nämlich bei der Frage, ob diese Mannschaft trainierbar ist, und falls ja, wer sich diesen Job nach vielen gescheiterten Versuchen überhaupt noch antun möchte. Bisher hatte bis auf Bruno Labbadia keiner „langfristigen Erfolg“ (und ja, den hatten wir, über drei Jahre gesehen), egal ob talentierter Jung-Trainer, erfahrener Haudegen, oder ein Unbekannter aus dem zweiten Glied.

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Wer soll es denn machen? Zu den sogleich genannten freien Kandidaten gehören unter anderem Markus Gisdol, Mirko Slomka und André Breitenreiter, ersterer gilt bisher als sehr wahrscheinlich. Doch wird erst wirklich? Und wie überbrücken wir die Zeit, bis diese Personalie geklärt ist? Zwei Spieltage vor dem Auswärtsspiel in Kaiserslautern stand der VfB also mal wieder ohne Trainer da. Interimsmäßig übernahm Olaf Janßen, der als zweiter Co-Trainer bereits unter Jos Luhukay aktiv war, während sein erster Co-Trainer, Remy Reijnierse freigestellt wurde.

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Ich will schwer hoffen, dass sich der VfB bewusst ist, dass es ungeachtet der eventuellen Ergebnisse eine Interimslösung bleiben muss. Das hieß es auch bei Jürgen Kramny, der – vermutlich mangels bereitwilliger Alternativen – nach der Winterpause einfach weiter auf der Trainerbank saß und für eine durchaus erheiternde und erfolgreiche kurze Zeit im Frühling 2016 sorgte. Wann immer ich daran zurück denke, schwingt auch immer ein gewisses Maß an Schwermut mit, denn ich habe die Spiele in Januar und Februar wirklich genossen. Wie es danach noch zum Abstieg kommen konnte, will mir an manchen Tagen noch immer nicht in den Kopf.

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Frisch gestärkt ans Werk

Beim allerbesten Willen konnte ich mir nicht vorstellen, wie man auf dem Betze gewinnen sollte. Zu frisch noch die Wunde vom Heidenheim-Spiel, nach nur vier Spieltagen legte ich meinen Gedanken an einen direkten Wiederaufstieg sogleich ad acta. Dass es Geduld braucht, sowohl innerhalb des Vereins als auch von Seiten der Fans, vergesse ich ganz oft, wenn ich mich alleine auf den Gedanken versteife, das Unterhaus so schnell wie möglich verlassen zu können – nicht wegen der durchaus attraktiven Gegner, sondern im Sinne vieler gesparter Urlaubstage und günstigerer und geregelter Anstoßzeiten, die uns auch ein flexibles touristisches Programm bei Auswärtsspielen ermöglichen.

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Für Felix und mich begann der Tag schon sehr früh am morgen, um die unchristliche Uhrzeit um fünf Uhr. Um ein Uhr mittags zum Fußball, daran werden wir uns erst gewöhnen müssen. Kaiserslautern gehört zu den näheren Auswärtsspielen, doch auf ein kleines Touri-Programm wollten wir zwei nicht verzichten, suchten uns im Vorfeld bereits ein nettes Frühstückslokal und stärkten uns erstmal ausgiebig für den anstrengenden Tag, der uns erst noch bevor stand.

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Rührei, Brötchen, Obst und Kaffee, und wenn wir schonmal da sind, nehmen wir die Punkte natürlich auch gerne mit. Den Wetterbericht hätte ich lieber mal vorher gecheckt, die kurzen Hosen waren für mich definitiv die falsche Wahl gewesen, das sollte sich auch später auf dem Geburtstag unseres Kumpels Sascha bemerkbar machen. Schon halb elf waren wir am Stadion, es fühlte sich noch so gar nicht nach Fußball an. Auch daran werden wir uns gewöhnen müssen und besonders anstrengend wird es dann, wenn man hunderte Kilometer von Stuttgart entfernt antreten „muss“.

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Erinnerungen an vor fünf Jahren

Hier waren wir also wieder, wie einst vor fünf Jahren. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis die Angelegenheit mit dem Fotokameras geregelt war und ich einen ersten Blick ins Stadion wagte. Als besonders spektakuläres Spiel hatte es sich nicht eingebrannt, doch ich erinnere mich an einen Stau, einen späteren Anpfiff, eine Choreo mit Wunderkerzen auf der Heimtribüne, an Pyrotechnik im Gästeblock und an ein 0:2 – das ist sehr viel mehr als manche von einem Spiel aus letzter Saison im Gedächtnis behalten haben.

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Anders als vor fünf Jahren reichte diesmal jedoch die Zeit für die Ultras, die speziell vorbereitete Choreo vorzubereiten. Fahnen und Pappen wurden verteilt, als ich mich am Treppenaufgang auf das Geländer stützte und dem Treiben zuschaute, während sich überall im Stadion die Plätze füllten. Ganz ausverkauft würde das fast 50.000 Zuschauer fassende Fritz-Walter-Stadion auf dem Betzenberg nicht sein, doch das konnte uns im Grunde egal sein, wir waren mit genug Leuten angereist.

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Etwas gutes haben die Anstoßzeiten ja doch: je früher das Spiel, desto schneller sind wir wieder zuhause, desto schneller kann ich unsere Bilder bearbeiten. Erst am Abend zuvor habe ich meinen reparierten und bei der Gelegenheit aufgewerten Rechner zurück, freie Fahrt also für die hochvolumige Datenverarbeitung mit Photoshop und Co, die die letzten Wochen an meinem langsamen Laptop zur Qual gemacht haben. Ich hatte es auch dieses Mal bitternötig, denn zum ersten Mal waren alle Fotografen von vfb-bilder.de vollzählig, schwere Geschütze also im Bestreben der besten Bilder.

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Mein Mangel an Optimismus

So sehr ich mich auch anstrengte, ich konnte keinen Optimismus entwickeln, was den Ausgang des Spiels angeht, es ging einfach nicht. Warum ich kaum Vertrauen in den Willen und das Können meiner eigenen Mannschaft habe, hatte ich bereits schon oft genug formuliert, und dass über viele Jahre verloren gegangenes Vertrauen nicht in wenigen Wochen und Monaten zurückkehrt, das sollte jedem von euch bewusst sein. Ich hoffe doch sehr, dass ich mich eines Tages zurücklehnen kann, mit einem Schmunzeln auf den VfB schaue und mir sage: „Die machen das schon!“ Doch wird es diesen Tag wirklich jemals geben oder steht er sich dazu nicht einfach immer nur selbst im Weg?

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Das Warten hatte ein Ende und die Partie konnte beginnen, viel davon mitbekomme habe ich jedoch nicht, denn direkt über mir wurde die Blockfahne der Choreo aufgespannt. Genau wusste ich es nicht, was es werden sollte, dafür waren meine geschätzten Kollegen Jonas, Hagen und Markus auf der Haupt- und Gegentribüne sowie natürlich auch Felix im Nachbarblock zuständig, während ich innerhalb des Stehblocks verblieb – ein Königreich für abwechslungsreiche Blickwinkel!

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Als sich die Blockfahne zurückzog und die Pappen zerknüllt waren, rollte der Ball auf dem Spielfeld bereits mit, zu meiner Freude mit Alexandru Maxim, zu meinem Leidwesen mit Toni Sunjic, der durch seine vielen Patzer und verschuldete Gegentore nicht das beste Standing bei den Fans hat. Was man sich selbst von einer Partie vorstellt und das, was man dann zu sehen bekommt, klafft meist weit auseinander. Natürlich wollte ich gerne nach Spielende mit der Mannschaft und über 10.000 Fans (die Dunkelziffer liegt bei rund 15.000) feiern, doch wie soll das gehen, wenn es nicht einmal für Heidenheim reicht?

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Die Sache mit der Angst

Sie begannen schwungvoll und lieferten sich sogleich einen offenen Schlagabtausch mit den roten Teufeln, die ihrerseits nicht weniger zum Siegen verdammt waren, um nicht gänzlich den Anschluss ans Tabellenmittelfeld zu verlieren. Doch insgeheim wusste ich, ein einziger Ballverlust, ein einziger Patzer, ein einziger Schritt ins Leere und die Weichen können schnell gestellt sein in eine Richtung, die zehntausende angereiste Gästefans gegen ihren eigenen Verein aufbringen könnte.

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Mir schwante Böses, per se nichts neues, wer diesen Blog schon länger verfolgt oder mich zumindest seit einigen Jahren persönlich kennt. Ich habe vor allem Angst, zuletzt vor dem Abstieg, nun vor dem gescheiterten Aufstieg. Das ist irrational, nicht wahr? Das weiß ich jedoch auch selbst, doch vermeiden lässt es sich nur schwer. Abwarten, Tee trinken, geduldig sein und der Dinge harren, die da kommen – das alles nutzte uns im vergangenen Frühling auch nichts, bis der letzte Vorhang in Wolfsburg schließlich gefallen war und sich all das bewahrheitet hatte, wovor man mich monatelang belächelt hat.

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Recht nah stand ich unten beim aktiven Kern und ließ mich schnell anstecken mit Singen, Klatschen und Hüpfen, sehr zum Leidwesen meiner lädierten Knie und meiner Stimme. „Steht auf, wenn ihr Schwaben seid“ offenbarte schließlich die enorme Anzahl von Weiß-Roten, die sich auf den Weg zum Betze gemacht hatten, wohin man auch schaute, sie waren wahrlich überall, sie reichten auf Haupt- und Gegentribüne sogar bis an die Lautrer Fankurve heran. Eine respektable Leistung, vor der ich immer wieder meinen Hut ziehen muss.

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Am liebsten vor den eigenen Leuten

Auch das Spiel sah mit zunehmender Dauer weit weniger schlimm aus, als ich es mir im Vorfeld in meinem Kopf ausgemalt hatte. Die Laufwege stimmten schon etwas besser, das Spiel nach vorne war schon etwas besser, die erspielten Chancen waren schon etwas besser – doch das alleine reicht nicht, wenn einem ein einziger Fehltritt schon zu oft die Punkte gekostet hat. Noch wollte das Tor nicht fallen, doch nachlassen durften sie nicht. Die Schmach vom Spiel gegen Heidenheim galt es schnellstmöglich wieder auszumerzen. Leichter gesagt als getan.

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Sehr viel Flüssigkeit getrunken hatte ich bisher noch nicht. Keine gute Idee, zumal die Sonne hinter den dicken Wolken hervorkam, uns ins Gesicht knallte und ich nur eine einzige Capri Sonne für das ganze Spiel dabei hatte. So schön wie ich mich im Urlaub stets mit Sonnenmilch eingecremt hatte, so sehr würde mir das schutzlose Ausgeliefertsein wieder den Sonnenbrand ins Gesicht treiben. Was tut man nicht alles für ein Auswärtsspiel, an das ich mich wie an so viele Spiele womöglich auch noch in fünf Jahren erinnern könnte.

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Die zweite Halbzeit hatte begonnen und der VfB spielte nun auf das Tor vor dem Gästeblock. Vielleicht klappt es ja diesmal, zuletzt schoss der VfB seine Tore am liebsten vor der eigenen Kurve, gegen St. Pauli, in Homburg, in Sandhausen. Blöd für mich: diese Tore sehe ich meist nicht sonderlich gut, da ich kurz gewachsen bin und mich häufig auf nichts anderes als mein Gehör verlassen kann. Ein kleines Opfer, das durch das gemeinsame Feiern mit der Mannschaft direkt vor der eigenen Nase wieder wett gemacht wird, wenn man ihnen die Jubelfaust entgegen streckt und sie es erwidern.

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Der blonde Mann und das Tor

In Sandhausen hatte ich es genau voraus gesagt. Alexandru Maxim war zum Freistoß angetreten und in just diesem Moment hatte ich vorausgesagt, Simon Terodde würde genau jetzt per Kopf treffen – und genau das tat er. Eine solche Eingebung ging mir in Kaiserslautern zwar ab, doch Torschütze und das erzielende Körperteil waren das gleiche. Emiliano Insua bekommt den Scorerpunkt für seine Flanke in den Strafraum und unser Neuzugang aus Bochum nickte ein.

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Welch interessantes Bild, als sie kurz danach direkt zur Trainerbank rannte, wo alle sich gegenseitig herzten. War mir das vorher nur nie aufgefallen oder zeugt dies von der Erleichterung, die der Weggang von Jos Luhukay hinterlassen hatte? Was auch immer zweckdienlich ist, um die Mannschaft zusammenzuschweißen, es soll mir und uns allen recht sein. Felix gestand mir nach dem Spiel, er habe das Tor nicht einmal mitbekommen, weil er sich zu dieser Zeit auf die Gegentribüne geschlichen hatte und dort umher lief, um Fotos zu machen – alleine anhand des Jubels konnte er nicht ausmachen, wer getroffen hatte.

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So sehr das 1:0 aus unserer Sicht auch gefeiert wurde, so laut der Gästebereich auch in der Folge wurde, so ganz konnte ich ihn nicht verdrängen, den Gedanken an einen richtig dummen Ausgleich, in welcher Form auch immer, ein unnötiger Ballverlust, ein Handelfmeter, oder andere Dämlichkeiten. Dass das 2:0 nicht gleich fallen wollte, machte es nicht besser. Den Willen der Lautrer hätte man schnell und effektiv brechen können, wenn man den Sack zugemacht hätte, doch taten sie es einfach nicht. Gefährlich.

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Weiche Knie

Die Zeit lief den Gastgebern davon, während sie mir nicht schnell genug vorübergehen konnte. Eine Viertelstunde ist eine lange Zeit, um noch einiges zu bewirken, das sollte der VfB eigentlich besser wissen. Warum sie sie Mitte der zweiten Halbzeit vermehrt gewähren ließen und ein ums andere Mal nahe am Ausgleich waren, will mir einfach nicht in den Kopf. Hatte man aus der Pleite am vergangenen Freitag nichts gelernt? Wie kann man bei einer Ein-Tore-Führung so leichtsinnig sein? „Rafft euch“, schrie ich immer wieder laut hinaus, doch ging es unter im lauten Gebrüll einer leidenschaftlichen Kurve, die alles dafür gab, sie noch zum zweiten entscheidenden Tor zu schreien.

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Tick. Tack. Tick. Tack. Die Minuten vergingen nicht weniger quälend als die Wartezeit vor dem Spielbeginn, noch ein paar Minute zusammenreißen, den Sieg eintüten und uns würde egal sein, wie knapp und glücklich es zwischenzeitlich noch wurde. Keinem von uns wird dieses Spiel in Erinnerung bleiben aufgrund der sportlichen Darbietung, die nachwievor mehr als dürftig ist und wohl kaum für Braunschweig und Bochum reichen dürfte, doch was bleibt sind weit über 10.000 Fans, die das nächste Auswärtsspiel zu ihrem eigenen erklärt hatten. Das ist meine Kurve!

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Für Nachspielzeit sah der Unparteiische Guido Winkmann keinen Anlass und so streckten wir um ca. 14:50 Uhr die Hände in die Luft und feierten den nächsten Dreier, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Für Begeisterungsstürme taugte dieser knappe Sieg wahrlich nicht, dafür fehlt einfach noch zu viel in der Spielanlage. Wir sind skeptisch geworden nach all den Jahren, die uns mürbe gemacht haben, meist nicht ganz zu Unrecht. Heute durften sie sich feiern lassen, etwas zaghaft, aber dennoch herzlich.

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Drei Punkte – nicht mehr, aber auch nicht weniger

Da kamen die Hausherren weit weniger gut davon. Selbst habe ich diese Situation schon oft genug beim VfB selbst gesehen, wenn eine fassungslose, verzweifelte und erzürnte Kurve, die nichts als Hoffnung und Glaube in sich trug, nach dem Abpfiff die Mannschaft her zitiert und sie fragt, was diese Darbietung sollte. Lange schaute ich mir diese Szenen an, während sich um mich herum der Gästeblock zügig leerte. Die gleichen abwinkenden Gesten, das gleiche frustrierte Kopfschütteln, das hätten genauso gut auch wir sein können. Heute waren wir es nicht, heute hatten wir gesiegt, aber wer weiß schon, was nächste Woche ist? Oder in unserem Falle, nur drei Tage später?

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Die Fahnen und Pappen wurden zusammengesammelt, draußen sammelte sich ein Großteil der mitgereisten Fans vor dem Blockaufgang, viele von ihnen vor der völlig überforderten Pfandrückgabe. Lange blieben wir noch da, wie immer bei jedem einzelnen Spiel, wenn sich viele bereits auf den Heimweg gemacht haben. Es galt noch Zeit zu überbrücken bis zum Geburtstag unseres Kumpels Sascha, und prompt kamen wir natürlich fast schon zu spät. Meine Sorge hatte sich in Kaiserslautern nicht bewahrheitet, was aber leider nicht bedeutet, dass ich auf beiden nächsten Partien gegen Braunschweig und Bochum mit mehr Optimismus blicke.

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Wir haben gesehen, dass sie es besser können. Wir haben aber auch gesehen, dass noch einiges fehlt, um Aufstiegsfavorit zu sein. Sie dürfen keine Zweifel daran reifen lassen, dass sie es ernst nehmen und uns ein weiteres Jahr in der zweiten Liga ersparen wollen, doch ob das alleine am Ende reicht, werden wir erst im Mai 2017 wissen. Wir Fans werden immer mit dabei sein, auch dann, wenn wir mit weniger als Nichts rechnen. Trotz allem fahren wir. Und hoffen. Immer und immer wieder aufs Neue.

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