Felix und ich hatten unseren Urlaub redlich verdient. Eine Saison voller Rückschläge und Enttäuschungen hatte unheimlich viel Kraft gekostet. Dass wir nach dieser Spielzeit eine dringende Auszeit benötigen würden, ahnten wir bereits im Winter und buchten schon einmal eine Woche Südtirol und Gardasee. Nach einer durchaus entspannten und wunderbaren Woche hatte uns der Alltag wieder – und der VfB auch! Der lud nämlich gleich am Montag zum Trainingsauftakt in Kombination mit der offiziellen Vorstellung der neuen Trikots, die wir schon mit Spannung erwartet hatten.
Eine Saison des Horrors liegt hinter uns, voller Schrammen, Frust und Enttäuschungen. Auch nächste Saison dürfen wir ein weiteres Mal erstklassig spielen, wofür wir ohne jeden Zweifel dankbar sein müssen. Lange hatte es nicht so ausgesehen, als würden es doch noch gut gehen. Was mit dem Ausscheiden in der ersten Pokalrunde begann, spitzte sich zu in einer unnachahmlich spannenden, kräftezehrenden und unheimlich anstrengenden Saison. Heute schreibe ich diese Zeilen mit dem Gefühl der Erleichterung. Wir haben es überstanden. Tränen würden fließen, egal wie es enden würde – dessen war ich mir sicher. Einige Wochen ist das Saisonende nun her, ich wurde bestätigt in meiner Annahme, dass die Emotionen Überhand nehmen würde. Sei es aufgrund des drohenden Abstiegs, den man große Teile der Spielzeit bereits hatte kommen sehen, sei es aufgrund des letztendlichen Klassenerhalts, sei es aufgrund der denkbar schlechtesten Konstellation in der Relegation. Mit Daniel Ginczeks Tor zum 2:1 in…
So langsam beginne ich zu begreifen. Es ist tatsächlich vorbei, es ist überstanden, der VfB bleibt erstklassig. Gezeichnet von den Strapazen einer weitgehend frustrierenden und enttäuschenden Saison sickert auch bei mir nun langsam die Erkenntnis durch, dass ich jetzt loslassen kann. Alle Sorgen, aller Kummer, alle Angst, ich kann loslassen. Wohin nur mit all diesen Emotionen? Wie soll man nur über jene Emotionen schreiben, die man mehr als 24 Stunden später noch nicht einmal vollständig verdaut hat?
Fassungslos stand ich da. Wenige Sekunden, bevor Manuel Gräfe die Partie beenden konnte, riss es uns den Boden unter den Füßen weg. Noch einmal Freistoß für den HSV, das 1:1 würde uns nicht reichen, das wussten wir. Raffael van der Vaart trat an, bange Blicke in der Cannstatter Kurve, der Angstschweiß saß uns auf der Stirn. Da flog er, der Ball, direkt auf den Kopf von Gojko Kacar, der nur noch einnicken musste. Daniel Schwaab war den einen Schritt zu spät, Sven Ulreich war ohne Chance. Bruno Labbadia kannte kein Halten mehr und rannte zur Eckfahne, wo der Torschütze zum 1:2 unter einer Jubeltraube von Hamburgern begraben wurde.

Neueste Kommentare