„Okay, das wars jetzt“ murmelte ich in mein Halstuch hinein. Mit Marcin Kaminski verließen meine Hoffnungen das Spielfeld, die Mannschaft am Ende ein weiteres Mal feiern zu können. Das letzte Mal, als ich das schon zur Halbzeitpause sagen musste, gerieten wir in Dresden komplett unter die Räder. Das ist nun 134 Tage her. Der Nackenschlag nach dem euphorischen Heimsieg gegen Fürth landeten wir unsanft auf dem Boden der Tatsachen. Wie soll der Aufstieg denn gelingen, wenn man sich noch nicht einmal gegen einen Aufsteiger behaupten kann? Nach 19 Wochen bin ich umso zuversichtlicher – was nicht bedeuten soll, ich wäre mir schon sicher.

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Ich muss wirklich lange zurückgehen, um eine Antwort darauf zu finden, wann ich zuletzt mit einem Unentschieden so zufrieden war wie an jenem unangenehmen, nasskalten Märzabend in Braunschweig. Es dürfte das 3:3 gegen Leverkusen aus der Saison 2014/2015 sein, als man zur Halbzeit mit 0:3 zurückgelegen hatte und viele daraufhin das Stadion bereits verlassen hatten. Aber sonst? Wie könnte ich mit einem Unentschieden zufrieden sein, wenn es doch liegen gelassene Punkte sind, die am Ende für den Klassenerhalt, oder eben für den Aufstieg fehlen. Dabei ist die Antwort banal: weil es sich nicht wie ein Remis anfühlte.

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Wie erklärt man jemand Unbefangenem, dass man freiwillig zwei Tage Urlaub nimmt, um 500 Kilometer gen Norden zu fahren um sich an einem völlig verregneten Montagabend in ein Stadion zu stellen und dabei Freude, Wut, Erleichterung und Hoffnung auf einmal zu erleben? Vielleicht lässt es sich ja auch nicht erklären, jedenfalls nicht mit bloßen Worten. Womöglich hätten mir auch andere Beschäftigungen Freude bereitet, ein Essen mit Freunden oder ein Filmabend auf der Couch, doch kaum eine Freude ist so groß wie jene, die man empfindet, wenn man aus Liebe zu seinem Verein unterwegs ist.

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Von Pathos und Propheten

Ich schreibe mit Pathos, hat er gesagt. Als ich seine Worte gelesen habe, musste ich schmunzeln und dachte an so manche Stunde zurück, die ich an genau dieser Stelle an meinem Computer gesessen habe und meine Finger über die Tasten huschen ließ. Viel Zeit habe ich hier verbracht, um das niederzuschreiben, was so mancher lieber kompakt in einem Datenblatt ablesen mag, so manch anderer aber gerne noch einmal durchlebt. Ich blogge nun schon seit gut zwölf Jahren, seit knapp elf Jahren über Fußball und seit knapp zehn Jahren über den VfB Stuttgart.

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Es war mir immer ein Bedürfnis, meine Gedanken niederzuschreiben, um anderen Gänsehaut und ein Lächeln zu entlocken. Ich schreibe mit Pathos, hat er gesagt. Das sah auch der Braunschweiger Fanbetreuer so. Und ich schmunzle wieder. Es wird nicht jedem gefallen, was ich hier niederschreibe, manche kommen nur wegen der Fotos und andere sind auf jedweden Wegen hier gelandet und hängen geblieben, das beweisen unzählige Kommentare und private Zuschriften, ganz zu schweigen von den vielen „Hey, du bist doch die mit dem Blog, oder?“.

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Neben mir steht ein kleines Schlückchen Rotwein, vor mir das Word-Dokument und an der Wand ein Kalender, der mir sagt, dass mir nur wenig Zeit bleibt, bevor der eng getaktete Spielplan das nächste Spiel für mich bereit hält. Schon morgen steht das Heimspiel gegen Bochum an, Hannes Wolfs erstes kleines Jubiläum: ein halbes Jahr im Traineramt, mit einigen Rückschlägen aber viel mehr positiven Erlebnissen, als wir uns nach dem holprigen Start in die Saison erträumt hatten. Zwischen Braunschweig und Bochum blicke ich nun zurück auf zwei insgesamt tolle Tage in Niedersachen.

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Schrödingers Laptop

„Hast du den Laptop eingepackt?“ – Felix verzog das Gesicht, während er mit beiden Händen das Lenkrad umklammert und weiter geradeaus auf die A81 starrte. Ich wusste genau, was das zu bedeuten hatte, er war sich nicht sicher. Angespannt saß ich nun also da, auf dem Beifahrersitz, die Lippen nervös zusammengepresst und hoffend auf einen baldigen Parkplatz, der die Möglichkeit bot, nachzusehen. Solange wir den Kofferraum nicht öffneten, war der Laptop da und gleichzeitig nicht da. Wie sollte ich mich denn am Abend sonst noch um die Vielzahl an Fotos kümmern? Der nächste Parkplatz brachte Gewissheit: Grünes Licht für eine lange Nacht.

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Lange hatten wir überlegt, wie wir nach Braunschweig kommen, letztendlich lautete die Lösung „Selber fahren und übernachten“, gesagt, getan, Hotelzimmer gebucht und mit Vorfreude auf das Topspiel des 23. Spieltags gewartet. Im Hinspiel besiegten wir die Eintracht (so seltsam nach vielen Jahren gegen die Eintracht aus Frankfurt) mit 2:0, als diese 14 Wochen lang auf Platz eins der Zweitligatabelle weilten, mittlerweile haben die Fronten sich gedreht, doch die weitgehend enge Tabellenkonstellation besteht weiterhin. Für das Heimspiel nahm ich mir einst einen halben Tag Urlaub, für das Rückspiel ganze zwei Tage. Was tut man nicht alles für den geliebten Verein.

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Es hatte durchaus etwas für sich, rechtzeitig vor dem Spiel hier anzukommen. Nur einmal war ich zuvor hier gewesen, an jenem ominösen 29. September 2013, eine vermeintlich harmlose Busreise mit RWS Berkheim wurde zur berüchtigten 24-Stunden-Tour, die uns nicht gerade wenig Geld, viele Nerven und schlussendlich auch die erste Viertelstunde gekostet hat. Knapp drei einhalb Jahre später traf man sich eine Liga tiefer wieder, das Ergebnis von damals hätte ich allerdings genauso wieder genommen, mit Kusshand und Schleifchen.

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Solange es anhält

Noch in der vergangenen Woche sagte ich, wir sollten die Siegesserie genießen, solange sie denn anhält. Hätte ich mir das nicht lieber verkneifen sollen? Habe ich es vielleicht beschrieen, dass nach fünf Siegen in Folge fürs erste die Serie reißt? Hatte ich nicht noch vor einigen Tagen davon geschrieben, vor einem Jahr riss die Siegesserie mit einem 1:1 auf Schalke? Jetzt, wo ich diese Worte niederschreibe, wird mir dann doch ein wenig flau im Magen. Dunkle Vorzeichen oder nur das Hirngespinst einer weitreichend bekannten Bruddlerin? Das soll jeder für sich selbst entscheiden.

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Dicker eingepackt als es im ersten Moment notwendig erschien machten wir uns auf den Weg, nachdem wir vernommen hatten, dass die Busse mit vielen unserer Freunde und Bekannten bereits am Stadion eingetroffen war, mehr oder weniger unfreiwillig. Während an diesem Tag dem Ordnungsdienst und den Mitarbeitern am Stadion nur Lob zugesprochen werden kann, für die Polizei galt dies nicht unbedingt, die uns mit den Worten „Wenn ihr hier rein geht, steht ihr ab sofort unter polizeilichem Gewahrsam, ist euch das klar?“ begrüßten, gefolgt von einem irritierten „Äh… okay…“.

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Bei Nieselregen gönnten wir uns noch Bratwurst und Pommes, bevor wir den Block betraten. Noch hatte es genug Platz, Zeit hatten wir ebenfalls also wanderte ich durch die Reihen und prüfte verschiedene mögliche Standpunkte. Zum Stehen kam ich schließlich an einem der Wellenbrecher und machte Bekanntschaft mit Ralf, mit dem ich mich sehr nett unterhalten konnte, sofern wir nicht unsere Stimmen erhoben für den Support, der gut eine Stunde vor Anpfiff des Spiels bereits seinen Anfang nahm. Auf uns alle wartete kein ganz normales Spiel, das sollten wir schon bald am eigenen Leib erfahren.

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Keiner wird es wagen

Spiel Nummer eins nach der Vertragsauflösung mit Kevin Großkreutz. In meinem letzten Bericht schrieb ich noch, ich würde die mentalen Einflüsse auf die Mannschaft nicht unterschätzen wollen, dabei blieb ich bis zum Abpfiff der Partie am späten Montagabend. Mit Sicherheit würde es die Mannschaft beschäftigt haben, die Frage war nur, ob sie sich davon beeindrucken und irritieren ließ, oder eben nicht. Heute, einige Tage später, wissen wir es nun besser, dass nämlich das Team über allem stehen muss und der Erfolg des Vereins über persönliche Einzelschicksale.

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„Keiner wird es wagen, keiner wird es wagen, unsren VfB zu schlagen“ hallte es aus unseren Kehlen, lange bevor der Schiedsrichter Benjamin Brand das Spiel freigegeben hatte. Dass er sich nicht unbedingt beliebt machen würde, wussten wir zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht. Wir wussten nur eines, dass wir keinen Zweifel daran hatten, dass sowohl wir als auch die Mannschaft alles erdenkliche tun würden, um am Ende des Spieltags sechs Punkte Vorsprung auf den Tabellenzweiten aus Berlin-Köpenick zu haben.

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Es regnete weiter ohne Unterlass, erst recht, als die Mannschaften das Feld betraten, begleitet von einem großen Banner vor der Braunschweiger Fankurve, auf dem die Worte „Fanpower Hamburger Straße“ zu lesen war. Wir waren bereit für das Spiel des Tabellenvierten gegen den Tabellenersten, als wir das letzte Mal hier aufeinander trafen, hatte die Eintracht nur einen einzigen Zähler auf dem Konto, sechs weniger als der VfB, doch der Trainer war geblieben. Nur noch wenige sind von unserem damaligen Kader übrig geblieben, was blieb ist die naive Hoffnung, dass mit dem neuen Coach alles besser wird und ich inständig hoffe, nach all den Jahren einmal richtig zu liegen.

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Trockener Abschluss auf nassem Rasen

Der Platz war vom Regen getränkt und machte das Geläuf binnen weniger Stunden zu einem ekelhaft zu bespielendem Acker, auf dem jeder feine Fuß seine Probleme haben würde. Das hatte man Carlos Mané allerdings nicht gesagt, der völlig unbeeindruckt nach handgestoppten 131 Sekunden zur Führung für den VfB einnetzte, noch bevor das heimische Publikum realisieren konnte, was eigentlich los war. So gefällt mir das. So gefällt uns das. Und so lag sich nach nicht einmal drei Minuten Spielzeit der Gästeblock schreiend in den Armen, hoffend, jubelnd, träumend.

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Genau der richtige Auftakt in eine zugegebenermaßen schwierige Partie, das wussten auch wir gut 2.100 mitgereisten Schlachtenbummler, die wir fast alle mit einem Urlaubsantrag oder einem gelben Schein angereist waren. So konnte es weitergehen, allerdings haben wir die Rechnung ohne Benjamin Brand und ohne unsere eigenen Altlasten gemacht. Hannes Wolf fand im Nachgang deutliche Worte für das, was im Laufe der ersten Halbzeit geschah: der VfB zog sich zurück, agierte vorsichtig und ließ die Gastgeber mehr ins Spiel kommen. Ein fataler kollektiver Bock, der mir schon früh ein Dorn im Auge war.

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Kaum hatte ich den Gedanken zu Ende gebracht, riss mich ein Pfiff aus meinen Gedanken. Das konnte doch nicht wahr sein. Oder etwa doch? Ein Raunen ging durchs Publikum, während alles, was einen blau-gelben Schal um den Hals trug aufsprang und freudig applaudierte. Elfmeter. Das konnte nicht wahr sein. Unmissverständlich zeigte der Unparteiische auf den Punkt und so sah ich das Führungstor wieder dahinschmelzen und alles wäre wieder auf Anfang. Ob es hätte soweit kommen müssen, wenn man nach dem Führungstor weiter akribisch nach vorne gearbeitet hätte? Müßig, das zu ergründen, Fakt war nur, dass es einen Strafstoß gab.

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Bereit für neue Heldentaten

Wie lang ist es her, dass der VfB mal einen Elfmeter gehalten hatte? Der letzte dürfte Przemyslaw Tyton im Spiel gegen Ingolstadt gewesen sein, der sich bis zu diesem Tag nur selten mit Ruhm bekleckerte, fortan besser war, uns jedoch auch nicht vor dem Abstieg bewahren konnte. Gehaltene Strafstöße gehören zu einer absoluten Rarität beim VfB, so nahm ich das 1:1 schon hin, bevor es fallen konnte. Mirko Boland trat an, zum ersten Mal in seiner Karriere. Banges Zittern unter uns, obwohl man schon ahnen konnte, wie das ausgehen würde. Dass ich nach dem Schuss auf einmal jubelte statt resigniert die Augen für einen Moment zu schließen, darauf war ich nicht unbedingt vorbereitet.

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Gehalten! Gibts das denn? Gehalten? Gehalten! Mitch Langerak stand goldrichtig und sprang in die richtige Ecke. Wer so einen Strafstoß hält, kann auch nach 90 Minuten das Spielfeld als Sieger verlassen, soweit ist es nun schon mit mir gekommen, dass diese Worte aus meinem Mund kommen, oder vielmehr, dass sich die Gedanken in meinem Kopf breit machen. Beste Stimmung unter den Mitgereisten, alles haben wir gegeben und waren bereit, bis zum Schluss bedingungslos eine Mannschaft zu unterstützen, die für so manchen erst jetzt wieder als eine solche anerkannt und wertgeschätzt wird. Wer die letzten Jahre bei uns beobachtet hat, weiß, worauf ich hinaus möchte.

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Offenbar war der Australier noch nicht fertig mit seinen Heldentaten und ließ kurze Zeit später die nächste folgen, als Christoffer Nyman alleine auf ihn zurannte und er sich abermals entgegen warf. Nächte wie diese sind wie geschaffen, neue Helden empor zu bringen, und nicht nur Mitch Langerak war in jener verregneten Nacht unser Held, die Mannschaft war es – und in solchen Momenten wächst auch die Anhängerschaft über sich hinaus. Doch schon bald ebbte die gute Laune abrupt hinab, als Benjamin Brand kurz vor der Pause schon wieder auf den Punkt zeigte. Und damit war es nicht einmal genug.

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Zehn Ecken, zwei Elfer

Verflucht seist du, vermaledeite Doppelbestrafung. Nicht nur, dass es nach einem Schultergrabscher von Marcin Kaminski den Strafstoß gab, für ein ganz und gar nicht außergewöhnliches Foul im Strafraum sah er sich auch noch gezwungen, ohne weitere Verwarnung dem Polen Gelb-Rot zu zeigen. Der Schock saß tief und dieses Mal konnte Mitch Langerak sich nicht abermals zu Heldentaten aufschwingen, Ken Reichel, der das Tor zum 0:1 verschuldet hatte, machte seinen Fehler wieder gut. Den Ausgleich mussten wir hinnehmen und sahen uns fortan der Tatsache konfrontiert, einer weniger auf dem Platz zu sein. Wie sollte das denn gut gehen?

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Eine betretene Stille umfing unsere Reihen, als die Mannschaften in den Katakomben verschwanden. Viel konnte ich in der Dunkelheit nicht erkennen, doch was ich sehen konnte, sah nicht zwangsläufig nach hoffnungsvollen Gesichtern aus. Für mich war das Thema schon durch, 20 Minuten in Unterzahl hatte der VfB schon das eine oder andere Mal noch mehr oder weniger erfolgreich zu Ende bringen, aber eine ganze Halbzeit? Takuma Asano und Benjamin Pavard kamen für Josip Brekalo und Berkay Özcan. Hannes Wolf blieb nichts anderes übrig als hinten dicht zu machen, den schon früh ausgepumpten Simon Terodde, der nach seinem Nasenbeinbruch mit Karbonmaske spielte, ließ er für die Nadelstiche auf dem Feld.

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Es war eine Frage der Zeit, bis Braunschweig das zweite und dritte Tor machen würde, dessen war ich mir sicher. Doch es wollte einfach nicht fallen, zum Verdruss der Heimfans und zur Verwunderung unter den Weiß-Roten. Mindestens zehn Ecken für Braunschweig, immer wieder rollten sie an, doch immer war irgendjemand der Zehn im Weg, ähnlich wie es in Heidenheim gewesen war. Die Angst blieb, doch noch den Nackenschlag zu bekommen, doch noch war es nicht soweit und so schrie der Gästeblock nur noch lauter, schrie nach einem einzigen erfolgreichen Angriff unseres Sturmduos, nach einer einzelnen Aktion, vor Verzweiflung, aus Leidenschaft.

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Einfach nicht unterzukriegen

Tick. Tack. Tick. Tack. Ohne eine Uhr mit Sekundenzeiger kam es mir wie eine Ewigkeit vor. Und dann kam er endlich, der eine Pfiff, den wir wirklich hören wollten: der Abpfiff. Während manche nicht so recht wussten, was sie davon halten sollten, wusste ich sehr wohl, was ich persönlich davon halten konnte und riss die Arme nach oben. Gott. Sei. Dank. Nie und nimmer hatte ich es für möglich gehalten, nach über einer Halbzeit nicht als Verlierer heimfahren zu müssen. Die kämpferische Leistung der gesamten Mannschaft hat mich in jener zweiten Halbzeit tief beeindruckt und nötigt mir unheimlich viel Respekt ab.

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Wir wissen vermutlich alle, wie dieses Spiel noch vor gut zwei, drei Jahren verlaufen wäre. Sagen wir mal „weniger gut“. Ich will nicht unter den Teppich kehren, dass die Leistung nach der 20. Minute wenig berauschend war, dass die Abwehr bei den Elfmetern nicht besonders glücklich agierte (wenn auch die Entscheidung auf Strafstoß beide Male überaus hart war) und Marcin Kaminski seiner Mannschaft einen Bärendienst erwiesen hatte. Aber ich will auch nicht die Leistung des ganzen Teams schmälern, die sich mit aller Macht gegen die Niederlage gestemmt hat, und das erfolgreich.

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Natürlich hätte ich gerne gehabt, dass Daniel Ginczek noch das 1:2 macht. Natürlich hätte ich auch gerne gegen Braunschweig gewonnen. Natürlich hätte ich nun lieber sechs statt nur vier Punkte Abstand auf Union Berlin. Aber gemessen an den Umständen, sowohl witterungstechnisch als auch mannschaftsumfänglich nehmen wir den Punkt überaus gerne mit, denn für uns fühlt er sich nach sehr viel mehr an als nur einem einzigen Punkt, der nichts weiteres bedeutet, dass man nicht besser als der Gegner war. Nein, er steht sinnbildlich für das, was der neue VfB zu leisten im Stande ist, auch wenn er ein ganzes Stadion, den Schiedsrichter und einen Gegner mehr auf dem Platz gegen sich hat.

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Kaum ein Frust beim Punktverlust

Dem Vernehmen nach sagt Hannes Wolf vor jedem Spiel seinen Jungs, sie sollen sich auf die geilen drei Minuten nach dem Abpfiff freuen, ich kann mir vorstellen, was er damit gemeint haben mag. Genau das hier, in genau diesem Moment, wenn sich die Fans erheben, ihre Schals in die Luft strecken und ein weiteres Mal das schönste Lied von allen ertönt: „Wenn du mich fragst, wer Meister wird, dann sage ich zu dir, das können nur die Schwaben sein, die Jungs vom VfB“, immer und immer wieder, applaudieren, mit einem Lächeln im Gesicht, ungeachtet der gerissenen Siegesserie und dem ersten Punktverlust im Jahr 2017. Unter diesen Umständen war es egal.

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Mit dem Abpfiff hatten sich die meisten heimischen Fans von den Plätzen erhoben und auch der Gästeblock leerte sich recht zügig. Felix und ich hatten alle Zeit der Welt, machten ein paar letzte obligatorische Fotos von den leeren Rängen, verabschiedeten die letzten Freunde und Bekannten gen Heimat und machten uns auf den Weg zur Straßenbahn, die uns wohlbehalten und gut gelaunt in die Braunschweiger Altstadt, das Magniviertel bringen sollte. Wirklich frustiert schienen auch die Braunschweiger nicht und so hallte es durch die Straßenbahn: „Oleeee, wir fahrn’ in Puff mit Kevin Großkreutz“.

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Darauf ein Absacker in der urigen kleinen Kneipe gegenüber, wo wir uns auf den Bildschirmen noch einmal die Highlights des Spiels ohne Ton anschauten. Mein Abend war aber noch lange nicht vorbei. Fertig geworden bin ich zwar nicht doch saß ich noch lang am Laptop, sortierte die Bilder und machte die ersten Bearbeitungsschritte, bevor ich lange nach Mitternacht den Laptop zuklappte, noch einmal ans Fenster trat und verträumt hinausschaute. Wenn du mich fragst, wer Meister wird. Auf ein weiteres Mal gegen Bochum. Ich will nicht, dass es vorbei ist. Ich hoffe, die Mannschaft weiß das.

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