Weit über einen Monat ist es nun schon bereits her, das letzte Saisonspiel in Wolfsburg. In der bittersten aller Stunden war der VfB abgestiegen, was in den letzten Tagen der ersten Liga kaum jemand wahrhaftig zu überraschen vermochte. Und doch stelle ich mir bis heute jene ernüchternde Frage: wie konnte man es nur soweit kommen lassen? Unvergessen bleibt jene legendäre Siegesserie zu Beginn der Hinrunde, bei der niemand vermuten konnte, dass man trotz allem am 14. Mai absteigen würde. Dass ich auch in der schönsten Zeit der letzten Jahre den Zeigefinger hob und warnte, wie schnell es wieder vorbei sein kann, wollten die wenigsten glauben.

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Der Niedergang des VfB Stuttgart hat so viel mehr Gesichter als der Mannschaftskader der Saison 2015/2016 und dessen Trainerteams, es war die letztendlich logische Konsequenz vieler Fehler, die man in den letzten Jahren gemacht hatte. Alexander Zorniger scheiterte an seiner unumstößlichen und arroganten Überheblichkeit, sei der eingeschlagene Weg auch der richtige gewesen. Jürgen Kramny scheiterte an seiner Unerfahrenheit und Naivität, hatte er auch zu Beginn des Jahres die richtigen Knöpfe und Hebel gefunden. Und die Mannschaft scheiterte an sich selbst und der Spannung, die über das lange Osterwochenende verloren ging und letztlich nie zurückgekehrt ist.

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Erste Liga. Europapokal. DFB-Pokalfinale. Champions League. Ich habe in den letzten paar Jahren so viel mit dem Verein mitgemacht, wie gerne hätte ich da auf den Abstieg verzichtet. Das war es, was mir das Leben in den letzten zwei, drei Jahren so unheimlich schwer gemacht hat, diese permanente Angst vor dem Abstieg und seinen Konsequenzen für mein lieb gewonnenes VfB-Umfeld. Nicht nur der Abstieg alleine wird gedanklich immer da sein, sondern vielmehr die bizarre Kombination, die schönsten und schlimmsten Momente der letzten Jahre in einer Saison zu erleben. Wer will es mir also verdenken, dass ich für diese Zeilen so unheimlich lange gebraucht habe.

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Testspiel
Young Boys Bern – VfB Stuttgart (4:1)
11.07.2015

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Ja, wir stecken noch mitten in der Vorbereitung. Ja, die Mannschaft ist natürlich noch nicht eingespielt, wenn sie erst seit zwei Wochen miteinander trainiert. Ja, die Abstimmung im Team funktioniert noch nicht einwandfrei. Ja, der heutige Gegner startet bereits eine Woche später in die Saison und steht schon voll im Saft. Aber trotzdem: tut eine 4:1-Niederlage wirklich Not? Manche meinen, ein gehöriger Tritt auf die Euphoriebremse täte gut. Doch ich frage: Welche Euphorie meinen sie denn genau?
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Testspiel
VfB Stuttgart – Manchester City (4:2)
01.08.2015

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Träum ich oder wach ich? Der VfB führte gerade zur Halbzeit mit 4:0 gegen Manchester City, die mit ihren besten Leuten auf dem Platz standen. Was klingt wie ein Traum längst vergangener Tage des internationalen Geschäfts, war in Wahrheit das letzte Testspiel vor dem Saisonauftakt in einer Woche in Kiel. Vier zu Null. Mehrmals in Folge fast abgestiegen, nun watschte man hier den englischen Vizemeister nach allen Regeln der Kunst ab. Nur nicht überbewerten. Gar nicht so leicht, wenn man so viel Spaß hatte wie schon lange nicht mehr.
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1. Spieltag
VfB Stuttgart – 1. FC Köln (1:3)
16.08.2015

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Fußball kann so unheimlich grausam sein. An dem einen Tag bist du noch quietschvergnügt, erfreust dich an den Geschehnissen rund um deinen Herzensverein, blickst optimistisch in die Zukunft – und auf einmal stehst du da, mit einem Hauch von Nichts in der Hand. Der Frust türmte sich hoch auf in mir, bewog mich zu Aussagen, die ich nun zwei Tage später relativieren muss. Was bleibt vom Saisonauftakt gegen Köln? Die Enttäuschung, dass es zu mehr nicht gereicht hat. Doch auch: ein Hoffnungsschimmer. So ist es unser VfB, der gerade dabei ist, sich neu zu erfinden.
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2. Spieltag
Hamburger SV – VfB Stuttgart (3:2)
22.08.2015

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Ich wünschte, ich hätte euren Optimismus. Ich wünschte, ich könnte diese Partie als das ansehen, was es wirklich ist, ein unglücklich verlorenes aber kein kriegsentscheidendes Spiel. Ich wünschte, ich hätte jenen Gedanken nicht, der mich an all das Unheil erinnert, was in nicht allzu ferner Vergangenenheit bereits hinter uns lag. Ich wünschte, ich könnte am Tag danach wieder lächeln. Ich kann es nicht. Eine Geschichte über unendlichen Frust, böse Vorhersehungen und fehlende Zuversicht.
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3. Spieltag
VfB Stuttgart – Eintracht Frankfurt (1:4)
29.08.2015

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Es tut weh. Nicht, dass man gegen Frankfurt zuhause verloren hat. Auch nicht, dass man nach drei Spieltagen mit zehn Gegentoren nicht einen einzigen Punkt geholt hat. Erst recht nicht, weil noch so viele Spiele zu spielen und so viele Punkte zu vergeben sind. Es tut weh, mit anzusehen, wie das, wo man so viele Hoffnungen hinein investierte, vielleicht gar nicht funktioniert. Das Konzept des Trainers mag durchaus das richtige sein – aber passt es zu genau dieser Zeit zu genau dieser Mannschaft? Erste Zweifel werden wach, ob das wirklich gut gehen kann.
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4. Spieltag
Hertha BSC – VfB Stuttgart (2:1)
12.09.2015

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„Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn wir nicht Meister werden“ – die Worte meines Kumpels Heinz, an Ironie kaum zu überbieten, trifft es doch den Kern der Sache: wer den Brustring im Herzen und auf dem Trikot trägt, braucht Galgenhumor, sonst sind die Geschehnisse der letzten Wochen, Monate und Jahre nur schwer zu verkraften. Eine Eigenschaft, die ich für mich selbst auch noch erst entdecken muss. Solange wird jede einzelne Niederlage ihre Spuren hinterlassen, und vor allem werden sie Zweifel hervorrufen.
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5. Spieltag
VfB Stuttgart – FC Schalke 04 (0:1)
20.09.2015

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Was wäre, wenn das erste Heimspiel gegen Köln anders verlaufen wäre? Was wäre, wenn der eine oder andere Spieler seine hochkarätigen Möglichkeiten genutzt hätte? Was wäre, wenn wir einfach befreit aufspielen könnten? Was wäre, wenn man sich nicht jeden Tag fragen müsste, was nur falsch gelaufen war. Fußball ist bisweilen schlichtweg grausam, das haben wir schon mehr als einmal in dieser Spielzeit erleben müssen. Jammern auf hohem Niveau? Mag sein. Doch sollten wir uns mit dem zufrieden geben, was der neutrale Zuschauer und die populistischen Gazetten von uns erwarten, nämlich am Abgrund zu sein?
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6. Spieltag
Hannover 96 – VfB Stuttgart (1:3)
23.09.2015

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Es war kurz vor Mitternacht. Still saß ich auf dem weich gepolsterten Stuhl in unserem nett eingerichteten Hotelzimmer, legte meine Handflächen andächtig auf den braunen Holztisch und schaute auf meinen Laptop, den ich gerade eben aufgeklappt und eingeschaltet hatte. Ich schloss meine Augen und atmete drei Mal ganz tief ein und wieder aus. Mein Hals kratzte, dagegen konnten selbst zwei Lemocin-Tabletten nicht helfen. In den Speicherkartenschlitz steckte ich den ersten von zwei Datenträgern und schaute mir die Fotos an, die darauf gespeichert waren. Alles schmerzte. Ich war todmüde. Und grinste dennoch über beide Ohren.
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7. Spieltag
VfB Stuttgart – Borussia Mönchengladbach (1:3)
26.09.2015

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Um 19:28 Uhr schrieb ich via WhatsApp meinem Chef, seines Zeichens ebenfalls VfB-Fan: „Ich weiß net mal, was ich sagen soll.“ – „Verdient?“ – „Natürlich nicht.“ – „So wie immer also.“ Während ich die Bilder von der Speicherkarte auf meinen Rechner kopierte, schaute ich wortlos auf den Bildschirm und beobachtete den Fortschrittsbalken im Statusfenster. So wie immer also. Besser konnte man es wohl kaum ausdrücken. Sollte man einfach nur traurig sein? Oder ist der Punkt sogar schon längst überschritten und zur Wut übergegangen? Ich kann es nicht einmal beantworten.
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8. Spieltag
TSG 1899 Hoffenheim – VfB Stuttgart (2:2)
03.10.2015

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Ob es wohl jemandem aufgefallen wäre, hätte ich einfach an Stelle eines aktuellen Spielberichts meine Worte von letzter Saison verwendet hätte? Bittere Erinnerungen an den Valentinstag 2015, das letzte Gastspiel in Sinsheim endete jäh mit einem Gegentor in der Nachspielzeit. Für viele war klar, dass wir jetzt absteigen würden, zu einem weit späteren Zeitpunkt der Spielzeit als jetzt. Das Wort „Abstiegskampf“ möchte keiner so recht in den Mund nehmen, dabei deuten viele Zeichen darauf hin. Dass wir vor dieser Spielzeit mit ganz anderen Erwartungen, Hoffnungen und Träumen ins Stadion gingen, scheint nun beinahe vergessen.
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9. Spieltag
VfB Stuttgart – FC Ingolstadt 04 (1:0)
18.10.2015

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„Ohje, bist du erkältet?“ fragte man mich, als ich am Montagmorgen das Büro betreten hatte. „Nein, nur ein wenig zu viel rumgeschrien“. Noch im gefühlten Halbschlaf legte ich meine Sachen ab, schlurfte zum Wasserkocher und machte mir Wasser für meinen Zitronentee, auf dass es dem Halse gut tun würde und setzte mich schließlich an meinen Rechner. „Und? Wie haben sie gespielt?“ fragte mich erwartungsvollen Blickes meine Kollegin Renate. „Nicht so gut…“, ihre Miene verfinsterte sich kurz, „…aber sie haben gewonnen!“.
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10. Spieltag
Bayer 04 Leverkusen – VfB Stuttgart (4:3)
24.10.2015

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Es gibt Momente, da wird es ganz schnell schwarz um einen. Man fällt in ein Loch und während man auf den Schmerz beim Aufschlag wartet, fällt man immer weiter, bis man kein Licht mehr sieht. Überall ist Dunkelheit, sie lähmt, sie verängstigt und entzieht die Fähigkeit zu Atmen. Regungslos schwebt man in einem luftleeren Raum, orientieren kann man sich nicht, festhalten kann man sich nicht. Welch beklemmendes und ohnmächtiges Gefühl uns umhüllt, während uns ein modriger Geruch in die Nase steigt. Und dann schlägt man unvermittelt am Boden auf.
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DFB-Pokal, 2. Runde
FC Carl Zeiss Jena – VfB Stuttgart, DFB-Pokal (0:2)
28.10.2015

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Ein wenig absurd ist es ja schon ein wenig. Anders kann man die Tatsache nicht bezeichnen, dass es die Mannschaft mit einem der gefälligsten Offensivspiele geschafft hat, nur bei mehr als mäßigen bis geradezu richtig schlechten Spielen die Siege einzufahren. Welcher Logik das Ganze folgt, habe ich noch nicht entschlüsseln können – vermutlich gibt es gar keine. Gedankenverloren sitze ich hier mit einem Radler zu meiner linken, der zuletzt benutzten Eintrittskarten zu meiner rechten, auf meiner linken Schulter ruht ein heißes Kirschkernkissen.
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11. Spieltag
VfB Stuttgart – SV Darmstadt 98 (2:0)
01.11.2015

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Mit weit ausgebreiteten Armen drehte er ab und hinterließ in der Cannstatter Kurve das Bildnis der Verwüstung. Küsschen, Küsschen! Küsschen für das leidgeprüfte Publikum, Küsschen für die Teamkameraden, die alles andere als eine souveräne Leistung darboten, Küsschen für alle, vielleicht sogar auch für Alexander Zorniger. Küsschen, Küsschen, lieber Timo Werner! Beinahe nichts ist schöner als der Moment der endgültigen Erlösung, zwischen nervöser Panik, in den letzten entscheidenden Konter zu laufen und jenem herrlichen Glücksgefühl, wenn du weißt: „Das Ding ist durch!“, ein Schuss ins Glück, mitten ins Herz.
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12. Spieltag
FC Bayern München – VfB Stuttgart (4:0)
07.11.2015

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„Was auch immer passiert: du kannst nur positiv überrascht werden!“ – so sehr ich mir vornahm, mir von keinem üblen Ergebnis die Laune verderben zu lassen, desto mehr scheiterte ich an mir selbst. Wenn es ein Spiel gibt, über das man sich wahrlich nicht aufzuregen brauch, so war es dieses – und doch blieb am Ende Verbitterung und Enttäuschung. Es ist schwer, gegen die Bayern zu bestehen, am Ende bleibt ein Geschmäckle, dass man drei Mal in dieser Partie benachteiligt wurde und sich letztendlich als „bemitleidenswert“ betiteln lassen muss. Es sollte mir egal sein. Ist es aber nicht.
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13. Spieltag
VfB Stuttgart – FC Augsburg (0:4)
21.11.2015

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Das Ringen um Worte ist mir nicht fremd. Wie oft saß ich in den letzten Jahren genau an dieser Stelle, an meinem Rechner im Arbeitszimmer unserer Cannstatter Wohnung, starrte auf den Bildschirm, atmete schwer und wusste nicht, was ich schreiben soll. Oder schlimmer noch, nicht zu wissen, wie ich mich motivieren sollte, etwas zu schreiben, was ich am liebsten gar nicht erst erlebt oder genauso schnell wieder vergessen hätte. Zu oft saß ich hier, hineingefallen in ein dunkles Loch voller Frust.
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14. Spieltag
Borussia Dortmund – VfB Stuttgart (4:1)
29.11.2015

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„Was mache ich hier eigentlich? Ist es das hier wirklich wert? Ich könnte jetzt daheim sein, unter einer kuscheligen Decke auf der Couch sitzen und ein Buch lesen oder ein bisschen fernsehen. Ich könnte einen leckeren Tee trinken und mich entspannen.“ Das könnte ich. Aber ich entschied mich anders. Meine Waden krampften schon, als mir unablässig der Regen ins Gesicht prasselte, der kalte Wind meinen durchnässten Körper auskühlte, meine Brille beschlug und ich für einen Moment überall sein wollte, nur nicht hier.
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15. Spieltag
VfB Stuttgart – SV Werder Bremen (1:1)
06.12.2015

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Wo ist sie hin, diese Unbeschwertheit aus vergangenen Tagen? Wo ist es hin, dieses Vertrauen bei jedem einzelnen Spiel, dass die Mannschaft das allerbeste geben würde, wozu sie fähig ist? Wo ist sie hin, dieser unbeirrbare Glaube daran, dass alles am Ende gut wird? Ich kann nicht genau sagen, wann genau ich den Glauben verloren hatte – die Jahre des Abstiegskampfs ließen mich schon längst verbittert zurück, inmitten einer Cannstatter Kurve, die nach wie vor immer alles für den Verein gibt, auch wenn die Spieler auf dem Feld, die unsere Trikots tragen, schon längst nicht mehr deren würdig sind.
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16. Spieltag
1. FSV Mainz 05 – VfB Stuttgart (0:0)
11.12.2015

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Im Grunde gibt es an dem einen Punkt rein gar nichts zu beschönigen. Wie schon in der vergangenen Wochen reicht er nicht aus, um seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen, die sich Woche für Woche enger und schmerzhafter um unserem Hals legt und uns die Luft abschnürt. Wir dachten alle, wir hätten mehr Zeit. Wir dachten alle, es würde uns erspart bleiben. Im eiskalten Regen vor dem Mainzer Stadion fragte mich mein Kumpel Markus Stunden vor der Partie, wann genau die Spielzeit gekippt war. Der Zerfall kam schleichend, die Erkenntnis spät. Schadensbegrenzung. Um sehr viel mehr kann es diese Saison nicht mehr gehen.
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DFB-Pokal, Achtelfinale
VfB Stuttgart – Eintracht Braunschweig (3:2 n.V.)
16.12.2015

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Nass wie ein begossener Pudel. Als wir des Nachts heimkehrten, erinnerte mein Anblick an den VfB selbst, wie er zwischenzeitlich auf dem neu ausgelegten Rollrasen stand. Eine gefühlte Ewigkeit später war ich endlich aus den nassen Klamotten heraus. Stiefel, Socken, Jeans, zwei Pullis und meine Thermo-Strumpfhose, alles wurde lustlos in der Wohnung verteilt. Eine kleine Last fiel von mir ab, selbst wenn in einigen Wochen niemand mehr danach fragen würde, wie das Viertelfinale erreicht wurde.
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17. Spieltag
VfB Stuttgart – VfL Wolfsburg (3:1)
19.12.2015

2015_12_19_VfB-Wolfsburg_21

Wohin nur mit all diesen Emotionen? Darauf war ich absolut nicht vorbereitet. Was wir gestern im Neckarstadion zu sehen bekamen, entbehrt normalerweise jeglicher Logik, fassungslos standen wir ein weiteres Mal da, doch nicht vor entsetzen, sondern gar vor Freude. Wer hätte es denn ahnen können? Am Tag danach, den ich unfreiwillig ausgeschlafen begann, sollte man eigentlich meinen, diese Zeilen würden sich so einfach schreiben lassen wie noch nie in dieser Saison. Ein Trugschluss, wie ich gut zwei Stunden nach dem Aufstehen feststellen musste.
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18. Spieltag
1. FC Köln – VfB Stuttgart (1:3)
23.01.2016

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Hier stand ich, röchelte, hustete, krächzte. Nur schwer bekam ich Luft, doch trug ich das Lachen in meinem Gesicht. Um mich herum nur freudige Gesichter, wohin ich auch sah, alle lagen sich in den Armen – damals wie heute. Erinnerungen wurden wach an den 20. Februar 2010, als ich genau hier stand im Gästeblock des Kölner Stadions, vom Husten geplagt, doch zufrieden aufgrund des Ergebnisses und der spielerischen Leistung. 2163 Tage später wiederholte sich die Geschichte, irgendwie gleich, doch irgendwie ganz anders.
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19. Spieltag
VfB Stuttgart – Hamburger SV (2:1)
30.01.2016

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Die Angst stand mir deutlich ins Gesicht geschrieben, mein Herz raste und eiskalter Schweiß rannte mir den Rücken hinunter. Meine Knie schlotterten, mir war abwechselnd heiß und kalt. Vor meinem inneren Auge sah ich es schon, das späte Gegentor, die jubelnden Hamburger, die frustrierte Cannstatter Kurve. Wie nah das pure Glück und die bittere Verzweiflung beieinander liegen, zeigt oft nur ein einziger kleiner Moment. Gerade eben fürchtest du noch, dass dir das Rückgrat gebrochen wird, im nächsten Augenblick schreist du dir die Seele aus dem Leib, weißt nicht wo oben und unten, vorne und hinten ist, liegst mit Tränen in den Augen in den Armen deiner Mitmenschen und fragst dich, wie du nur für eine Sekunde daran zweifeln konntest.
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20. Spieltag
Eintracht Frankfurt – VfB Stuttgart (2:4)
06.02.2016

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Vier Jahre, acht Monate, vier Wochen und zwei Tage. Die Statistik hatte ich mir genau angesehen, bevor wir uns auf den Weg nach Frankfurt machten. Viel Zeit ist vergangen, seit der VfB zuletzt vier Spiele in Folge gewinnen konnte, und ungeachtet meines sonst so trüben Pessimismusses war ich mir sicher. Was auch immer Jürgen Kramny in dieser Mannschaft bewegt hat, an welchen Stellschrauben er gedreht hat und welche Worte er gefunden hat, die Früchte seiner Arbeit zeigten sich schnell: aus einer Ansammlung einzelner Fußballer wurde ein Team. Leidenschaftlich. Kompromisslos. Effizient.
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DFB-Pokal, Viertelfinale
VfB Stuttgart – Borussia Dortmund (1:3)
09.02.2016

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Eine halbe Ewigkeit lang starre ich das weiße Blatt vor mir an und versuche, mich zu überwinden. Was hatte ich mir nicht dieser Tage alles anhören müssen, ich sei verrückt geworden, zu glauben, dass nun alles schlecht sei. Ein bisschen erinnert es mich an den Saisonbeginn, als ich am zweiten Spieltag den Zeigefinger erhob und ahnte, die Niederlage in Hamburg würde ihre Spuren in den Köpfen der Spieler hinterlassen, und ich behielt Recht – was an dem heißen Augustwochenende ein Jeder als Hirngespinst abtat.
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21. Spieltag
VfB Stuttgart – Hertha BSC (2:0)
13.02.2016

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Wisst ihr, ich wollte in meinem Leben vieles sein, nur nicht gewöhnlich. Vor zehn Jahren hatte ich noch nicht gedacht, an einem verregneten Sonntagnachmittag in meiner Stuttgarter Wohnung zu sitzen, still vor mir hin grinsend, und nach Worten zu suchen, die ich für zahlreiche Leser und nicht zuletzt für mich selbst, niederschreiben. Mein ganzes Leben lang vertrete ich die Überzeugung, dass ein Leben ohne Begeisterung eine Verschwendung ist. Jene Begeisterung hat mich zuletzt sonntags hier sitzen lassen, Worte der Enttäuschung habe ich niedergeschrieben ohne nennenswerte Hoffnung, so bald wieder die schönen Seiten genießen zu dürfen. Doch wenn sie zurückkehren, fühlen sie sich um ein Vielfaches schöner an.
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22. Spieltag
FC Schalke 04 – VfB Stuttgart (1:1)
21.02.2016

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Das Wort „traumatisiert“ trifft es vielleicht ganz gut. Anders könnte ich es mir ansonsten nicht erklären, warum ein Punktgewinn im achten ungeschlagenen Bundesligaspiel in Folge für mich persönlich ein bisschen zu wenig ist. Dass ich damit weitgehend alleine stehe, muss ich wohl oder übel in Kauf nehmen. Der Grund für das einzige finstere Gesicht im Gästeblock mag zwar nicht rational sein, doch er ist zumindest nachvollziehbar: je schneller wir ganz viele Punkte holen, desto früher können wir den Abstiegskampf zu den Akten legen. Nichts wünsche ich mir sehnlicher als das. Obwohl.. Nein. Es ist die Gelassenheit, die ich mir mehr wünschen würde. Fraglich nur, was in den nächsten Wochen und Monaten realistischer ist.
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23. Spieltag
VfB Stuttgart – Hannover 96 (1:2)
27.02.2016

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Vielleicht sollte ich in diesem mentalen Zustand nicht die ersten Zeilen meines Spielberichtes schreiben. Vielleicht sollte ich mich nach einem harten Tag einfach nur schlafen legen, mich beruhigen und eine Nacht darüber zu schlafen, bis sich der größte Frust gelegt hat. Vielleicht sollte ich das alles nicht überbewerten. Doch kann ich es nicht, nichts von alledem. Innerlich aufgewühlt sitze ich nun her, doch anders als noch vor einigen Monaten, als es Hoffnungslosigkeit und tiefe Enttäuschung waren, ist es in diesen Stunden nicht mehr als nur die pure Verbitterung. Es will mir einfach nicht in den Kopf, wie das passieren konnte. Auch wenn mich das zum Prellbock macht.
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24. Spieltag
Borussia Mönchengladbach – VfB Stuttgart (4:0)
02.03. 2016

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Es gibt Dinge, die kann man nicht erklären. Verzweifelt sucht man nach Erklärungen, dreht jeden Stein um, zermartert sich den Kopf, sinniert über jeden einzelnen Aspekt, nur um festzustellen, dass man keine Erklärung finden kann – jedenfalls keine, die logisch erscheint. Bis heute vermag ich keine rechte Erklärung haben, wie es nur passieren konnte, dass wir die ersten Saisonspiele durch die Bank weg verloren hatten. Bis heute habe ich nicht verstanden, welche Hebel es war, den Jürgen Kramny mit seinem Amtsantritt umlegen konnte. Bis heute suche ich nach Antworten, wie man das Spiel gegen Hannover nur verlieren konnte. Und die nächste Frage wird sein: War es das schon wieder mit all der neuen Herrlichkeit?
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25. Spieltag
VfB Stuttgart – TSG 1899 Hoffenheim (5:1)
05.03.2016

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Man sollte meinen, es fällt nach solchen Tagen leichter, die richtigen Worte zu finden. Zu erzählen gibt es genug, angefangen von erneuten Zweifeln am Charakter der Mannschaft, über die Hoffnung auf eine Trotzreaktion, bis hin zu den Momenten, die einem die Freudentränen in die Augen treiben. Ohne jeden Zweifel gibt es einiges zu berichten und ich denke nicht, mit ein paar wenigen Seiten auszukommen, was mir nicht einmal gelingt, wenn ich nicht viel schreiben möchte. Das einzige Problem, was ich nun habe: Wo soll ich denn da nur anfangen?
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26. Spieltag
FC Ingolstadt 04 – VfB Stuttgart (3:3)
12.03.2016

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Samstag. 12. März 2016. 16:31 Uhr. Langsam schüttelte ich den Kopf und starrte ins Nichts. Als der Freistoß von Dario Lezcano im rechten Torwart einschlug und Przemyslaw Tyton alt aussehen ließ, war es mir klar: wir würden dieses Spiel verlieren, die Frage war lediglich, wie hoch. Dabei hatte es trotz des frühen Rückstandes in den ersten zehn Minuten so ausgesehen, als würde der VfB mit seiner spielerischen Qualität vor allem bei gefährlichen Kontern die Oberhand behalten. Nach 61 gespielten Minuten sah es so aus, als sei das Rückgrat der Mannschaft fürs erste gebrochen, meine Hoffnungen auf einen Punktgewinn auswärts waren es auf jedem Fall.
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27. Spieltag
VfB Stuttgart – Bayer 04 Leverkusen (0:2)
20.03.2016

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Er tut weh. Dieser eine Moment, wenn du feststellst, dass all deine Hoffnungen vergebens waren und du dich dann doch wieder zurück im Abstiegskampf befindest. Dieser Augenblick, wenn du den Blick wieder nach unten richten musst und hoffst, nicht wieder das selbe wieder durchzumachen, was dich vor nicht einmal einem Jahr bereits so viele Nerven gekostet hatte. Er tut unheimlich weh. Nicht nur vorm VfB liegt in dieser Saison noch ein weiter Weg zum Klassenerhalt, auch vor mir persönlich. Ohne es zu wollen, bringt mich eine solche Niederlage wie diese gedanklich dorthin, wo ich nie wieder sein wollte: nach Paderborn. Sinnbild der blanken Angst, wenn das Ende nah ist.
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28. Spieltag
SV Darmstadt 98 – VfB Stuttgart (2:2)
02.04.2016

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Wenn es etwas gibt, das mir den letzten Nerv raubt, dann ist es jenes Gefühl der Unruhe, das mich ergreift, wenn ich an das Saisonfinale unseres VfB Stuttgart denke. Geben sich die meisten noch erstaunlich gelassen, werden doch Stimmen lauter und lauter, die Mannschaft müsse sich wieder auf das besinnen, was sie noch bis vor einigen Wochen ausgezeichnet hat. Ich will mich nicht darauf warten müssen, dass es am Ende irgendwie reicht. Ich will nicht nach Wolfsburg fahren müssen mit dem Gedanken, es ginge doch noch einmal um Alles. Ich will mich nicht fragen müssen, welcher der liegen gelassenen Punkte nun wirklich unser Schicksal besiegelt hat.
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29. Spieltag
VfB Stuttgart – FC Bayern München (1:3)
09.04.2016

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Es ist nicht so, dass ich wirklich etwas anderes erwartet hatte. Ich habe genau das erwartet, was es am Ende war, eine weitere Niederlage gegen die Bayern. Und doch sind es jene Spiele, die am bittersten sind: jene, in denen du für einen Moment an der Sensation schnuppern kannst, das Gefühl fast schon riechen kannst, bevor dir ein einziger grausamer Schuss mitten ins Herz alle Hoffnungen nimmt. Eigentlich war es wie immer. Und dann aber doch irgendwie nicht. Was wäre es nur für eine Sensation gewesen, wenn der VfB die letzten notwendigen Punkte für den Klassenerhalt ausgerechnet bei denen holt, die man so gar nicht auf dem Zettel hatte? Es wäre schlichtweg zu schön gewesen, um wahr zu sein.
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30. Spieltag
FC Augsburg – VfB Stuttgart (1:0)
16.042016

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Viele Stunden sind vergangen, seit ich am späten Sonntagvormittag meine Augen öffnete. Mein größter Wunsch blieb unerfüllt: das alles wirklich nur geträumt zu haben. Gerädert stand ich auf, tapste ins Bad und direkt an den Rechner. Mit einem Kaffee vor mir starrte ich lange Zeit ein leeres Blatt auf dem Bildschirm an. Hier sollten in einigen Stunden ein paar Seiten stehen über das Erlebte, was es im Nachgang des Augsburgspiels aufzuarbeiten galt. Der Drang war groß, einfach nichts zu schreiben bis auf die Worte: „Hier gibt es heute keinen Spielbericht zu lesen, da der VfB sich weigerte, am Spiel teilzunehmen“, doch einfach ist das leider nicht.
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31. Spieltag
VfB Stuttgart – Borussia Dortmund (0:3)
23.04.2016

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„Wie ich noch hoffen soll, ist mir schleierhaft. Wie der VfB es noch schaffen soll, ist mir schleierhaft. Wie die Fans wohl mit den nächsten Wochen umgehen, ist mir schleierhaft. Es sind noch drei Spiele und damit die rechnerische Möglichkeit von neun Punkten und dem direkten Klassenerhalt. Die Köpfe hängen schwer, während alle anderen mentalen und sportlichen Erfolg verbuchen, hadern wir mit uns selbst.“ – Jene Worte stammen vom Auswärtsspiel auf Schalke, an genau diesem Spieltag vor genau einem Jahr. An dem Tag, als man genau am gleichen Punkt war, gefühlt bereits abgestiegen war und es viel schlimmer nicht mehr kommen konnte.
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32. Spieltag
SV Werder Bremen – VfB Stuttgart (6:2)
02.05.2015

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Wochenlang haderte ich mit mir, wie sehr es mich doch schmerzen würde, diesem doch so wichtigen Spiel nicht beiwohnen zu können. Nicht, weil es mir mangelnde Urlaubstage oder eine hartnäckige Erkältung nicht erlaubt hätten, vielmehr weil die willkürlich anmutende Ansetzung der DFL an einem Montagabend für so viel Wut sorgte, dass sie große Teile der Fanszene veranlasste, dem Spiel fernzubleiben. Somit blieb uns nichts anderes übrig, als das Spiel bei Freunden anzuschauen, in steter Hoffnung, der VfB würde die entscheidenden Zähler für den Klassenerhalt holen. Was er stattdessen holte, war eine schmerzhafte Abreibung. Und auf einmal fand ich es gar nicht mehr so bedauerlich, nicht dabei gewesen zu sein.

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33. Spieltag
VfB Stuttgart – 1. FSV Mainz 05 (1:3)
07.05.2016

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Eigentlich hatte ich gedacht, Tränen der Trauer würden über meine Wangen laufen. Eigentlich hatte ich gedacht, der VfB nutzt die letzte Chance, die er noch hat. Eigentlich hatte ich gedacht, das alles würde irgendwie anders laufen. Da waren keine bitteren Tränen, keine hemmungslose Aggression in mir, nur die große Fassungslosigkeit, wie uns das noch passieren konnte. Wieder einmal. Es scheint wirklich so zu sein, dass sich die Geschichte immer wiederholt, bis man es eines Tages doch richtig macht. Jahr für Jahr wachen wir auf wie Bull Murray an einem jeden Tag und stellen fest, dass es immer so weiter geht.
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34. Spieltag
VfL Wolfsburg – VfB Stuttgart (3:1)
14.05.2016

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Wie schnell sich der Gästeblock wirklich geleert hat, habe ich nicht einmal mitbekommen. Mit weit aufgerissenen Augen stand ich da, frierend ob des doch recht frischen Windes, der uns um die Nase wehte, mit Rückenschmerzen, Magengrummeln, dickem Kopf und der letztendlichen Gewissheit, dass jetzt alles vorbei ist. Vorbei ist sie, die Saison voller Tiefen und auch einigen Höhen. Vorbei ist sie, eine erneute Niederlage, die sich nahtlos in all das einreihte, dass ich seit acht Jahren in Wolfsburg hinnehmen musste. Vorbei ist sie, die wunderbare Zeit in der ersten Liga. Der VfB ist abgestiegen. Und zwar mit Ansage.
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Der Blick zurück tut dieses Mal gar nicht einmal so weh, wie ich es noch vor einem Monat gedacht hatte. Viele Entscheidungen sind gefallen, seit wir den bitteren Gang in die zweite Liga antreten mussten. Bernd Wahler nahm seinen Hut, Robin Dutt wurde trotz einiger guter Ansätze entlassen, Jürgen Kramny durfte nicht weiter machen, Jos Luhukay ist unser neuer Trainer, zahlreiche Spieler haben sich zum VfB bekannt und einige haben den Verein bereits verlassen, weitere werden folgen. Doch die wohl größte Erkenntnis lässt mich trotz der anstehenden Zweitligasaison lächeln, nämlich jene, dass es immer weiter geht und dass das, wovor ich am meisten Angst hatte, niemals passieren wird: dass wir Fans aufgeben. Für immer VfB!

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